Wettskandal:Erster Spieler gesteht Manipulation

"Nicht alles sauber gelaufen": Erstmals hat ein Fußballspieler erklärt, in den Wettskandal involviert zu sein. Betroffen ist ein Spiel eines Schweizer Zweitligisten aus der vergangenen Saison.

In der Schweiz ist nach dem Zweitligisten FC Thun nun ein weiterer Verein von Ermittlungen im Fußball-Wettskandal betroffen. Der Zweitligist FC Gossau hat seinen Mittelfeldspieler Mario Bigoni suspendiert. Das bestätigte Vereinspräsident Roland Gnägi in der Zeitung Blick. Bigoni sei geständig, berichtet die Zeitung. Laut Gnägi hat der 25-Jährige zugegeben, "dass in der letzten Rückrunde bei einem Spiel nicht alles sauber gelaufen" sei.

Nach den Medienberichten hatte ein Mitspieler Bigoni mit den Worten angesprochen: "Du, da ist Geld zu verdienen!". Dazu müsse es nur "ein gewisses Resultat" geben. Das sei ja kein Problem, da der FC Gossau ohnehin schon abgestiegen war. Da Bigoni inzwischen von der Polizei vernommen worden sei, sei er umgehend suspendiert worden, sagte Gnägi.

Die Schweizer Fußballverbände warten auf weitere Einzelheiten, die sie auch von den Justizbehörden in Deutschland bekommen, bis sie sich äußern wollen. So sieht es auch der Präsident des Zweitligisten FC Thun, Markus Stähli. Der Verein hatte seinen Stürmer Omar Faye gesperrt. Der 22-Jährige habe zugegeben, dass er von der Polizei vernommen wurde. "Wir haben derzeit keine weiteren Informationen, aber alle Verantwortlichen stehen in engem Kontakt", sagte Stähli. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum werden im Zusammenhang mit dem Verdacht auf Spielmanipulationen durch Sportwetten allein in der Schweiz 22 Partien der 2. Liga und sechs Vorbereitungsspiele untersucht.

Neue Entwicklungen gibt es auch aus Belgien. Frühere Verantwortliche des belgischen Zweitligisten Union Namur sind von Manipulationsvorwürfen gegen ihren Klub keineswegs überrascht. "Man hat mich für verrückt erklärt, als ich mich von einigen Spielern getrennt habe. Aber ich wusste, warum", sagte der frühere Manager von Union Namur, Fabio Cordella, am Montag. "Unsere Mannschaft war nicht schwächer als andere und ist trotzdem richtig vermöbelt worden." Der damalige Trainer habe seinen Verdacht geteilt, sagte Cordella. Der Italiener ist inzwischen Manager des Zweitligisten Union Saint-Gilloise.

Union Namur soll im März ein Spiel gegen Charleroi mit 0:3 und ein Spiel gegen Louvain mit 0:2 wegen betrügerischer Manipulationen verloren haben. Auch der frühere Präsident von Union Namur, Jean-Claude Baudart, zeigte sich nicht überrascht: "Ich muss sagen, dass mir ein Vorsitzender und ein Manager eines Erstliga-Klubs zugeflüstert haben, dass sich seltsame Dinge bei Union Namur ereignen würden", sagte Baudart. "Ich habe mich damals ein bisschen umgehört. Und man konnte wirklich mit dieser Art von Wetten viel Geld verdienen."

Auch in Deutschland sickern immer mehr Details heraus. Dem seit Donnerstag in Untersuchungshaft sitzenden Deniz C. wird nach Angaben seines Anwalts gewerbsmäßiger Bandenbetrug in acht Fällen sowie erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Das sagte Rechtsanwalt Burkhard Benecken aus Marl der Deutschen Presse-Agentur dpa am Montag. Der 30 Jahre alte Mann aus Herten in Nordrhein-Westfalen soll mit mittlerweile sechs anderen Verdächtigen auf manipulierte Partien in der Schweiz, Belgien, Türkei, Slowenien und Kroatien gewettet haben. Dabei habe C. einen Gewinn von 990.275 Euro gemacht.

Unter anderem soll C. von einer vermeintlichen Manipulation des türkischen Erstliga-Spiels zwischen Ankaraspor und Bursaspor (0:2) am 4. April 2009 gewusst haben. Des Weiteren soll der Hertener an Manipulationen von zwei Partien der 2. belgischen Liga, zwei Spielen der 2. Schweizer Liga sowie jeweils einer Partie der höchsten Spielklassen in Slowenien und Kroatien sowie dem türkischen Pokal beteiligt gewesen sein. Dabei habe beim Aufeinandertreffen der slowenischen Klubs Drava Ptuj und Nafta Lendava (4:1) am 11. April 2009 ein im Haftbefehl namentlich genannter Spieler 5000 Euro erhalten.

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