Cori Gauff in Wimbledon:"Ihr steht der Himmel offen"

Cori Gauff in Wimbledon: Cori Gauff schlägt Venus Williams.

Cori Gauff schlägt Venus Williams.

(Foto: AFP)
  • Die 15-jährige Cori Gauff schlägt in Wimbledon ihr Idol Venus Williams - und bedankt sich anschließend bei ihrer Gegnerin.
  • Sie gilt nun als kommendes Wunderkind im Tennis.
  • Gauff hat klare Ziele: "Ich will die Größte werden!"

Von Barbara Klimke, London

Cori Gauff nahm ihren Mut zusammen. Erst schlug sie Venus Williams die Bälle um die Ohren. Als sie sich dann nach dem Matchball zum Handschlag am Netz trafen, dachte sie: jetzt oder nie! Artig bedankte sie sich bei Williams für deren Inspirationskraft und Vorbildfunktion: "Sie und ihre Schwester sind immer Heldinnen gewesen, für mich und so viele andere kleinen Mädchen", erklärte sie später. Das habe sie Venus Williams, die sie häufiger gesehen habe, immer schon sagen wollen: "Aber ich hatte mich nie getraut." Solche Ehrfurcht ist verständlich, wenn eine 15-Jährige auf eine siebenmalige Grand-Slam-Siegerin trifft.

Aber die 15 Jahre alte Cori "Coco" Gauff hat in der ersten Runde von Wimbledon tatsächlich die 39 Jahre alte Venus Williams 6:4, 6:4 geschlagen. Und somit eine der großen Damen des Tennis gedemütigt, die vier Grand-Slam-Turniere gewonnen hatte, als Gauff noch nicht geboren war. Als sich Williams einen Breakball erkämpfte, schleuderte ihr die junge Kontrahentin einen Aufschlag mit 160 km/h vor die Füße.

Genauso unbekümmert sprach sie nachher über ihre Ziele: "Ich will die Größte werden!" Ihr Vater habe ihr schon als Achtjähriger eingeredet, dass sie zu Höherem bestimmt sei. Das müsse man zwar nicht glauben, fand sie lächelnd, aber es helfe, wenn man seine Vorstellungen klar artikuliert: "Man weiß ja nie, was passiert."

Federer gab Gauff ein paar Tipps

Sie wäre nicht die Erste, von der die Eltern Bedeutendes erwarten. Die Geschichte des Profitennis bietet eine Fülle von Beispielen an Wunderkindern, Frühvollendeten und Prinzessinnen; nicht alle haben die Träume erfüllen können oder wollen, die andere für sie hatten: Andrea Jaeger gehörte mit 15 zur Weltspitze und gewann in diesem Alter Turniere; 1980 war sie die jüngste Halbfinalistin der US Open, mit 19 hat sie die Karriere wegen Verletzungen beenden müssen. Bei Tracy Austin, die schon mit 13 Frauenturniere spielte, war die Laufbahn mit 21 vorbei.

Auch Venus Williams stieg als Schülerin zu einer der besten Spielerinnen Kaliforniens auf: Vater Richard scheuchte sie und ihre jüngere Schwester als Mädchen über einen öffentlichen Tennisplatz in Compton, einer damals gefährlichen Gegend im Süden von Los Angeles, weil er im Tennis das probate Mittel zum sozialen Aufstieg sah.

Zumindest spielerisch sieht Gauff Parallelen zu ihrem Vorbild Venus: "Wir sind beide groß und haben eine ähnliche Figur", erzählte sie auf ihrer ersten Pressekonferenz in Wimbledon; sie würden oft verglichen. Vater Corey war Basketballspieler an der Georgia State University; Mutter Candi, zunächst Turnerin, betrieb später Leichtathletik. Inzwischen ist die Familie von Atlanta nach Florida umgezogen, weil die Trainingsbedingungen für den Tennis-Teenager dort besser sind. Auch was das Management betrifft, befindet sich Gauff in professionellen Händen: Sie wird von Team8 betreut, der Firma, die Roger Federers Manager gehört.

Federer hat ihr auch zugesehen, als sie dank einer Wildcard das Qualifikationsturnier für Wimbledon bestritt. Der Schweizer, so erzählte sie stolz, habe ihr in Australien einmal ein paar Tipps gegeben, woraufhin sie im Anschluss prompt das Juniorenturnier der French Open gewann. In Wimbledon trifft sie in der zweiten Runde auf die Slowakin Magdalena Rybarikova, vorher hatte sie noch einen schulischen Test in Naturwissenschaften geschrieben. Und danach? "Steht ihr der Himmel offen", hat Venus Williams gesagt.

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