WM 2010: Paraguay:Historie in Skischuhen

Mit einem fürchterlichen Kick qualifiziert sich Paraguay im Elfmeterschießen gegen Japan zum ersten Mal für ein WM-Viertelfinale. Die Spieler feiern, dabei konnten sie nur eins wirklich gut: Auf die Knie sinken. Die Einzelkritik.

Thomas Hummel, Pretoria

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Mit einem fürchterlichen Kick qualifiziert sich Paraguay im Elfmeterschießen gegen Japan zum ersten Mal für ein WM-Viertelfinale. Die Spieler feiern, dabei konnten sie nur eins wirklich gut: Auf die Knie sinken. Die Einzelkritik. Justo Villar Ein Torwart und doch kein historischer Elfmeterheld. Sah alle japanischen Strafstöße an sich vorbeirauschen und hörte bei Kumanos Versuch, wie der Ball gegen die Latte prallte. Zeigte vorher hin und wieder, dass er ein guter Torwart sein kann. Dabei ist er aus der Italien-Partie bekannt, als er vor dem 1:1 wie ein fehlgesteuerter Papierflieger am Ball vorbeigesaust war. Wird im historischen Viertelfinale sicher mehr halten müssen.

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Roque Santa Cruz (links) War einmal historisches Wunderkind des paraguayischen Fußballs. Inzwischen 28 Jahre alt, spielt seit gefühlten 26 Jahren professionellen Fußball. Wunderkindliches war in Pretoria trotzdem nicht zu sehen. Die Sportfreunde Stiller dichteten mal ein Lied auf ihn, dass nur einer, nämlich er, rockt. Rockte leider gar nicht und wurde in der Verlängerung für den letzten Elfmeterschützen ausgewechselt. Trainer Martino traute ihm also nicht einmal das zu.

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Edgar Barretto 1. Elfmeterschütze. Zielte gekonnt nach links unten und begann danach mit dem paraguayischen Auf-die-Knie-Sinken. Jubelte über seinen Treffer derart ausgiebig, als hätte er schon den Ausgang geahnt.

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Lucas Barrios 2. Elfmeterschütze. Zielte nach rechts unten und sank danach schlagartig auf die Knie. Eigentlich ein Argentinier, der in Chile Welttorjäger wurde und nun in Dortmund spielt. Ließ sich aber wegen paraguayischer Ahnen kurzfristig einbürgern und ist nun ein historischer Elfmeterheld des Landes. War zuvor bester Angreifer auf dem Platz.

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Cristian Riveros 3. Elfmeterschütze. Traf rechts unten, sank aber nicht auf die Knie, was irritierte. Schrie stattdessen wie wild seine Anspannung heraus. War zuvor Teil des unglaublich schlechten Mittelfeldspiels der Südamerikaner. Auffälligste Aktion: Zog bei einem Kopfballduell Mitspieler Benitez die Beine weg, so dass dieser wie ein Hubschrauber durch die Luft wirbelte.

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Nelson Valdez 4. Elfmeterschütze. Drosch den Ball in die Tormitte, warf sich daraufhin mit Anlauf auf die Knie, knallte die Faust auf den Rasen und auf die Brust und jubelte überhaupt in einer Weise, die nicht mehr übertroffen werden konnte. Redete einst Barrios gut zu, doch für Paraguay zu spielen und verlor dann seinen Stammplatz an Barrios. Nach seiner Einwechslung das aus Dortmund bekannte Trainerärgernis: Kopf runter, gerade aus laufen, hoppla, da ist ja die Auslinie, Einwurf für den Gegner.

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Oscar Cardozo 5. und historischer Elfmeterschütze: Kalt wie ein sibirischer Tiger schob er den entscheidenden Strafstoß ins Eck. Wurde für Santa Cruz in der Verlängerung eingewechselt, um genau das zu tun. Sank nicht auf die Knie und knallte auch nicht die Faust auf den Rasen, sondern küsste das Nationalwappen auf seinem Hemd. Feierte in diesem Moment einen historischen Erfolg für sein Land.

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Claudio Morel Rodriguez Cool wie ein japanischer Samurai. Schlug manchmal Flanken zum Verlieben, ein anderes Mal schien er keine Lust zu haben und bolzte wild in der Gegend herum. Ob seiner Coolheit ein geborener Elfmeterschütze. Trat aber nicht an.

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Antolin Alcaraz Zusammen mit Samurai Tanaka bester Mann auf dem Platz. Kein Wunder: beide sind Innenverteidiger. Alcaraz zeigte als einziger WM-Viertelfinal-Niveau. Ob seiner Leistung geborener Elfmeterschütze. Trat aber nicht an.

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Paulo da Silva Fiel bei einem der wenigen schnellen Angriffe Japans plötzlich um. Warum? Vielleicht wollte er Alcaraz die Sache erledigen lassen, was der auch tat. Braver Mitarbeiter und deshalb kein geborener Elfmeterschütze. Schoss auch nicht.

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Carlos Bonet (rechts) Schoss keinen Elfmeter und fiel auch sonst nicht auf. Sinnbild für das langweiligste Spiel des Turniers.

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Néstor Ortigoza (rechts) Wirkte schwerfällig wie ein Mitglied einer Alt-Herren-Mannschaft. Lief dann plötzlich schnell wie ein 25-Jähriger und ein Blick auf den Spielberichtsbogen bestätigte: Ortigoza ist 25 Jahre alt. Bei seinen Pässen mussten die mit dem Rücken zum Spielfeld stehenden Ordner einen Hinterkopftreffer fürchten. Wäre auch in jeder Alt-Herren-Mannschaft nach 75 Minuten vom Platz geholt worden.

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Edgar Benitez Mitglied der historischen Viertelfinal-Mannschaft Paraguays. Doch die Wahrheit ist: Trainer Martino sollte ihn zur Seite nehmen und mit ihm Ballstoppen üben. Fürchterlicher Auftritt des linken Mittelfeldspielers. Nach einer Stunde ausgewechselt, eine Stunde zu spät.

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Enrique Vera Trainer Martino soll ihn gleich zum Ballstopp-Training mitnehmen. Ihm sprang die Kugel mitunter derart weit weg, dass man ihm raten wollte, doch bitte die Skischuhe auszuziehen. Bei näherer Betrachtung kam aber zum Vorschein, dass er gar keine Skischuhe anhatte. Vielleicht hat Enrique Vera, der in Quito in der Nähe des Äquators lebt, noch nie in seinem Leben Schnee gesehen. Was aber keine Entschuldigung für derartige Stockfehler wäre.

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