Viertelfinale: Einzelkritik Schweden:Gruppenknuddler und Freudentänzer

Lisa Dahlkvist will von allen Mitspielerinnen geknuddelt werden, Therese Sjögran will lieber gemeinsam tanzen - und Lotta Schelin ist der einzige Mensch weltweit, der rosa Fußballschuhe tragen sollte. Die fröhlichen Schwedinnen beim 3:1 gegen Australien in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Augsburg

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Hedvig Lindahl

1 / 12
(Foto: Getty Images)

Lisa Dahlkvist will von allen Mitspielerinnen geknuddelt werden, Therese Sjögran will lieber gemeinsam tanzen - und Lotta Schelin ist der einzige Mensch weltweit, der rosa Fußballschuhe tragen sollte. Die fröhlichen Schwedinnen beim 3:1 gegen Australien in der Einzelkritik. Gilt als Sinnbild des schwedischen Minimalismus, wurde bislang nur von einer amerikanischen Schulter bezwungen. Gilt auch als ambitionierte Freundentänzerin, wurde bislang nur von Therese Sjögran übertroffen. Hüpfte nach 38 Minuten formschön unter einer Flanke hindurch, musste eine Minute später einen Gegentreffer hinnehmen, der an den Treffer von Philipp Lahm bei der WM 2006 erinnert und den keine Torfrau und kein Tormann der Welt halten kann. In der zweiten Halbzeit mit einigen starken Paraden.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Annica Svensson (re.)

2 / 12
(Foto: AP)

Frau fürs Grobe. Trat in der Vorrunde einer Nordkoreanerin in den Hintern - und bekam dafür einen Freistoß zugesprochen. Verteidigte rustikal gegen die wuchtig heraneilenden Australierinnen, verteilte dabei gleichmäßig Pferdeküsse und Bodychecks. Bei langen Bällen häufig mit Stellungsfehlern, bei flinken Dribblings bisweilen orientierungslos. Könnte durchaus mal Türsteherin in einer Diskothek in Brooklyn werden. Zur Not auch in der Bronx.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Sara Larsson (3. v. li.)

3 / 12
(Foto: dpa)

So etwas wie der Michael Ballack des Frauenfußballs: Hat bereits an sämtlichen internationalen Wettbewerben teilgenommen, ohne je einen Titel zu gewinnen. Verteidigte konzentriert und humorlos, war dabei in ständigem Streit mit ihrer Torfrau, wer denn nun die von den Australierinnen nach vorne geprügelten Bälle klären durfte. In der zweiten Halbzeit stärker unter Druck, immer wieder mit kleineren Stellungsfehlern, die den Australierinnen Kopfballchancen ermöglichten.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Charlotte Rohlin

4 / 12
(Foto: Getty Images)

Gilt als überaus kopfballstark, seit sie den Schwedinnen durch zwei Kopfballtore gegen Dänemark die Qualifikation zur WM gesichert hat. Konnte beim Gegentor ihren Kopf nicht in die Flugbahn des Balles bringen, es hätte aber auch eine Gehirnerschütterung gedroht. Ansonsten ohne Fehler. Trug das dünnste Stirnband auf dem Feld - könnte ein größeres von den Australierinnen geschenkt bekommen, die werden schließlich von einem Einkaufszentrum gesponsert.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Sara Thunebro

5 / 12
(Foto: REUTERS)

Trug ein überdimensionales Stirnband, dazu ein überdimensioniertes Schweißband am linken Handgelenk. Sah aus, als würde sie gleich in eine 80er-Jahre-Disko in Brooklyn gehen wollen. War in der Defensive gelangweilt, prügelte deshalb kurz vor der Pause aus 35 Metern aufs Tor - was allein deshalb für Gefahr sorgte, weil bei dieser WM jeder Schuss aufs Tor grundsätzlich gefährlich ist. Wollte in der zweiten Halbzeit im eigenen Strafraum eine Flanke wegnicken, sah plötzlich eine schwedische Faust vor sich und konnte nicht mehr zurückziehen. Schüttelte kurz den Kopf - und spielte weiter.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Lisa Dahlkvist (2. v. li.)

6 / 12
(Foto: AP)

Gilt gewöhnlich als souveräne Ballverteilerin im Mittelfeld, hat in der Gruppenphase mit zwei Treffern bewiesen, dass sie auch eine Toreschießerin ist. Traf im Viertelfinale schon wieder - und bestand danach darauf, vor dem Freudentanz von jeder Kollegin mindestens einmal geknuddelt zu werden. Herausragend im defensiven Mittelfeld und im Zusammenspiel mit Caroline Seger. Moderierte die Defensive so souverän wie ein New Yorker Late-Night-Talkshow-Gastgeber. Wenn Seger die Türsteherin ist, dann ist Dahlkvist die Betreuerin der Gästeliste. Verlor allerdings den Wettbewerb um das beeindruckendste Stirnband deutlich gegen Sara Thunebro.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Caroline Seger

7 / 12
(Foto: AP)

Spielt bei einem Verein mit dem schönen Namen New York Flash, was sich eher wie eine Disko in Brooklyn anhört denn ein Fußballverein. Agierte wie ein Türsteher vor einer Disko in Brooklyn: Fing ungebetene Gäste grimmig und notfalls auch mit physischer Gewalt ab. Bildet gemeinsam mit Dahlqvist das Gerüst dieser überaus stabilen schwedischen Elf. Initiierte nebenbei nach dem Stibitzen des Balles immer wieder sehenswerte Angriffe.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Linda Forsberg

8 / 12
(Foto: AP)

Beim Singen der Nationalhymnen, bei der sich übrigens alle Spielerinnen der Flagge zuwandten, auffällig fröhlich. War anscheinend sofort zu einem Freudentanz bereit. Wollte nach neun Minuten eine Flanke ins Tor nicken, sah plötzlich eine australische Faust vor sich und zog reaktionsschnell zurück. Danach überaus aktiv über die rechte Seite, allerdings nicht so effektiv wie Sjögran über links. Wurde nach 65 Spielminuten ausgewechselt.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Therese Sjögran

9 / 12
(Foto: dpa)

Wirkte bislang bei den schwedischen Freudentänzen nach Toren und Siegen besonders ambitioniert. Schoss nach elf Minuten nur deshalb ein Tor, um ganz schnell wieder tanzen zu dürfen. Hatte danach immer noch nicht genug, flankte deshalb präzise auf Dahlqvist, die das 2:0 erzielte. Durfte dann tanzen und knuddeln. Verpasste die Knuddelei nach dem 3:1 fast, kam jedoch nach einem kraftvollen Sprint gerade noch rechtzeitig.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Josefine Öqvist

10 / 12
(Foto: AP)

War mal "sexiest woman" eines schwedischen Männermagazins, das ist allerdings schon sechs Jahre her. Konkurrierte an diesem Tag indirekt mit den australischen Kickerinnen, die einst einen Nacktkalender herausbrachten, um die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele zu finanzieren. Wirkte inmitten der fröhlichen Kolleginnen ein wenig muffelig: Band sich nach dem ersten Tor lieber die Schuhe, köpfte eine schöne Hereingabe von Schelin einfach neben das Tor, raunte in der zweiten Halbzeit die Linienrichterin an. Rannte ungefähr so viel wie Jürgen Klinsmann beim WM-Achtelfinale 1990 gegen Holland. Musste eigentlich gar nicht so muffelig sein.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Lotta Schelin

11 / 12
(Foto: dpa)

Auf den Trikots schwedischen Fans waren nur zwei Namen zu sehen: Entweder stand da "Zlatan" oder eben "Lotta". Ergaunerte sich nach sechs Minuten den Ball am gegnerischen Strafraum - und verstolperte ihn sogleich wieder. Umspielte wenige Minuten später elegant eine Gegenspielerin und legte das 1:0 auf. Umspielte danach noch ungefähr 100 Mal ihre Gegnerinnen und wirkte dabei so grazil, als stünde sie auf der Tanzfläche einer Disko in Brooklyn. Ergaunerte nach sechs Minuten in der zweiten Halbzeit den Ball am gegnerischen Strafraum - und schoss das 3:1. Ist der einzige - ja, wirklich: der einzige - Mensch weltweit, der rosa Fußballschuhe tragen darf.

Viertelfinale: Einzelkritik Schweden

Nilla Fischer

12 / 12
(Foto: AP)

Kam nach 65 Minuten aufs Feld. Bekam sogleich eine gelbe Karte und verpasst damit als einzige Schwedin das Halbfinale. Madelaine Edlung: Kam nach 82 Minuten - und tanzte nach dem Schlusspfiff fröhlich mit.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: