WM 2010: Argentinien:Diego Maradona wirft hin

Trotz innigen Bittens seiner Fans und seiner Spieler will Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona offenbar aufhören. Nach dem WM-Aus für seine Mannschaft gab er jetzt seinen Rücktritt bekannt.

Diego Maradona hat genug: Trotz eines triumphalen Empfangs in der Heimat will Argentiniens gescheiterter Trainer die Brocken hinschmeißen. "Meine Zeit ist abgelaufen. Ich habe alles gegeben, jetzt will ich mich der Familie widmen", zitierte die Zeitung Crónica den 49-Jährigen. Eine bindende und formelle Rücktrittserklärung gab es am Montag jedoch weder von Maradona noch vom nationalen Fußballverband AFA.

Diego Maradona

Fußballlegende Diego Maradona wollte nach dem WM-Aus zunächst eigentlich weitermachen. Jetzt will er offenbar doch von seinem Amt als Argentiniens Nationaltrainer zurücktreten.

(Foto: ap)

Unmittelbar nach der WM-Niederlage gegen Deutschland hatte er seine Zukunft noch offen gelassen. "Das ist die härteste Niederlage meines Lebens. Aber ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, als Nationaltrainer aufzuhören", hatte Maradona nach dem WM-Aus in Kapstadt zunächst erklärt. "Ich muss erst mit meiner Familie und den Spielern sprechen. Es gibt einige Dinge, die ich zunächst noch klären muss."

AFA-Präsident Julio Grondona erklärte lapidar, ob Maradona weiter machen wolle, sei allein dessen Sache. Bei der Ankunft in Argentinien war "Dieguito" am Montagmorgen noch ein begeisterter Empfang der Fans zuteil geworden. Diese hatten ihn aufgefordert, als Nationalcoach des zweimaligen Weltmeisters weiterzumachen. Noch vor der Heimreise hatten Lionel Messi und andere Spieler den Coach gebeten, weiterzumachen.

Doch für die "Hand Gottes" scheint der Abschied beschlossene Sache. Bei der Begrüßung durch mehr als 20.000 Menschen in den Straßen von Buenos Aires winkte Maradona den Fans aus der ersten Reihe im Mannschaftsbus zu. Es dürfte ein Abschiedsgruß gewesen sein. "Diego 2014", war auf einem Banner zu lesen - die nächste Fußball- WM findet in vier Jahren ausgerechnet im Land des argentinischen Erzrivalen Brasilien statt, das seinem Trainer Carlos Dunga nach dem WM-Aus in Südafrika die Entlassungspapiere in die Hand drückte.

Für viele Fans ist eine Zukunft ohne Maradona kein Thema. "Olé, olé, olé, Diego, Diego", skandierten sie. "El Diego wird nicht gehen und gemeinsam nehmen wir Rache", hieß es auf einem anderen Plakat. Allerdings votierten in einer Online-Umfrage der Sportzeitung Olé auch 59 Prozent der Befragten gegen eine Fortsetzung der Ära Maradonas.

Während der WM-Expedition der "Gauchos" in Südafrika hatten fast alle von Maradona geschwärmt, seiner Nähe zu den Spielern, seinen unvergleichlichen Erfahrungen als ehemaliger Weltmeister und seinen "Gänsehaut"-Ansprachen in der Kabine.

Seine Kritiker halten ihm indes vor allem angeblich mangelnde taktische Kenntnisse vor. "Wir sind nicht so weit gekommen, wie wir es uns vorgenommen hatten. Aber ich glaube, dass die Mannschaft eine große Zukunft vor sich hat", hatte Maradona nach dem K.o. gesagt, der in nach eigener Aussage wie ein Schlag von Muhammad Ali traf.

Seine Grunderkenntnis: "Wir spielen einen Fußball, der die Leute begeistert und die Herzen in Argentinien höherschlagen lässt." Diego Maradona wird dabei erst mal zuschauen.

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