WM 2010: Deutschland - Argentinien:Deutschland einig Zauberland

Die DFB-Elf demontiert im Viertelfinale dank einer taktischen Meisterleistung auch die argentinische Nationalmannschaft und schwingt sich durch das 4:0 zum WM-Favoriten auf.

Dominik Prantl

Keiner leidet so schön wie Diego Maradona, der Trainer der argentinischen Nationalmannschaft, aber dieses Mal hatte er wahrlich Grund zum Trauern. Sein Team war nicht einfach nur besiegt, es war gedemütigt worden von der deutschen Mannschaft. Thomas Müller, zweimal Miroslav Klose sowie Arne Friedrich mit seinem allerersten Länderspieltor schickten mit Argentinien die nächste große Fußballnation in ein Meer aus Tränen. Anders als beim Achtelfinalgegner England herrscht an der Klasse Argentiniens jedoch kaum ein Zweifel, weshalb die DFB-Elf in dieser Verfassung als Favorit auf den Weltmeistertitel gelten muss.

WM 2010 - Argentinien - Deutschland

Dreifacher Jubel: Miroslav Klose traf zweimal, Arne Friedrich erstmals bei einem Länderspiel.

(Foto: dpa)

Das Spiel hatte seine Energie ja schon vor dem Spiel entfaltet, spätestens nachdem sich Bastian Schweinsteiger Hufe scharrend an der nickeligen Spielweise der Argentinier gerieben hatte. Aber dann wurde diese Energie, die sich seit dem Viertelfinale 2006 vor allem bei den damals geschlagenen Argentiniern aufgestaut hatte, von den Deutschen direkt hinein getragen in die ersten Minuten. Nein, sie wurde umgewandelt in eine Dynamik und Wucht, die selbst den kräftigen Maradona früh von seinem Sitz riss.

Lukas Podolski entlarvte Nicolas Otamendi als hüftsteifen Rechtsverteidiger; den Freistoß schnippelte Schweinsteiger auf den Kopf des Strafraumanarchisten Thomas Müller. Argentinien, offenbar noch in der Gewissheit schwelgend, die feineren Füße zu besitzen, pennte. Müllers Kopfball entblößte nach nicht einmal drei Minuten die argentinische Abwehr als Schwachstelle und befeuerte die deutschen Fanpartys in sommerlicher Gluthitze um ein paar weitere Grad.

Im Netz gefangen

0:1-Rückstand. Das war ein neues Gefühl, mit dem sich die nominell überlegene Mannschaft erst einmal abfinden musste und sie tat sich offensichtlich schwer damit. Otamendi versuchte es mit einem Tritt, der prompt mit Gelb geahndet wurde. Doch wo war die gefürchtete argentinische Offensive? Regelrecht abgeschnürt wurden die Angreifer Lionel Messi, Gonzalo Higuaín, Carlos Tévez. Mal schwirrten die Deutschen fliegengleich um isolierte Gegenspieler in Blau-Weiß umher, mal spannten sie ein Netz auf, in dem sich die Argentinier verhedderten. Miroslav Klose hätte bei einem der schnellen deutschen Vorstöße gar ein zweites Tor nachlegen können, vielleicht sogar müssen, nachdem Müller im Strafraum aufgelegt hatte.

Das junge Deutschland wirkte reifer, besser organisiert und früh durfte sich der besonnene Schwarzwälder Joachim Löw als Sieger fühlen im Trainerduell gegen das einstige Ballgenie Maradona, den ewigen Diego, von dem man zuvor nicht so recht wusste, ob er ein genialischer Motivator ist oder doch nur ein Maskottchen. Für ihn wie für Messi, den großartigen Wuselkicker, war es eine der größten Niederlagen ihrer Karriere. Ihre Idee von Fußball wurde erstickt im vom überragenden Schweinsteiger beherrschten Mittelfeld.

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