Investor Lars Windhorst:Erst die Hertha, nun die Pferde

April 7 2018 Miami Beach Florida United States Of America MIAMI BEACH FL APRIL 07 Edwina

Familiäre Sache: Die bisherige Topverdienerin in der Global Champions Tour, Edwina Tops-Alexander (hier 2018 beim Turnier in Miami Beach), ist zugleich die Ehefrau des Tour-Gründers Jan Tops.

(Foto: SMG / Zuma / Imago)
  • Lars Windhorst, Investor beim Fußball-Bundesligist Hertha BSC, steigt jetzt auch in die glamouröseste Serie der Springreiter ein, die Global Champions Tour.
  • Gemeinsam mit dem Erfinder Jan Tops soll die Serie nach eigenen Angaben den Springsport in eine andere Dimension heben.

Von Gabriele Pochhammer

Die Frau von Lars Windhorst soll sich für Pferde interessieren. Verbrieft ist das nicht, aber es würde ins Bild passen. Reitende Ehefrauen und Töchter milliardenschwerer Geschäftsleute sind ein Baustein im schillernden Konstrukt Global Champions Tour, der teuersten Springreiterserie der Welt. Durch den Einstieg des Investors Windhorst, 43, beziehungsweise seiner Firma Tennor macht sie gerade wieder von sich reden.

Wie viele Millionen Windhorst für die Anteile bezahlt hat, die er dem amerikanischen Investor McCourt abgekauft hat, wird nicht verraten. Ganz so viel wie jene 224 Millionen Euro, für die er im vergangenen Jahr 49,9 Prozent am Berliner Fußball-Bundesligisten Herta BSC erwarb, werden es wohl nicht sein. Aber: Windhorst ist jetzt gemeinsam mit dem Niederländer Jan Tops, dem Erfinder der Global Champions Tour (GCT) und des damit verbundenen Mannschaftswettbewerbs Global Champions League (GCL), Eigentümer der Serie, die nach eigenen Angaben den Springsport in eine andere Dimension heben soll.

Was das Preisgeld angeht, ist das bereits geschehen: 40 Millionen Euro werden pro Saison an die Reiter ausgeschüttet - in 19 Stationen weltweit und beim Finale in Prag im November, den "Play Offs". Mit 300 000 Euro ist jedes Springen dotiert, 100 000 bekommt der Sieger, außerdem werden Punkte für das Finale vergeben.

Das Finale wird unter riesigen Kronleuchtern in der Halle ausgetragen

Tops, der selbst jahrelang in der niederländischen Nationalmannschaft ritt und 1992 in Barcelona zum olympischen Goldmedaillenteam gehörte, kennt den Profispringsport wie kaum ein Zweiter. Sein Kerngeschäft war schon zu aktiven Zeiten der Handel mit Luxuspferden, über ihn liefen die ersten Deals mit zweistelligen Millionenbeträgen pro Pferd, investiert von zahlungskräftigen Kunden aus aller Welt. Dazu zählt etwa die griechische Milliardenerbin Athina Onassis, die eine Reitanlage gleich neben dem Tops'schen Betrieb in Valkenswaard besitzt, oder arabische Scheichs, für die Tops sogar unter der Tribüne einen kleinen Gebetsraum eingerichtet hat. Es soll schließlich an nichts fehlen. Mit der Global Champions Tour hat Tops vor 15 Jahren begonnen, eine Bühne zu schaffen, die teuren Einkäufe vorzuführen, im Wettbewerb mit den Stars des Springsports, mit Olympiasiegern, Welt- und Europameistern, die der Veranstaltung die sportliche Qualität verleihen.

Zunächst waren es nur eine Handvoll Turniere, doch jedes Jahr kamen ein paar hinzu. Das Finale in Prag im Oktober wird unter riesigen Kronleuchtern in der Halle ausgetragen, ansonsten wird unter freiem Himmel geritten und meist in allerfeinster Umgebung: in Paris im Schatten des Eiffelturms, in Miami Beach in Sichtweite des Meeres, in Monaco am Yachthafen, in Chantilly zu Füßen des Schlosses, im Promi-Badeort Estoril. Auch in Shanghai, in New York, in Mexiko-Stadt und in Doha.

Die Tour ist ein geschlossenes System - irgendwie bleibt alles in der Familie

Die Deutschland macht die Serie in Berlin und Hamburg Station. Volker Wulff, Organisator beider Turnier, ist froh über den Einstieg von Lars Windhorst, der schon seit mehreren Jahren die Berliner Veranstaltung und das GCL-Team Valkenswaard United sponsert, dem auch der deutsche Topreiter Marcus Ehning angehört. "Das gibt uns Veranstaltern Sicherheit", sagt Wulff. "Wir können so den Standort Berlin noch weiter entwickeln." Zum Beispiel in eine noch glamourösere Ausstattung des VIP-Bereichs. Er ist bei allen GCT-Turnieren ein Eckpfeiler des Konzeptes. Denn hier, meist mit Blick auf Reiter und Pferd im Parcours, geht es vor allem darum, in entspannter Atmosphäre bei besternter Küche Kontakte zu knüpfen, Beziehungen zu vertiefen und Geschäfte einzufädeln. Das ist den Sponsoren viel Geld wert.

"Hier treffen sie Leute, zu denen sie sonst niemals Kontakt hätten", sagt Volker Wulff. Leute wie der Computer-Milliardär Bill Gates, der Rockmusiker Bruce Springsteen oder der Oligarch Roman Abramowitsch, die gelegentlich auftauchen, um den Bemühungen ihrer Töchter im Sattel zuzuschauen. "Wir wenden uns da an eine gehobene Zielgruppe." Die nicht unbedingt zahlreich sein muss. Es gibt GCT-Turniere, zu denen finden kaum mehr Zuschauer den Weg als bei einem ländlichen Turnier in Deutschland, aber sie sitzen halt nicht auf einem umfunktionierten Trecker-Anhänger, sondern in vergoldeten Sesseln, wie etwa in Doha. "Da sitzen dann 300 weiß gewandete Männer, aber die sind wichtig," sagt Wulff. Interessant für die Sponsoren ist auch die Verbreitung über Fernsehen und Streaming-Dienste, Wulff sprich von 30 bis 150 Millionen Kontakten.

Das System Global Champions Tour funktioniert, zumindest solange es der Wirtschaft gut geht. Kritik erntet es dennoch, vor allem von Veranstaltern, die dem Weltreiterverband FEI nicht so profitable Bedingungen abtrotzen konnten wie Tops. Er darf ein Drittel der Startplätze verkaufen, der jetzige Weltrangliste-Erste Martin Fuchs sollte einst als Junior, obwohl schon Europameister seiner Altersklasse, 30 000 Euro für einen Start hinblättern. Das braucht er jetzt nicht mehr, für die Weltbesten ist der Start gratis. Einige Reiter meiden die Tour trotzdem, wie der Schweizer Steve Guerdat, Weltcupsieger 2019: "Ich wüsste nicht, wie ich meinen Kindern mal erklären sollte, warum ich für eine Starterlaubnis bezahlt habe." Nun, weil eben ein gut gefülltes Portemonnaie den Aufstieg in höhere Sphären erleichtert.

Andere Reiter haben gut verdient. Der britische Sieger der Gesamttour 2019, Ben Maher, strich 1,3 Millionen ein, Daniel Deußer, der beste Deutsche, 479 000 Euro. Spitzenverdienerin über die Jahre ist, welch Zufall, Tops' Ehefrau Edwina Tops-Alexander mit knapp fünf Millionen Euro Gewinngeld. Ein geschlossenes System - irgendwie bleibt alles in der Familie.

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