WM 2011: Einzelkritik Japan:Frauen mit vier Beinen

Einige japanische Fußballspielerinnen laufen mehr als Frauen eigentlich laufen können, Shinobo Ohno macht im Angriff Dinge, die eigentlich unmöglich sind und Mister Miyagi auf der Trainerbank lächelt milde und lässt die Gegner verzweifeln. Die Japanerinnen in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Frankfurt

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Frauen-WM 2011 - Japan - Schweden 3:1

Quelle: dpa

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Trainer Norio Sasaki

Einige japanische Fußballspielerinnen laufen mehr als Frauen eigentlich laufen können, Shinobo Ohno macht im Angriff Dinge, die eigentlich unmöglich sind und Mister Miyagi auf der Trainerbank lässt die Gegner verzweifeln. Die Japanerinnen in der Einzelkritik. Von Jürgen Schmieder, Frankfurt.

Trainer Norio Sasaki

Stand nach dem Sieg an der Seitenlinie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. Sah in diesem Moment ein wenig aus wie Mister Miyagi aus Karate-Kid-Filmen. Agierte auch ein wenig wie Mister Miyagi: Hatte seiner Elf einige taktische Kniffe mit auf den Weg gegeben, die schon die deutsche Elf hatten verzweifeln lassen und die nun die Schwedinnen verzweifeln ließen. Spricht übrigens auch wie Mister Miyagi: Lobt grundsätzlich nicht sich selbst, sondern seine Spielerinnen, die er übrigens stets als "Frau Ando" oder "Frau Kawasumi" bezeichnet.

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Quelle: AP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Ayumi Kaihori

Präsentierte wie schon gegen Deutschland eine skurrile, wenn auch äußerst effektive Variante des Abstoßes. Positionierte drei Kolleginnen entlang der linken Seitenlinie der eigenen Spielhälfte und drosch das Spielgerät in diese Richtung. Entweder verlängerte eine Mitspielerin nach vorne - oder eine Schwedin köpfte den Ball ins Aus, wodurch die Japanerinnen in Ballbesitz blieben. Am Gegentor schuldlos. Sprunggewaltig und stellungssicher bei Flanken des Gegners, dazu mit geradezu beängstigender Präsenz im eigenen Strafraum.

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Quelle: AFP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Yukari Kinga

Spielstarke Rechtsverteidigerin, gegen Deutschland noch mit Mittellinien-überquer-Verbot. Diesmal hatte sie offenbar die Erlaubnis, auch offensiv tätig zu werden. Nutzte diese Freiheit schamlos aus. Überaus produktiv im Zusammenspiel mit ihrer Vorderfrau Shinobu Ohno, was ein wenig an die besten Zeiten des ehemaligen Rechte-Seiten-Duos Philipp Lahm und Arjen Robben erinnerte.

Fussball-WM: Japan - Schweden

Quelle: dapd

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Azusa Iwashimizu

Furchtlos gegen Lotta Schelin, sah aber bereits nach 15 Minuten, dass man von Schelin an diesem Abend außer temporärer Blindheit wegen deren neonpinker Schuhe eher weniger zu befürchten hatte. Hatte einige sehr schöne Szenen in der Defensive, lieferte den schönsten Moment das Abends allerdings erst nach dem Schlusspfiff: Gab erst einmal jeder Schwedin die Hand, bevor sie zu ihren Kolleginnen ging und feierte.

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Quelle: AP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Saki Kumagai

Wollte furchtlos gegen Josefine Öqvist sein, sah aber bereits nach zehn Minuten, dass sie an diesem Abend erst einmal die Zuspiele von Kollegin Homare Sawa fürchten musste. Hatte auch danach keinen leichten Abend, weil sie Öqvist überallhin folgte, was bei der Laufbereitschaft der Schwedin die Annäherung an die Marathon-Distanz bedeutete. Wurde später von Schelin einfach umgerannt, in der zweiten Halbzeit von Landström umgegrätscht. Schüttelte sich jeweils und spielte dann weiter, als wäre sie von Mister Miyagi höchstselbst beruhigt worden.

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Quelle: AP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Aya Sameshima

Vermittelte den Eindruck, über vier Beine zu verfügen: zwei rannten unentwegt, eines traf das Schienbein einer Gegenspielerin und ein weiteres stocherte den Ball weg. In dieser ohnehin quirligen japanischen Elf die quirligste Spielerin. Lieferte sich mit Ohno ein Privatduell, wer die meisten Sprint-Kilometer zurücklegen würde. Ohno gewann knapp. Sameshima machte das nichts aus, nach dem Spiel grinste sie wie die Sonne überm Fuji.

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Quelle: AP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Homare Sawa

Spielte wie schon gegen Deutschland einen traumhaften Pass - nur diesmal erreichte ihr Zuspiel die Schwedin Öqvist, die das 0:1 erzielte. Danach überaus spielstark und mit dem Versuch, nach diesem grotesken Abspiel keinen einzigen Fehlpass mehr zu spielen - das gelang ihr tatsächlich. Beim 2:1 (ganz links im Bild) vor allem geistig schneller als alle Schwedinnen. Drückte den Kopfball dann nicht gewaltsam, sondern gefühlvoll über die Linie. Wollte wohl sein wie Comic-Volleyballspielerin Mila - aber dieser Titel war schon für Kollegin Kawasumi reserviert. Bekam vom Trainer ein Sonderlob, der davon sprach, dass "Frau Sawa außerordentlich gut gespielt hat".

Hammarstrom of Sweden fights for the ball with Sakaguchi of Japan during their Women's World Cup semi-final soccer match in Frankfurt

Quelle: REUTERS

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Mizuho Sakaguchi

War der lebende Beweis, dass heutzutage Fußballspiele im defensiven Mittelfeld entschieden werden. Präsent wie sonst nur die Sonne überm Fuji, ohne Fehler im Spiel nach vorne. Versteht sich blendend mit Kollegin Sawa, weshalb sich die Schwedinnen immer wieder im Mittelfeld festliefen. Nur eines hätte es nicht gebraucht: den Torschuss aus 40 Metern zehn Minuten vor dem Ende. Allerdings: Bei den Fehlern der schwedischen Torfrau zuvor war es einen Versuch wert.

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Quelle: AFP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Aya Miyama

Hatte das Problem, dass sie auf der linken Seite agieren musste. Auf der rechten Seite spielten Ohno und Kinga derart formidabel, dass sie zunächst kaum Zuspiele bekam. Ärgerte sich nicht darüber, sondern wartete lieber auf eine Aktion der schwedischen Torfrau Hedvig Lindahl, die gemeinhin den Namen "Manuel Neuer" trägt. Lindahl stürmte nach einem Miyama-Pass übermotiviert aus ihrem Tor und machte aus einer eigentlich ungefährlichen Situation das 1:3 für den Gegner. Miyama sagte nach dem Spiel den schönen Satz: "Es war wichtig, dass wir nach dem Gegentreffer unsere seelische Ruhe behalten haben."

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Quelle: AFP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Shinobu Ohno

Spielte in der ersten Halbzeit erst einmal ihre Gegenspielerin Sara Thunebro derart schwindelig, dass der nichts anderes mehr übrig blieb, als beim 1:1 zu spät zu kommen, weil sie sich einfach verirrt hatte. Schoss zu Beginn der zweiten Halbzeit krachend an die Latte und machte danach mit dem Schwindeligspielen weiter, was ein wenig aussah wie ein japanischer Manga-Comic, in dem Dinge funktionieren, die eigentlich unmöglich sind. Als alle schwedischen Defensivakteurinnen die Orientierung verloren hatten, bekam der japanische Trainer Mitleid und holte Ohno vom Platz. Das war in der 86. Spielminute.

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Quelle: AP

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Nahomi Kawasumi

Sieht ein wenig aus wie die legendäre Comic-Volleyballspielerin Mila, die lacht wie die Sonne überm Fuji und die machen kann, was sie will und was sonst keiner kann. Das schien auch Kawasumis Motto zu sein: War sowohl defensive Mittelfeldspielerin als auch Stürmerin, weshalb sie auf jedem Quadratmeter des Spielfeldes mindestens einmal zu finden war. "Ich habe sie gebeten, viel zu laufen", sagte ihr Trainer nach dem Spiel. War verantwortlich für den einzigen Torschuss Japans in der ersten Halbzeit, der tatsächlich zum Ausgleich reichte. Wartete dann auf die Manuel-Neuer-Aktion und erzielte ihren zweiten Treffer. "Ich habe sie nicht gebeten, zwei Tore zu schießen", sagte ihr Trainer. Kawasumi lachte nach dem Spiel wie die Sonne überm Fuji.

Frauen-WM 2011 - Japan - Schweden

Quelle: dpa

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Kozue Ando

Einzige japanische Akteurin, die von ihrem Trainer offenbar die Erlaubnis bekommen hat, weniger als zehn Kilometer pro Spiel zu laufen und auch mal vorne stehen bleiben zu dürfen. Musste dafür gegen Annica Svensson agieren. Die Schwedin trat während des Turniers schon einer Gegenspielerin in den Hintern, eine andere grätschte sie so oft um, bis die ausgewechselt werden musste. Svensson trat an diesem Abend einmal mit der Pike derart kräftig gegen das Spielgerät, dass zu befürchten war, dieser Ball sei für weitere WM-Einsätze nicht mehr zu gebrauchen. Ando hielt sich deshalb lieber zurück und lief tatsächlich weniger als zehn Kilometer.

Fussball-WM: Japan - Schweden

Quelle: dapd

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Yuki Nagasato

Wollte sich für einen Platz im Finale präsentieren. Gelang ihr nicht, sie schoss zweimal weit am Tor vorbei. Lachte nach dem Spiel wie die Sonne überm Fuji.

Japan v Sweden: FIFA Women's World Cup 2011 - Semi Final

Quelle: Getty Images

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Megumi Takase

Wurde kurz vor Schluss eingewechselt. Lachte wie die Sonne überm Fuji.

Fussball-WM: Japan - Schweden

Quelle: dapd

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WM 2011: Einzelkritik Japan:Megumi Kamionobe

(Bild, ganz links). Wurde noch später eingewechselt. Lachte wie die Sonne überm Fuji.

© sueddeutsche.de/jüsc/hum
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