WM 2010: Presseschau:Mannschaft mit Autor

Die Presse stimmt einstimmig ein Loblied auf den Bundestrainer an. Angela Merkel kann wenigstens in Südafrika jubeln und Geheimtipps verhelfen Spanien ins Viertelfinale.

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WM 2010 - Argentinien - Deutschland

Der deutsche WM-Durchmarsch sei entscheidend auch der Verdienst von Bundestrainer Joachim Löw, urteilen die Kommentatoren einhellig. Ihm sei es zu verdanken, dass ein "fußballerisches Gesamtkunstwerk, ein geöltes Räderwerk" auf dem Platz zu bestaunen sei, schreibt etwa Markus Völkner in der taz.

(Foto: dpa)

Für Robert Ide (Tagesspiegel) ist der Erfolg der Nationalmannschaft vor allem dem Bundestrainer zu verdanken. "Joachim Löw, der schnell feinsinnig und ebenso schnell wütend werden kann, hat in der Vorbereitung auf die WM in Südafrika die richtige Balance gefunden. Für sich und sein erfrischendes Team." Die berufliche Zukunft des Klinsmann-Nachfolgers sieht Ide deshalb weiterhin beim DFB: "Einen guten Grund für den Bundestrainer, nach dieser Weltmeisterschaft aufzuhören, gibt es jetzt nicht mehr - höchstens den Titelgewinn. (...) Löw ist ein Wettkampftrainer, wie er selbst sagt, und er hat sich im Kreise der Nachfolger Michael Ballacks eine Welt geschaffen, in der er sein Talent ausleben kann. Joachim Löw und seine motivierte Mannschaft können sich ihrer Arbeit und ihrer Spielkunst sicher sein. Ihre große Zeit hat gerade erst begonnen."

Auch Markus Völkner (taz) gerät bei der Betrachtung der Arbeit des Bundestrainers ins Schwärmen. Das Duell mit den Südamerikanern habe die Akribie gezeigt, mit der Löw und sein Trainerstab vorgehen würden. Die Deutschen hätten "den Titelfavoriten gedemütigt, ihm nicht den Hauch einer Chance gelassen. Wie geprügelte Hunde schlichen die Verlierer in die Kabine des Kapstadter Stadions." Doch selbst nach dem "epochalen Sieg" habe Löw so ausgesehen, "als hätte er nur ein Trainingsspiel gegen die Auswahl der Provinz 'La Pampa' gewonnen. Andere hätten sich von der Bugwelle des Erfolgs wegtragen, hätten sich treiben lassen im Meer der Selbstgefälligkeit. Nicht so der Bundestrainer, der genau weiß, dass noch zwei Partien zu spielen sind. Sein Team braucht ihn noch als nüchternen Analytiker und gewieften Taktiker." Löw sei dem Fußball verfallen, doch "ein Besessener ist er deswegen aber noch lange nicht. Dafür erledigt er die Arbeit viel zu locker und unaufgeregt. Löw sei vielmehr seit sieben Wochen in seinem Element: Endlich kann er täglich mit Spielern arbeiten, sie formen und anleiten." Und diese harte Arbeit trage jetzt Früchte: "Die jungen Spieler blühen auf, Bundesliga-Problemfälle wie Lukas Podolski und Miroslav Klose werden zu Leistungsträgern in der Startelf, das Spiel der Deutschen wird dank Löws Offensivfimmel gänzlich undeutsch. Zu bestaunen ist ein fußballerisches Gesamtkunstwerk, ein geöltes Räderwerk."

Kollektiver Triumph

Cayetano Ros (El País) lobt die Leistung Joachim Löws und die Stärke des deutschen Kollektivs: "Deutschland ist eine Mannschaft mit Autor. Vor zwei Jahren glaubte Joachim Löw, dass seine Nationalelf eines Tages derjenigen Spaniens ähneln könnte, dem Kontrahenten, der ihm bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz eine Lektion erteilt hatte. Der deutsche Trainer nahm sich vor, jenem Weg zu folgen, der versucht, durch einen frischen, gewagten und komplexfreien Fußball zum Erfolg zu kommen. Deshalb rekrutierte er eine Gruppe junger technisch begabter Spieler wie Müller, Özil, Khedira, Kroos und Marin, ohne wohl auch nur im Entferntesten damit zu rechnen, dass die drei Erstgenannten ihm einen derart spektakulären Ertrag einbringen würden. Begünstigt wurde dies durch das Fehlen des autoritären Ballack aufgrund einer Verletzung in letzter Sekunde, was einer Befreiung gleichkam. Es ist ein kollektiver Triumph, angeführt von Schweinsteiger, verziert durch Müller und Özil und vollendet durch die Keule von Podolski und Klose. Im Gegensatz zum Kult der Individualität Argentiniens, wo Maradona und Messi sich als Protagonisten gerierten, die sie nicht waren."

Von wegen Copa Americana!

Nach den Viertelfinalbegegnungen erkennt Michael Horeni (FAZ) eine Machtverschiebung zugunsten Europas: "Mit Deutschland und den Niederlanden setzte sich eine typisch kontinentaleuropäische, wenn auch unterschiedlich dosierte Zwei-Komponenten-Mischung durch - für die stilbildend auch der dritte Halbfinalist Spanien steht. Ständige Offensivbereitschaft und mannschaftliche Homogenität mit hoher Laufleistung sind die Erfolgsstruktur. Dungas Brasilien brachte dabei zu wenig Angriffslust und Maradonas Argentinien zu wenig innere Balance ins Spiel." Einer positiven Zukunft dürfe der deutsche Fußball entgegen blicken, die Horeni sich ohne Joachim Löw und dessen Trainer-Team gar nicht vorstellen könnte. "Mit dem Einzug ins Halbfinale rückt auch ins Blickfeld, dass der deutsche Fußball in den vergangenen knapp zehn Jahren, in denen er lange mit seiner strukturellen Krise zu kämpfen hatte und um Anschluss an die Erfordernisse der Zeit rang, trotzdem außerordentliche Resultate lieferte. Schon jetzt steht fest, dass keine andere Nation eine solche Ausdauerleistung erbracht hat: WM-Finalist 2002, Platz drei vor vier Jahren und nun schon wieder im Halbfinale. Da kommen seit dem neuen Jahrhundert weder Brasilien, Italien, Argentinien und Frankreich noch die Niederlande mit." Dieses Jahr müsse aber noch nicht mit dem Erreichen des Halbfinales Schluss sein: "Für ein hungriges Team, das sich seine Grenzen nicht einmal von Giganten setzten lässt, ist der WM-Titel zum einzigen Maßstab geworden. Nur damit kann man den neuen Fußball-Größen kommen."

WM 2010: Presseschau: Den Auftritt von Edelfan Angela Merkel beobachten die deutschen Medien mit gemischten Gefühlen: "Da kann die Kanzlerin nur hoffen, dass Jogis Zauberer am Abend gegen Spanien die magere Leistung der schwarz-gelben Gurkentruppe vergessen machen", kommentiert  so zum Beispiel Karl Doemens in der Berliner Zeitung.

Den Auftritt von Edelfan Angela Merkel beobachten die deutschen Medien mit gemischten Gefühlen: "Da kann die Kanzlerin nur hoffen, dass Jogis Zauberer am Abend gegen Spanien die magere Leistung der schwarz-gelben Gurkentruppe vergessen machen", kommentiert  so zum Beispiel Karl Doemens in der Berliner Zeitung.

(Foto: ap)

Vom Meisterstück des "emotionalen Leaders" Bastian Schweinsteiger berichtet Anja Schramm (Welt Online). Der Sieg im Viertelfinale gegen Argentinien sei das beste Länderspiel des 25-jährigen Bayern gewesen. Vor allem seine Vorarbeit zum 3:0 von Arne Friedrich stelle "ein Exempel für Schweinsteigers fußballerisches Verständnis, seine Übersicht und Abgeklärtheit" dar. Er habe dazu große Stücke dazu beigetragen, dass Lionel Messi nicht zur Entfaltung gekommen sei: "Dem Thema Messi entledigten sie sich bravourös. Wenn der Weltfußballer zaubern wollte, waren mindestens zwei Deutsche in der Nähe, befehligt von Schweinsteiger, der den geordneten Rückzug organisierte. Messi blieb weitgehend wirkungslos." Die Versetzung von der rechten Außenbahn ins Zentrum des Spielfelds komme dem Spiel des deutschen Vize-Kapitäns sehr gelegen: "Er ist nicht der Mann für ästhetische Schönspielerei. Er ist technisch äußerst versiert, das schon. Aber er ist derjenige, der dem schnörkellosen Spiel zugeneigt ist, einer mit viel Ballbesitz, enormen Laufpensum und einer beeindruckenden Zweikampfquote. Vor allem aber ist er jemand, der nach hinten arbeitet." Dazu passe auch, "dass er nicht mehr viel mit dem Schweini-Image anfangen kann, das ihm einst anhaftete. Das Lockere hat er zwar noch, aber mittlerweile mischen sich auch viele nachdenkliche Töne in seine Ausführungen. Oder wie im Vorfeld des Argentinien-Spiels auch Worte, die für Wirbel gesorgt haben, als er über die Spielweise der Argentinier philosophierte und ihnen eine ruppige Gangart mit Vorsatz attestierte."

Hendrik Ternieden (Spiegel Online) stellt sich die Frage, wie es um die Zukunft von Michael Ballack im Dress der deutschen Nationalmannschaft bestellt sei. Am Samstag verfolgte der "Capitano" den Sieg gegen Argentinien im Stadion und habe so vor allem eines gezeigt: Präsenz. "Nach dem Schlusspfiff eilte Ballack hinunter zur Seitenlinie, er gratulierte den deutschen Spielern, die vor wenigen Wochen noch seine Teamkollegen waren. Eine Szene, die vor allem eines deutlich machen sollte: Ich! Gehöre! Noch! Dazu!" Natürlich habe er "bei jedem Tor gejubelt, mit der Mannschaft gefiebert, sich an dem berauschenden Fußball erfreut. Doch Ballack ist ein intelligenter Mann, der seine Karriere immer weitsichtig geplant hat. Er weiß: Jedes weitere Tor macht seine Rückkehr in die Nationalelf schwieriger." Sein Nachfolger scheint auch schon gefunden: "Schweinsteiger hat Ballacks Position übernommen - und auch dessen Rolle. Er gibt den Takt des Teams vor, er dirigiert, er ist ein echter Anführer. Die Mannschaft der kommenden Jahre wird um Schweinsteiger herum gebaut werden." Der Münchner sei daher nicht mehr von seiner Position zu verdrängen und Sami Khedira, sein Nebenmann im defensiven Mittelfeld, werde seinen Platz auch nicht kampflos aufgeben. Zwar sei Ballack "immer noch ein Spitzenfußballer, sein Ziel die EM 2012. Doch irgendwann muss der Umbruch in einer Mannschaft vollzogen werden. Vielleicht ist die Chance nie wieder so groß wie jetzt."

Edelfan Angela Merkel

Mit den Gefühlsausbrüchen des Edel-Fans beschäftigt sich Oskar Beck (Welt Online). Dabei sei Angela Merkel "beim Jubeln in Kapstadt nicht als Politikerin aufgefallen - sie war Mensch. Gefreut hat sie sich, echt und ehrlich, da war nichts gespielt, das war keine Schauspielerei, keine Schwalbe auf der Tribüne." So erklären sich wohl auch die positiven Reaktionen der internationalen Journalisten vor Ort, die immer dann besonders heftig ausgefallen seien, wenn auf den Bildschirmen die Kanzlerin erschien, "wie sie fassungslos, mitgerissen, überwältigt und ziellos über die Tribüne irrte, um irgendeinen zu finden, den sie noch nicht umarmt und geküsst hatte. Seit sie beim Sommermärchen '06 mit Kaiser Franz auf der Tribüne diesen Boogie-Woogie getanzt hatte, wussten wir zwar, wozu sie beim Gefühlsausbruch fähig ist, aber so fulminant war sie als Kanzlerin noch nie." Für Beck stellt sich deshalb nur noch eine Frage: "Wann bläst unsere Kanzlerin vollends in eine Vuvuzela - am Mittwoch im Halbfinale oder erst beim Endspiel?"

Karl Doemens (Berliner Zeitung) stellt sich die Frage, wie es für Angela Merkel nach den Jubelbildern aus Südafrika im politischen Berlin weitergehe. So scheine die Kanzlerin bei der WM all ihre Sorgen für kurze Zeit hinter sich gelassen zu haben: "Rund 26 Millionen Fernsehzuschauer auf deutschen Plätzen, in Kleingärten oder Wohnzimmern können ein seltenes Spektakel verfolgen: die Kanzlerin im Glück. Vergessen scheint die Umfrage der ARD-Tagesthemen, bei der drei Viertel der Befragten erklärten, Merkel habe ihre Koalition nicht mehr im Griff." Genau diesen Plan hätten ihre Berater verfolgt, als sie ihr rieten, schon zum Viertelfinale nach Südafrika zu fliegen. "Ganz schnell weit weg vom Debakel der verstolperten Bundespräsidenten-Wahl, von den Vuvuzela-Klängen des Unmuts im Unions-Lager und der drohenden Schmach eines Eigentors bei der Gesundheitsreform. Abrupter Szenenwechsel. Neue Bilder. Jogis Jungs befinden sich im medialen Höhenflug, und da möchte auch die Kanzlerin gerne dabei sein. 4:0 - 'ein Traum', schwärmt Merkel und prostet Bastian Schweinsteiger in der Kabine mit Bier zu." Und doch stehe Merkel "nach dem Traum vom Kap ein böses Erwachen in Berlin bevor." Reformen im Gesundheitswesen und der umstrittene Spar-Haushalt würden ihre Schatten voraus werfen. "Da kann die Kanzlerin nur hoffen, dass Jogis Zauberer am Abend gegen Spanien die magere Leistung der schwarz-gelben Gurkentruppe vergessen machen. Trotzdem ist fraglich, ob Merkel am kommenden Sonntag zum Endspiel noch einmal nach Südafrika fliegen kann. Wahrscheinlich würde eher der neue Bundespräsident Christian Wulff den Glanz des goldenen Pokals abbekommen."

Pepes Tipps und Ikers Parade

Die spanische Auswahl biss sich an der Defensive Paraguays fast die Zähne aus, wie Roland Zorn (FAZ) zu berichten weiß: "Die iberischen Pass- und Kombinations-Großmeister fanden am Samstag nie den Dreh heraus, sich vom zähen Gegendruck der taktisch klug eingestellten und mit viel Passion um die eigene Underdog-Chance kämpfenden Paraguayer zu befreien." So dürfe ruhig spekuliert werden, was passiert wäre, wenn Cardozo seine Strafstoß nach knapp einer Stunde verwandelt hätte: "Spanien im Rückstand in dieser intensiven, stressbeladenen und nie gelöst geführten Partie im Johannesburger Ellis-Park-Stadion: Das hätte vor über 55.000 Zuschauern böse enden können für den Europameister, der während dieser WM schon einmal einem 0:1 - gegen die Schweizer - vergeblich hinterhergerannt war." Zum Glück für den Europameister habe ihr Ersatztorwart Pepe Reina Tipps für Iker Casillas parat gehabt. Reina habe "in der vergangenen Saison schlechte Erfahrungen mit Cardozos Elfmetern gemacht, als er im Europa-League-Spiel gegen Benfica Lissabon (1:2) gleich zweimal auf diese Weise vom paraguayischen Stürmer überlistet wurde." An die Vorlieben des Schützen habe er sich deshalb noch gut erinnern können. Der Lohn für den mühsamen Sieg: "Am Mittwoch kommt es in Durban zur Neuauflage des EM-Finales 2008 zwischen Europameister Spanien und den WM-Überfliegern aus Deutschland. Ein Halbfinale, das Fernando Torres, der vor zwei Jahren das Tor zum 1:0-Erfolg für die Spanier schoss, 'wie ein Endspiel' vorkommt."

Nach dem auch die letzte afrikanische Mannschaft bei dieser WM ausgeschieden ist, macht sich S'Busiso Mseleku von der südafrikanischen City Press Sorgen um die Zukunft des Fußballs auf dem schwarzen Kontinent: "Afrikas Misserfolg weckt die Befürchtung, dass einer der fünf Startplätze bei den Weltmeisterschaften demnächst wegfällt. Fifa-Präsident Sepp Blatter zögert seine Antwort wie gewöhnlich heraus und verweist darauf, dass das Thema vom neuen Organisationskomitee Ende des Jahres behandelt wird." Einmal mehr habe sich auch der vielleicht beste Fußballer aller Zeiten getäuscht: "Seine Voraussage, dass eine Mannschaft aus Afrika die Weltmeisterschaft vor dem Jahre 2000 gewinnen werde, verfolgt Pele auch noch eine Dekade nach der Jahrtausendwende." Bei der Suche nach Lösungen für das afrikanische Dilemma müsse man endlich aufhören zu beten und zu träumen, so der Chef des WM-Organisationskomitees, Danny Jordaan. Für die nächste Weltmeisterschaft in Brasilien werde man jetzt einen klaren Schnitt machen und sich an den Viertelfinalisten dieser WM orientieren: "Jordaan erklärte, dass alle Teams, die in die Runde der letzten Acht vordrangen, also auch Ghana, bereits Jahre zuvor gute Ergebnisse mit ihren Jugendmannschaften erzielt hätten und meistens von Trainern der selben Nationalität betreut würden. Das Zusammenspiel zwischen gut ausgebildeten Trainern und bestens angeleiteten Nachwuchsspielern seien die Antwort auf die Probleme des afrikanischen Fußballs."

Kein Ehrentreffer für den Gott

Doris Akrap (taz) stimmt einen Lobgesang auf Diego Armando Maradona an: "Diese WM hatte nur einen glamourösen Superstar, und das war, nach dem Ende des Heldenfußballs, kein Spieler, sondern ein Trainer. Mit dem Ausscheiden Argentiniens verliert das Turnier die absolute Leidenschaft, das beste Entertainment, die große Show, ja das Gesicht." Die ehemalige Nummer 10 der Gauchos habe immer nur eines gewollt, nämlich Fußball spielen. Der Gegner sei ihm dabei egal, denn er sei immer von der Stärke seines Teams überzeugt gewesen. "Und trotzdem ist Diego Maradona eben nicht die Diva à la José Mourinho, der sich, egal ob er Chelsea, Inter oder Real trainiert, für den eigentlichen Star auf dem Platz hält. Maradona ist der Lieblingsonkel, der noch eine Extraportion Schlagsahne auf die Torte gibt, er ist der Familienvater, der keinen seiner Söhne jemals verstoßen würde, er ist der zwölfte Spieler auf dem Platz, der mit allen anderen elf leidet und mit allen anderen elf jubelt." Vor allem seine nicht vorhandene Ernsthaftigkeit hebe Maradona von seinen Trainerkollegen ab: "Denn Ernst ist der Spitzname von Langeweile. Und wenn es etwas gibt, was es mit Diego Armando nie gibt, dann ist es Langeweile." Das sei auch der Grund für seine schlechte Reputation bei den Fußball-Experten dieser Welt: "Nur weil er nicht die immer gleichen Standards eines jeden Trainers von sich gab, galt er den Profi- und Hobbykommentatoren nichts." Aber Maradona sei das genaue Gegenteil von Nichts: "Er ist alles, er ist Gott. Und wahre Götter scheitern ohne Ehrentreffer."

Presseschau zusammengestellt von Marc Vits. Aus dem Spanischen übersetzt von Christian Schwöbel.

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