Süddeutsche Zeitung

Wintersport:Deutsche Biathlon-Staffel überrascht in B-Besetzung

Den Läufern um Roman Rees gelingt ein Podestplatz. In Kitzbühel enttäuschen die deutschen Skirennläufer, der Schweizer Beat Feuz gewinnt die Abfahrt. Die Skispringer Severin Freund und Andreas Wellinger sind nicht für Peking nominiert.

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Biathlon, Staffel: Die deutsche Ersatz-Staffel ist beim Biathlon-Weltcup in Antholz überraschend aufs Podest gelaufen. Das DSV-Quartett mit Roman Rees, Philipp Horn, David Zobel und Lukas Fratzscher belegte nach starken Leistungen am Schießstand einen tollen dritten Platz. Es war das zweite Top-3-Ergebnis des Winters nach Rang zwei in Ruhpolding.

Knapp zwei Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) unterstrichen die Norweger um die Brüder Johannes Thingnes und Tarjei Bö mit ihrem dritten Saisonsieg ihre Favoritenrolle. Sie gewannen in 1:12:14,7 Stunden mit vier Nachladern beeindruckend vor Russland (1+12/+1:57,2 Minuten) und dem DSV-Team (+2:04,4), das sich ebenfalls nur vier Nachlader leistete. Johannes Kühn und Benedikt Doll, der am Samstag im Massenstart triumphiert hatte, verzichteten auf das Staffelrennen. Erik Lesser und Philipp Nawrath waren beim Weltcup in Antholz überhaupt nicht im Einsatz.

Ab Montag bereitet sich das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) in einem Höhentrainingslager in Antholz auf Olympia vor. Am 31. Januar ist der Abflug von Frankfurt nach Peking geplant. Am 5. Februar findet die Mixed-Staffel statt. Danach folgen die Einzelrennen der Frauen (7.2.) und Männer (8.2.).

Ski alpin, Kitzbühel: Die deutschen Skirennläufer haben auch bei der letzten Weltcup-Abfahrt vor den Olympischen Spielen enttäuscht. Beim zweiten Rennen auf der Streif in Kitzbühel belegte Romed Baumann als Bester des DSV-Quintetts nur Rang 15 im Zwischenklassement. "Zufrieden bin ich nicht", sagte der Vize-Weltmeister im Super-G und betonte mit Blick auf Olympia: "Man kann nichts erzwingen, nur konzentriert weitermachen und nicht irgendeinen Hokuspokus, weil jetzt Olympia kommt."

Nach dem Sieg von Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen am Freitag auf leicht verkürzter Strecke jubelten diesmal die Schweizer am "heiligen Berg" der Österreicher: Dabei hielt Ex-Weltmeister Beat Feuz, der im Vorjahr beide Abfahrten am Hahnenkamm gewonnen hatte, seinen jungen und kaum zu bremsenden Teamkollegen Marco Odermatt (+0,21 Sekunden) gerade so im Zaum. Daniel Hemetsberger (+0,90) rettete als Dritter die Ehre der Gastgeber.

Einen rabenschwarzen Tag erwischte erneut Andreas Sander. Der WM-Zweite in der Abfahrt lag stolze 3,09 Sekunden hinter Feuz und bekannte, dass er "ratlos" sei. Zugleich räumte er ein, dass er keinen Anspruch auf einen der vier Startplätze bei Olympia anmelden könne: "Ganz klar, wenn man so eine Leistung bringt wie ich gerade, würde ich mich als Trainer auch nicht aufstellen."

Football, NFL: Der deutsche Football-Profi Mark Nzeocha hat mit den San Francisco 49ers in den Playoffs der NFL für die nächste Überraschung gesorgt. Der deutsche Linebacker schaltete mit dem fünfmaligen Super-Bowl-Champion eine Woche nach dem Sieg bei den Dallas Cowboys auch die in der NFC topgesetzten Green Bay Packers um Quarterback Aaron Rodgers und den deutschen Profi Equanimeous St. Brown mit 13:10 aus.

Nzeocha (31), der vergangene Woche kurzfristig aktiviert worden war, stand auch in der Divisional Round am Samstag (Ortszeit) wieder auf dem Feld. Den Sieg sicherte 49ers-Kicker Robbie Gould mit dem entscheidenden Field Goal vier Sekunden vor Schluss. "Gefährlich. Wenn ein Team heiß wird, wird es gefährlich. Wir müssen das Ding am Laufen halten", sagte San Franciscos Quarterback Jimmy Garoppolo, der am kommenden Wochenende mit den 49ers im NFC Championship Game gegen die Los Angeles Rams oder Tampa Bay Buccaneers um Tom Brady um den Einzug in den Super Bowl kämpft.

Auch den Cincinnati Bengals gelang zuvor eine Überraschung bei den ebenfalls topgesetzten Tennessee Titans. Die Bengals, die vergangene Woche gegen die Las Vegas Raiders ihren ersten Play-off-Sieg seit 21 Jahren gefeiert hatten, gewannen bei den Titans mit 19:16. Dadurch steht Cincinnati im ersten AFC Championship Game seit 33 Jahren.

In einer heißen Schlussphase warf Titans-Quarterback Ryan Tannehill 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff eine Interception. Bengals-Spielmacher Joe Burrow ebnete dann denn Weg für das entscheidende Field Goal von Rookie-Kicker Evan McPherson vier Sekunden vor Ablauf der Uhr. Den Gegner im Kampf um das Super-Bowl-Ticket ermitteln die Buffalo Bills und die Kansas City Chiefs um Star-Spielmacher Patrick Mahomes.

Olympia, Skispringen: Die beiden Skisprung-Olympiasieger Severin Freund und Andreas Wellinger sind nicht für das deutsche Aufgebot für die Olympischen Winterspiele in Peking nominiert worden. Stattdessen komplettieren Constantin Schmid und Pius Paschke das Quintett von Bundestrainer Stefan Horngacher. Der 22 Jahre alte Schmid und der 31-jährige Paschke erhalten die letzten beiden freien Kaderplätze in der Mannschaft, wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Sonntag bekanntgab.

Zuvor hatten die beiden Top-Springer Karl Geiger und Markus Eisenbichler sowie Stephan Leyhe bereits als Olympia-Teilnehmer festgestanden. Schmid hatte noch Samstag beim Weltcup in Titisee-Neustadt mit einem neunten Platz überzeugt. Paschke war bereits nach dem ersten Durchgang ausgeschieden. Sotschi-Olympiasieger Freund war beim ersten von zwei Wettkämpfen des Weltcup-Wochenendes 17., geworden. Wellinger, der 2014 Gold im Team und 2018 in Pyeongchang Gold im Einzel holte, hatte wegen eines positiven Corona-Tests nicht die Chance, im Schwarzwald sportlich für sich zu werben. Die Winterspiele finden vom 4. bis zum 20. Februar in der chinesischen Hauptstadt statt.

Biathlon, Antholz: Ex-Weltmeister Benedikt Doll hat erstmals in dieser Saison ein Weltcup-Rennen gewonnen. Im Massenstart von Antholz setzte sich der 31-Jährige am Samstag klar vor dem zwölfmaligen Weltmeister Johannes Thingnes Bö durch. Nach nur einem Schießfehler lag Doll im letzten Männer-Einzelrennen vor Olympia 31,3 Sekunden vor dem Norweger, der dreimal in die Strafrunde musste. Für Doll war es der insgesamt dritte Weltcup-Sieg. Dritter wurde der Norweger Sturla Holm Laegreid (3 Fehler). In der vergangenen Woche war Doll bereits Sprint-Zweiter beim Heimweltcup in Ruhpolding geworden.

"Ich bin unfassbar glücklich", sagte Doll nach seinem ersten Sieg seit über zwei Jahren in der ARD. "Es ist richtig schön, dass es mit dem Sieg aufging und nicht nur mit einem Podestplatz", meinte der Skijäger, der zuletzt am 19. Dezember 2019 den Sprint von Le Grand-Bornand gewonnen hatte. Johannes Kühn kam bei seinem Comeback nach seiner Corona-Zwangspause auf Platz 19. Der 30-Jährige hatte nach sechs Strafrunden 3:21,4 Minuten Rückstand auf seinen Mannschaftskollegen ganz oben auf dem Podest. Roman Rees, der ebenfalls sechs Fehler verbuchte, beendete das 15-Kilometer-Rennen auf Rang 21 mit 3:33 Minuten Rückstand.

Handball-EM, Frankreich: Olympiasieger Frankreich hat bei der Handball-Europameisterschaft eine ebenso unerwartete wie deutliche Niederlage erlitten. Die Mannschaft des früheren Bundesligastars Guillaume Gille, der sich wie zwei seiner Spieler derzeit nach einem positiven Coronatest in Quarantäne befindet, unterlag Island in Budapest mit 21:29 (10:17) und muss um den Halbfinaleinzug bangen. Frankreichs Superstar Nikola Karabatic erzielte lediglich ein Tor bei sechs Versuchen. Die Leistung des dreimaligen Welthandballers stand damit exemplarisch für die schwache Chancenverwertung des Rekordweltmeisters, der mit 4:2 Punkten gleichauf mit Island liegt und mit einem Mal unter Druck steht: Nur die besten zwei Mannschaften erreichen die Vorschlussrunde, Frankreich spielt noch gegen Montenegro und den bislang stark auftretenden Weltmeister Dänemark.

Zuvor hatten die Niederländer durch das 34:30 (18:16) gegen Montenegro ihre ersten Punkte in der Hauptrunde geholt. Beide Teams haben mit 2:4 Zählern nur geringe Chancen, noch das Halbfinale zu erreichen. Dieses hat Dänemark vor dem Spiel am Abend (20.30 Uhr) gegen Vize-Europameister Kroatien im Blick: Der Weltmeister von 2019 und 2021 ist als einziges Team in der Hauptrundengruppe 1 noch ohne Punktverlust und kann den ersten Tabellenplatz festigen.

Fußball, 2. Liga: Der SV Darmstadt 98 hat den FC St. Pauli als Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga abgelöst. Das Team von Trainer Torsten Lieberknecht setzte sich am Samstag beim Letzten FC Ingolstadt 04 mit 2:0 (1:0) durch. Von den vergangenen 13 Spielen haben die Darmstädter nur eine Begegnung verloren. Die Treffer zum fünften Auswärtssieg nacheinander erzielten Tim Skarke (15.) und Aaron Seydel (82.). Mit 39 Zählern liegen die Hessen nach dem 20. Spieltag zwei Punkte vor dem FC St. Pauli. Die Hamburger warten seit vier Partien auf einen Erfolg und verloren am Freitagabend das Stadtduell gegen den HSV (34) mit 1:2 (1:0).

Ein wildes Spiel lieferten sich am Samstag der SC Paderborn und Werder Bremen. Die Hanseaten gewannen trotz des zwischenzeitlichen 1:3-Rückstands noch mit 4:3 (1:2). Damit gewannen die Bremer auch ihr fünftes Spiel unter ihrem Trainer Ole Werner und verbesserten sich mit 35 Punkten auf den Aufstiegsrelegationsplatz drei.

Direkt dahinter liegt nun der FC Schalke 04 punktgleich mit dem HSV. Das Team von Trainer Dimitrios Grammozis kam zu einem klaren 5:0 (2:0) beim FC Erzgebirge Aue und feierte den ersten Auswärtssieg seit Mitte Oktober. Simon Terodde (36. Minute) und Andreas Vindheim (38.) brachten die Gäste schon vor der Halbzeit auf Siegkurs. Vor 1000 Zuschauern sorgten Danny Latza (51./63) mit einem Doppelpack und Marvin Pieringer (72.) für die Entscheidung zugunsten der Schalker.

Die Aufstiegsambitionen des 1. FC Heidenheim (34) erhielten durch das 0:0 bei Hansa Rostock einen Dämpfer. Mit einem Sieg hätten die Heidenheimer ihren dritten Platz erfolgreich verteidigen können. Die Rostocker waren die insgesamt aktivere Mannschaft, die Gäste fanden in der Offensive kaum statt.

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