WM 2010:Vuvuzelas dürfen weiter lärmen

Die Spieler beschweren sich, die Fernsehmacher verzweifeln, die Zuschauer sind genervt. Anders als ein BBC-Interview mit OK-Chef Danny Jordaan vermuten ließ, erwägen die WM-Organisatoren jedoch kein Vuvuzela-Verbot.

Die WM-Organisatoren in Südafrika haben am Sonntag Berichten widersprochen, dass im Organisationskomitee wegen des Lärms in den Stadien über ein Vuvuzela-Verbot nachgedacht werde. "Vuvuzelas sind ein kulturelles Phänomen für unser Land und für den Fußball", sagte OK-Sprecher Rich Mkhondo. Nach einem Interview von OK-Chef Danny Jordaan mit dem britischen Sender BBC war der Eindruck entstanden, dass die lärmenden Plastiktröten aus den Stadien verbannt werden könnten.

"Wenn es Gründe gibt, dann ja", hatte Jordaan auf die Frage nach einem möglichen Trötenverbot dem BBC gesagt. "Wir haben immer gesagt, dass wir handeln werden, wenn sie [die Vuvuzelas] auf dem Rasen landen", wird Jordaan auf der Website des Senders zitiert. Es gebe Sendeanstalten und Personen, die sich über die Tröten beschwert hätten. "Wir überprüfen das laufend." Nach Mkhondos Angaben hätten sich Jordaans Aussage aber darauf bezogen, falls Vuvuzelas dazu verwendet werden, andere Menschen anzugreifen oder auf den Rasen geworfen werden. Jordaan habe nicht davon gesprochen, dass die Vuvuzelas generell verbannt werden sollten.

Auch die Spieler werden die Diskussion über die Vuvuzelas gespannt verfolgen. Frankreichs Mannschaftskapitän Patrice Evra hatte die Tröten bereits für das schwache Auftreten seines Teams mitverantwortlich gemacht. Die Franzosen seien von den Tröten frühmorgens geweckt worden. Auch Argentiniens Javier Manscherano hatte sich beschwert: "Der Fußball ist auch Kommunikation und es ist schwer mit deinem Mitspieler zu sprechen bei diesem Krach der Vuvuzela." Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw kündigte bereits an, mit Zeichensprache arbeiten zu wollen.

Unter anderem ARD und ZDF erhöhten nach zahlreichen Zuschauerbeschwerden über den Lärm der Vuvuzela-Tröten den Druck auf die Produktionsfirma HBS. "Alle Sendeanstalten sind unzufrieden, deshalb werden wir unsere Position klar machen", sagte ZDF-Teamchef Dieter Gruschwitz Spiegel Online am Sonntag. HBS ist für die Fernsehübertragungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika zuständig. Die ARD reagierte demnach bereits auf die Beschwerden und dreht die Stadionatmosphäre beim Abmischen des Tons "aufs Nötigste herunter".

Außerdem statten die Sender ihre Kommentatoren mit Lippenmikrofonen aus, die näher am Mund liegen als die üblichen Headsets - und somit weniger Umgebungsgeräusche einfangen. Die Möglichkeit, den Reporter in eine komplett abgeschottete Kabine zu setzen und somit nur dessen Stimme zu transportieren, komme nicht in Betracht. "Keine Atmosphäre zu transportieren, ist für uns keine Option", hieß es.

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