WM 2010: Einzelkritik Spanien:Zwei Beckenbauer und ein Rocker

Die einzige Hoffnung Europas im Reigen der starken Südamerikaner? Zumindest gegen Chile gewinnen die Spanier und zeigen ihre individuelle Klasse - haben dabei aber Glück, dass sie ein Stürmer rettet und rettet und rettet. Die Einzelkritik.

Thomas Hummel, Pretoria

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(Foto: AFP)

Die einzige Hoffnung Europas im Reigen der starken Südamerikaner? Zumindest gegen Chile gewinnen die Spanier und zeigen ihre individuelle Klasse. Spanien in der Einzelkritik. Iker Casillas Überreichte zur Halbzeit den Ball an Schiedsrichter Marco Rodriguez aus Mexiko. Sagte ihm noch ein paar Worte, es könnten Dankesworte gewesen sein, weil der Unparteiische mit den Chilenen gar so hart ins Gericht gegangen war. Beim Gegentor ohne Chance, erledigte sonstige Aufgaben tadellos.

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(Foto: AFP)

Sergio Ramos Verkörpert bei den Spaniern wie kein anderer Real Madrid. Hang zu Glanz und Glamour und hat vor allem eins: die Haare schön. Normalerweise ein guter Rechtsverteidiger, der aber vor allem zu Beginn mit dem trickreichen, schnellen Jean Beausejour erhebliche Probleme hatte. Muss sich im Achtelfinale gegen Portugal im Glanz- und Glamourduell Cristiano Ronaldo stellen. Und sich dabei erheblich steigern.

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Gerard Piqué (links) Seine Anhänger schreiben ihm eine beckenbauererske Spielweise zu. Wirkt durch seine große Statur wie der erhabene König seiner Abwehr. Löst die meisten Situationen mit Stellungsspiel und Spielverständnis, versucht der erste Aufbauspieler seiner Mannschaft zu sein. Kann aber auch im letzten Moment dazwischen gehen, wenn etwa Chiles Jean Beausejour alleine aufs Tor zusteuert (34.). Stand schlecht, als er den Schuss von Rodrigo Millar zum 1:2 abfälschte (50.).

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Carles Puyol Wirkt immer noch wie der Rocker in einem Symphonieorchester. Seine Mähne lässt sich Carles Puyol auch wegen eines Weltmeistertitels nicht abschneiden. Wenn es sein muss, fährt er dazwischen, als säße er auf einer Harley. Zu Beginn noch desorientiert, als hätten sie ihn auf einen Motorroller gesetzt, dann aber zusehends stärker.

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Joan Capdevila (links) Die Namen Alexis Sanchez und Arturo Vidal wird er sich merken. Hatte zu Beginn alle Hände und vor allem Füße voll zu tun, die beiden irgendwie zu stoppen. Pflichtbewusster Linksverteidiger aus Villarreal, den die kommenden Gegner ins Visier nehmen werden mit ihren Angriffen.

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Sergio Busquets (rechts) Ihm haben noch keine Anhänger beckenbauererske Züge zugeschrieben, dabei versucht Sergio Busquets wie sein katalanischer Landsmann Piqué in der Abwehr das Mittelfeld mit Stellungsspiel und Spielverständnis zu beherrschen. Hatte mit 1,89 Meter bisweilen erhebliche Mühe, die kleinen Chilenen um ihn herum einzufangen.

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Xabi Alonso Spielte jahrelang in England und das merkt man, bringt eine englische Note ins Spiel der Spanier. Hat aber mitunter Mühe dem Kombinationsspiel der eigenen Mannschaft zu folgen. Köpfte aber reihenweise die chilenischen Ecken und Freistöße aus dem Strafraum und schlug nach Ballgewinn geradlinige Pässe. Zum Beispiel nach 24 Minuten auf Torres, der zwar zu spät kam, den Abpraller aber schoss David Villla zum bannbrechenden 1:0 ins Netz.

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(Foto: AFP)

Xavi (links) Darf in der spanischen Nationalmannschaft ein Stück weiter vorne dirigieren als beim FC Barcelona. Ist deshalb nicht ganz die spielbeherrschende Drehscheibe. Schoss nach drei Minuten einen Freistoß auf den Kopf von Torres und bewies dabei, dass er auf 50 Meter Entfernung auch einen Bierdeckel treffen würde. Wurde zunächst häufig Opfer der chilenischen Hornissenschwärme im Mittelfeld und verlor ungewohnt viele Bälle. Zeigte aber dann vor allem gegen zehn Gegner, welch geniale Pässe er schlagen, zwirbeln, komponieren kann.

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(Foto: dpa)

Andrés Iniesta (unten) Zuletzt angeschlagen, musste wegen Muskelverletzungen immer wieder aussetzen. Wirkte zu Beginn überfordert mit den aggressiven Chilenen, mit der Intensität des Spiels. Andres Iniesta überfordert? Kann nicht sein, hat es noch nie gegeben. Ist ein viel zu guter Fußballer, als dass aggressive Chilenen ihn dauerhaft beeindrucken könnten. Kam immer besser in die Partie - und verwertete gekonnt seine erste Chance zum 2:0 (37.). Wurde immer stärker und kann für die Spanier vielleicht doch noch der entscheidende Spieler auf dem Weg zum Titel werden.

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(Foto: AFP)

David Villa Beim 1:0 mag vielleicht einer sagen: Das war ja nicht schwer, das Tor leer. Doch diesen Abpraller mit dem schwachen linken Fuß direkt aus 40 Metern über Torwart und Verteidiger ins Tor zu schießen, war eine Kunst. Der Retter Spaniens! Schon gegen Honduras erlöste er mit einem Solo die verunsicherten Mitspieler. Auch diesmal fiel sein Treffer in eine gute Phase des Gegners. Legte dann auch Iniestas 2:0 auf. Angesichts eines fehlenden zweiten guten Stürmers muss er seine Spanier vermutlich weiter retten und retten und retten.

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Fernando Torres Es gab einmal El Nino, das gefährlichste Kind Spaniens. Fiel dann einige Zeit verletzt aus und verballert in Südafrika am Fließband die schönsten Möglichkeiten. Strahlt derzeit die Gefahr eines Dreijährigen aus, der eine pubertäre Jugendbande von seinem Bolzplatz vertreiben will. Blieb nach dem unglücklichen Zusammenprall mit Marco Estrada immerhin so lange liegen, bis der Chilene Gelb-Rot bekam. Wurde wie immer als Erster von Trainer del Bosque vom Platz geholt (58.).

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Cesc Fábregas (rechts) Fábregas auf der Bank? Eigentlich unmöglich. Die spanische Nationalmannschaft ist die einzige Elf der Welt, die sich das leisten kann. Mit 23 Jahren schon eine Legende beim FC Arsenal. Hat sich wie Piqué einen Vollbart wachsen lassen, will vielleicht als piquésk durchgehen.

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(Foto: Reuters)

Javier Martinez (vorne rechts) Javier Martinez? Ausnahmsweise mal kein Weltstar aus Barcelona oder Madrid, sondern ein 21 Jahre Mittelfeldspieler von Atletic Bilbao. Kam nach 75 Minuten und machte sein drittes Länderspiel in einer solch entscheidenden Situation. Trainer del Bosque muss eine Menge von ihm halten.

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