Fußball:Wie funktioniert die Nations League?

Logo der UEFA Nations League

Neues Format, viele Fragen: Die Uefa Nations League.

(Foto: REUTERS)

An diesem Donnerstag startet Deutschland mit dem Spiel gegen Frankreich in den neuen Wettbewerb Nations League: Doch was ist das eigentlich?

Von David Ryborz

An diesem Donnerstag trifft Deutschland in München auf den neuen Weltmeister Frankreich. Es ist das erste Spiel der neuen "Nations League", ein neues Turnier, das die ungeliebten Freundschaftsspiele zwischen den Großturnieren und den Qualifikationsspielen teilweise ersetzen soll. Der Modus ist allerdings ein bisschen kompliziert. Die SZ beantwortet vor dem Start gegen Frankreich die wichtigsten Fragen.

Was ist die Uefa Nations League?

Grob gesagt: Ein neues Format, das von Herbst 2018 an die Testspiele der Nationalmannschaften weitgehend ersetzen soll. Der sportliche Anreiz: vier weitere Startplätze für die Europameisterschaft 2020.

Insgesamt qualifizieren sich 24 Teams für die EM, die ausnahmsweise in 13 Ländern ausgetragen wird. Für die Gastgeber gibt es keine festen Plätze. Um die restlichen 20 Startplätze kämpfen die Teams wie bisher in zehn Qualifikationsgruppen - allerdings in wesentlich kürzerer Zeit als bisher: von März bis November 2019.

Wie sieht der Modus aus?

Die Uefa Nations League wird im Zweijahresrhythmus ausgetragen. 55 europäische Nationalmannschaften wurden schon gemäß ihres Uefa-Koeffizienten in vier Ligen (A-D) unterteilt. Jede dieser Ligen besteht wiederum aus vier Gruppen, in denen drei oder vier Teams gegeneinander spielen. In Liga A und B spielen zwölf Teams, in Liga C 15, in Liga D 16. Es gibt immer ein Hin- und ein Rückspiel.

Was bedeutet das fürs DFB-Team?

Deutschland befindet sich in Liga A und trifft auf Frankreich (am 6. September in München und am 16. Oktober in Paris) und die Niederlande (am 13. Oktober in Amsterdam und am 19. November in Gelsenkirchen). Liga A ist die Liga der zwölf bestplatzierten Nationen, in der außerdem Europameister Portugal, Belgien, Spanien, England, Schweiz, Italien, Polen, Island, und Kroatien spielen.

Wer wird Nations-League-Sieger?

Die vier Gruppensieger aus Liga A ermitteln den Nations-League-Sieger. Sie spielen vom 5. bis 9. Juni 2019 in einem Final-Four-Modus gegeneinander - zunächst im Halbfinale, dann im Spiel um Platz drei oder dem Finale. Das Finalturnier findet in einem der vier teilnehmenden Länder statt, der Gastgeber wird nach der Gruppenphase bestimmt. Bisher haben sich Polen, Italien und Portugal beworben. Da alle drei Teams in einer Gruppe spielen und eine Nation der Sieger sein wird, wird die Endrunde vermutlich in einem der drei Länder stattfinden.

Gibt es auch Auf- und Absteiger?

Ja. Die Letzten der Gruppen in den Ligen A, B und C steigen ab. Die Ersten der Gruppen in den Ligen B, C und D steigen auf. Die Zweitplatzierten der jeweiligen Gruppen bleiben in ihrer Liga. Deutschland spielt also erstmal in seiner Geschichte nicht nur um einen Titel, sondern auch gegen den Abstieg.

Wie verläuft die Gruppenphase?

Die Gruppenphase wird von September bis November 2018 in insgesamt vier oder sechs Begegnungen ausgetragen (Hin- und Rückspiel gegen zwei oder drei Gegner, je nach Gruppengröße).

Und wer fährt jetzt zur EM?

Die reguläre EM-Qualifikation beginnt erst nach Abschluss der Nations-League-Gruppenphase. Dort werden in zehn Gruppen 20 Tickets für die EM 2020 vergeben (alle Gruppenersten und -zweiten).

Die vier verbleibenden EM-Plätze werden in Playoffs im März 2020 ausgespielt - und hier kommt wieder die neue Nations League ins Spiel. Denn aus jeder der vier Ligen A bis D dürfen jeweils die vier besten Teams an den EM-Playoffs teilnehmen, die sich nicht auf dem regulären Qualifikationsweg für das Turnier 2020 qualifiziert haben. Heißt: Eigentlich spielen die vier Gruppensieger jeder Nations-League-Liga in einem Halbfinale und Finale um jeweils ein EM-Ticket - aber etliche dieser Teams dürften sich schon in der EM-Qualifikation durchgesetzt haben. In diesem Fall rückt für die Playoffs der jeweilige Gruppenzweite nach.

Es könnte der nicht unwahrscheinliche Falle eintreten, dass in der Division A (wo die zwölf stärksten Nationen spielen) sich nach der regulären EM-Qualifikation weniger als vier Mannschaften nicht für die Europameisterschaft qualifiziert haben. In diesem Fall würde der fünftbeste Nicht-Qualifikant aus der Division B in dieses Playoff-Turnier aufrücken. Also angenommen in der Division A qualifizieren sich nur Island, Italien und Portugal nicht direkt für die EM. Dann würden die vier besten Nicht-Qualifikanten aus B regulär ihren EM-Platz ausspielen und der fünftbeste Nicht-Qualifikant aus B würde dem Trio aus A zugelost werden. (Die Uefa hat das auch hier nochmal in einem Video zusammengefasst).

Finden die Nations League alle gut?

Oliver Bierhoff kritisierte den von Ex-Uefa-Präsident Michel Platini ins Leben gerufenen Wettbewerb: "Man hat am Ende das Gefühl, die Uefa muss noch mal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb", sagte der DFB-Teammanager im März der FAZ. DFB-Präsident Reinhard Grindel unterstützt das neue Turnierformat: "Ich glaube, dass es Sinn macht, die Freundschaftsspiele durch einen neuen Wettbewerb zu ersetzen, der den Konkurrenzgedanken und das Gefühl stärkt, dass es um etwas geht", sagte der 55-Jährige dem Sport-Informations-Dienst.

Die Auslosung ergab folgende Gruppen:

Nations League A:

Gruppe 1:Deutschland Frankreich Niederlande

Gruppe 2: Belgien Schweiz Island

Gruppe 3: Portugal Italien Polen

Gruppe 4: Spanien England Kroatien

Modus: Gruppen-1. qualifiziert für Final Four vom 5. bis 9. Juni 2019; Gruppen-3. steigen ab

Nations League B:

Gruppe 1: Slowakei Ukraine Tschechien

Gruppe 2: Russland Schweden Türkei

Gruppe 3: Österreich Bosnien und Herzegowina Nordirland

Gruppe 4: Wales Irland Dänemark

Nations League C:

Gruppe 1: Schottland Albanien Israel

Gruppe 2: Ungarn Griechenland Finnland Estland

Gruppe 3: Slowenien Norwegen Bulgarien Zypern

Gruppe 4: Rumänien Serbien Montenegro Litauen

Nations League D:

Gruppe 1: Georgien Lettland Kasachstan Andorra

Gruppe 2: Weißrussland Luxemburg Moldau San Marino

Gruppe 3: Aserbaidschan Färöer Malta Kosovo

Gruppe 4: Mazedonien Armenien Liechtenstein Gibraltar

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