Wimbledon: Lisicki unterliegt Safina:Zu wenig Wind

Zuerst findet der Vater keinen Sitz, dann verpasst Tochter Sabine Lisicki im zweiten Satz die Entscheidung. Am Ende scheidet die Deutsche im Viertelfinale von Wimbledon aus.

René Hofmann

Für Sabine Lisicki war es der erste Ausflug auf den Centre Court in Wimbledon in diesem Jahr. Ihrem Vater war das anzumerken. Er hatte Schwierigkeiten, den Sitz zu finden, der für ihn reserviert war. Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner konnte helfen. Was Richard Lisicki in den folgenden zweieinhalb Stunden sah, konnte ihm nicht alles gefallen, mit dem Ergebnis aber dürfte er leben können: Seine Tochter lieferte Dinara Safina, der Nummer eins der Weltrangliste, einen ordentlichen Kampf.

Wimbledon: Lisicki unterliegt Safina: Aus im Viertelfinale: Sabine Lisicki.

Aus im Viertelfinale: Sabine Lisicki.

(Foto: Foto: dpa)

Sabine Lisicki unterlag 7:6 (5), 4:6, 1:6. Das Viertelfinale des Grand-Slam-Turniers erreicht zu haben, ist dennoch ihr bisher größter Erfolg. "Dass sie im zweiten Satz ihre Chancen nicht genutzt hat, war der Schlüssel zum Erfolg", sagte Safina, die im Halbfinale auf Titelverteidigerin Venus Williams trifft.

Es war die zweite Begegnung zwischen Lisicki und Safina. Die erste hatte die Deutsche als krasse Außenseiterin im vergangenen Jahr bei den Australian Open in drei Sätzen gewonnen. Damals war Lisicki noch an Position 194 notiert. Inzwischen hat sie 150 Ränge gutgemacht, und die Tendenz ist weiter steigend. Wimbledon hatte sie 2008 bereits nach der ersten Runde verlassen müssen. In der Rangliste rückt Lisicki nun erstmals unter die besten 30 vor.

Viele Doppelfehler

Die Auseinandersetzung mit Safina war auch vom Wetter geprägt. Ein so ausgedehntes Hoch hatte sich über London gelegt, dass die Wetterbehörden eine Schönwetter-Warnung ausgegeben hatten. Das Thermometer zeigte mehr als 30 Grad. Dazu ging ein böiger Wind.

Er wirbelte die Aufschlagroutinen beider Spielerinnen durcheinander. Safina wirft den Filz vor dem ersten Schlag extrem hoch. Entsprechend hatte sie extreme Probleme. Einmal wehte ihr der Ball gegen den Rahmen, so dass er beim zweiten Versuch ins falsche Aufschlagfeld tropfte. Im dritten Spiel unterliefen Safina drei Doppelfehler, Lisicki glückte ein Break. Einen Vorteil, den sie bei 5:4 wieder abgab. Im Tie-Break des ersten Satzes half ihr Safina beim dritten Satzball mit zwei miserablen Aufschlägen.

Lisicki trainiert in Florida häufig im Camp von Nick Bollettieri. Der 77-Jährige gibt während des Wimbledon-Turniers den Kolumnisten für eine Londoner Zeitung. Oft kann er Lisicki noch nicht beim Üben zugesehen haben. Außer dass ihre Mutter Elisabeth nett sei, hatte Bollettieri nur zu berichten, dass Lisickis Spiel "sehr, sehr simpel" sei: "Wang, bang, over."

Ach ja, auch ihr Aufschlag sei noch bemerkenswert. Die Statistik bestätigt diese These. An den ersten sieben Tagen schlug nur eine Frau einmal schneller auf als Lisicki: Venus Williams mit 199 km/h. Lisicki kam auf 196. Auch gegen Safina spielte Lisicki diese Stärke aus. Ihr glückten zwölf Asse, sechs davon im zweiten Satz, den Safina in 43 Minuten für sich entschied. Der Wind hatte sich gelegt. Das half ihr.

Im entscheidenden Durchgang spielte Safina ihre Erfahrung aus. Als Lisicki mit zwei Breaks 1:4 zurücklag, war abzusehen, wie der Vergleich enden würde. Der Handschlag wurde noch ein wenig aufgeschoben, weil Lisicki die Physiotherapeutin rufen und sich die rechte Wade massieren ließ. Safina übte in der Zeit Aufschläge, was nach zwölf Doppelfehlern auch angeraten schien. "Ich habe Knieprobleme und versucht, das zu umgehen", versuchte Safina, die Schwäche zu erklären.

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