Wettskandal: Fall Schuon:... und schon sind alle Schulden weg

Ein früherer Osnabrücker Spieler gesteht seine Verwicklung in die Wettaffäre. Die Zockerbande setzte ihn systematisch unter Druck.

H. Leyendecker und J. Nitschmann

Der im Fußball-Wettskandal unter Manipulationsverdacht stehende frühere Profi des VfL Osnabrück, Marcel Schuon, hat am Sonntag bei der Staatsanwaltschaft Bochum ausgesagt. Er soll, wie zu erfahren war, erklärt haben, wie die Mitglieder der Zockerbande ihn in Abhängigkeiten verstrickt haben.

Wettskandal: Fall Schuon: Marcel Schuon hat seine Beteiligung am Wettskandal gestanden.

Marcel Schuon hat seine Beteiligung am Wettskandal gestanden.

(Foto: Foto: dpa)

Schuon soll, wie andere Spieler auch, erhebliche Wettschulden gehabt haben. Angeblich haben ihm die verdächtigen Zocker ein Darlehen gewährt. Vor dem 28. Spieltag der Saison 2008/2009 sei er dann vor dem Zweitligaspiel beim FC Augsburg von den Gläubigern angesprochen worden. Seine Schulden würden ihm erlassen, wenn er dafür Sorge trage, dass der VfL fortan die Auswärtsspiele mit einer Differenz von je drei Toren verliere.

Schuons Anwalt Siegfried Kauder, auch CDU-Bundestagsabgeordneter, sagt, sein Mandant sei die "generelle Verabredung" eingegangen. Obwohl Osnabrück in Augsburg 0:3 verlor, sei es nicht zu Manipulationen gekommen: "Ein Mittelfeldspieler allein kann kein Spiel manipulieren", sagt Kauder: "Das Ergebnis in Augsburg war reiner Zufall."

Angeblich hatten die Zocker bei einem asiatischen Wettanbieter 150.000 Euro auf einen Spielausgang mit drei Toren Unterschied gesetzt und einen Gewinn von 293.500 Euro erzielt. Von der generellen Verabredung zwischen Schuon und den Zockern seien auch, wie aus Ermittlerkreisen zu erfahren ist, die Spiele Osnabrücks bei SV Wehen-Wiesbaden, beim 1. FC Nürnberg und beim MSV Duisburg betroffen.

Das Duisburg-Spiel wurde auch mit drei Toren Unterschied (1:4) verloren. Das Spiel in Wehen aber gewannen die Osnabrücker, und bei der Begegnung in Nürnberg verlor Osnabrück nur mit zwei Toren Differenz: 0:2. Trotzdem wird das Spiel in Nürnberg von der Bochumer Staatsanwaltschaft als angeblich manipuliert geführt. Die "Tätergruppierung", heißt es in den Akten, habe einen "hohen Wettgewinn" erzielen können. Dieser Betrag bedürfe aber der "weiteren Ermittlung".

Ob es zur Manipulation faktisch gekommen ist oder nicht, spielt strafrechtlich keine große Rolle. Bereits die gewerbs- und bandenmäßige Verabredung zu einer Straftat kann strafbar sein. Allerdings gibt es Milderungsgründe. Schuon soll bei seiner Einlassung keine weiteren Osnabrücker Spieler belastet haben. Kauder rechnet damit, dass sein Mandant nicht auf die Anlagebank muss, sondern einen Strafbefehl erhält.

Möglicherweise werde das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt. Für eine solche Frage sei es "viel zu früh" sagt ein Ermittler. Außer den vier verdächtigen VfL-Spielen stehen derzeit in Deutschland keine weiteren Zweitliga-Partien unter Manipulationsverdacht.

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