Hertha BSC:Windhorst ruft zur Abwahl von Präsident Gegenbauer auf

Hertha BSC: Kontrahenten: Präsident Werner Gegenbauer (links) und Investor Lars Windhorst.

Kontrahenten: Präsident Werner Gegenbauer (links) und Investor Lars Windhorst.

(Foto: Matthias Koch/Imago)

Hertha-Investor Lars Windhorst verschärft den Machtkampf im Klub und fordert offen einen Neustart an der Spitze. Das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Gegenbauer sei "zerstört".

Von Javier Cáceres, Berlin

Dass die Relevanz des durchaus spektakulären Samstags-Ergebnisses der Hertha - des überraschenden 3:0-Siegs gegen die TSG Hoffenheim - am Sonntagvormittag nochmals überstrahlt werden könnte, das hatte man schon ahnen können, seit die Bild-Zeitung mitgeteilt hatte, dass Hertha-Investor Lars Windhorst, 45, auf der TV-Plattform des Mediums zu Gast sein werde. Und siehe da: Am Sonntag war Windhorst auf der Höhe der Erwartungen. Mit seinem Auftritt brach der lange schwelende Machtkampf bei Hertha BSC vollends auf. Windhorst, 45, rief die Klubmitglieder unverhohlen zum Sturz des seit 2008 amtierenden Präsidenten Werner Gegenbauer, 71, auf. Die nächste Mitgliederversammlung steht im Mai an.

"Wir brauchen einen Neustart an der Spitze", polterte Windhorst, der seit seinem Einstieg im Sommer 2019 über sein Unternehmen Tennor eine Summe von 374 Millionen Euro in die Hertha investiert hat. Dieses Geld sei "verbrannt" worden, klagte Windhorst und wartete mit einer interessanten Neuigkeit auf: Man habe der Finanzgeschäftsführung der Hertha konkrete Fragen gestellt, um zu klären, "was mit dem Geld passiert ist", so der Investor: "Wir würden das gern verstehen."

Windhorst sagte, es habe sich bei ihm der Eindruck verfestigt, es gehe Gegenbauer nicht um den Erfolg des Klubs, sondern um "Machterhalt". Er habe die weiter abstiegsgefährdete Hertha als eine Organisation kennengelernt, in der "Seilschaften" operieren und "Klüngelei" an der Tagesordnung sei - gute Beziehungen zum Präsidenten seien vielen wichtiger als die Aussicht auf Erfolg. Letztmals war der im Verein schon länger umstrittene Gegenbauer im Oktober 2020 als Präsident wiedergewählt worden - mit nur 54 Prozent.

Windhorst betonte, er wende sich nicht gegen das gesamte Präsidium, sondern "ganz klar gegen die Spitze des Präsidiums und ihrer Gefolgsleute". Einen Gegenkandidaten oder Favoriten habe er nicht. Er selbst stehe aufgrund geschäftlicher Verpflichtungen nicht zur Verfügung.

Windhorst stellte allerdings klar, dass er keine weiteren Mittel zu Verfügung stellen werde, solange der Klub von Gegenbauer geführt wird. Aufgrund einer Reihe von Vorfällen, die der Investor nicht näher ausführte, sei das "Vertrauensverhältnis zerstört". Er würde hingegen "mit Sicherheit in der ersten und auch in der zweiten Liga neues Kapital investieren, wenn wieder gute Leute in der Vereinsspitze sind."

Präsident Gegenbauer reagierte kurze Zeit später. "Unser Verein darf auch diese Aussagen von Herrn Windhorst zurzeit nur zur Kenntnis nehmen", sagte der Attackierte am Sonntag. Er werde sich zu dem Themenkomplex nicht in der Öffentlichkeit äußern, das habe man Trainer und Mannschaft in der aktuellen Situation versprochen: "Sobald der Klassenerhalt endgültig gesichert ist, werde ich unsere Sichtweise deutlich darlegen, und wir werden uns faktisch über den Verlauf und das Umfeld des Investments bei Hertha BSC äußern."

Windhorst warnte zuvor, dass die Hertha "wieder neues Geld braucht, um zu überleben". Zuletzt hatte der Erstligist mitgeteilt, dass er Corona-Hilfen des Bundes in Höhe von sieben Millionen Euro beantragt und in Form eines Zuschusses bewilligt bekommen hatte. Auf die Frage, ob die Hertha im Falle eines Abstiegs vor der Pleite stehe, sagte Windhorst: "Die Aussage möchte ich so nicht treffen." Es sei aber unabweisbar, dass der Klub auf große wirtschaftliche Schwierigkeiten stoßen würde.

Auf Bedenken, er könnte mit seinen Aussagen den Abstiegskampf der Mannschaft torpedieren, entgegnete Windhorst, dass die Hertha seit seinem Einstieg immer im Abstiegskampf gewesen sei. So gesehen habe es noch nie einen richtigen Zeitpunkt gegeben. Nun sei es "höchste Eisenbahn, dass wir das Ruder rumreißen".

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