Werder Bremen gegen Hannover 96:Aus wenig viel gemacht

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Werder bleibt nach einem 3:0 gegen Hannover Tabellenführer - obwohl Miroslav Klose das Tore schießen verlernt hat.

War das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? Das Sonntagsspiel ist einigermaßen umstritten, weil das emotionale Potenzial dieser Nachzüglerpartie schwer abzuschätzen ist.

Ball drin, Bremer glücklich, torwart sauer. (Foto: Foto: dpa)

Das Bremer Sonntagsspiel gegen Hannover 96 war ein Paradebeispiel dafür: Sollten sich die Werderaner inspiriert fühlen vom Ausrutscher der Bayern? Oder sollten sie lieber die Schalker als Bedrohung empfinden, deren Sieg in Frankfurt die Bremer unter Zugzwang setzte?

Die Bremer gaben sich alle Mühe, die Rivalen auszublenden, sie suchten Zuflucht in ihrem eigenen Spiel, und nach nur vier Minuten hatte diese Strategie Erfolg. Nach einem Fehler des Hannoveraners Huszti kam der rechtzeitig von einer Adduktorenzerrung genesene Miroslav Klose zum Flanken, und der freistehende Borowski köpfte dankbar ein.

Bayern? Welche Bayern denn?

Am Ende durften die Bremer auf einen zufriedenstellenden Sonntag zurückblicken, weil die Elf inzwischen die Fähigkeit besitzt, aus relativ wenig relativ viel zu machen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten besiegten sie Hannover 3:0 (1:0), womit sich der Titelkampf in der Liga fürs Erste auf ein Duell Bremen gegen Schalke zuspitzt.

Borowskis frühes Tor war der perfekte Rückrunden-Auftakt für den SV Werder, aber wer erwartet hatte, dass die Bremer die Gäste nun überrollen würde, der irrte. Zwar entwickelte sich im strömenden Regen ein munteres Spiel, aber die Hannoveraner waren den Bremern erst mal ein überraschend ebenbürtiger Gegner.

Seit Trainer Dieter Hecking dort den Fußball verantwortet, hat sich im Hannoveraner Spiel eine ansehnliche Spielkultur verselbständigt, und die Bremer mussten aufpassen, um nicht von der einen oder anderen fast bremischen Kombination erwischt zu werden.

Druck von Tarnat

Vor allem der junge Jan Rosenthal, 20, und der nicht ganz so junge Michael Tarnat, 37, entwickelten immer wieder Druck über die Flügel, und in der 19. Minute mussten die Bremer sogar das Glück zu Hilfe nehmen, als Tarnats Schrägschuss vom Pfosten ins Feld zurückschepperte.

Es war ein Spiel, das über weite Strecken besser aussah als es war. Beide Mannschaften hielten sich nicht lange im Mittelfeld auf, und weil den Abwehrreihen immer wieder Fehler unterliefen, häuften sich die Chancen. In der 31. Minute leistete sich Hannovers Yankov im Mittelfeld einen Fehlpass, Torsten Frings verarbeitete das Geschenk zu einem Steilpass auf Klose, der allein Torwart Robert Enke entgegenpreschte.

Enke warf sich, Klose fiel; Klose beschwerte sich (er wollte Elfmeter), Enke beschwerte sich (er sah eine Schwalbe) - Schiedsrichter Merk entschied sich für einen aparten Mittelweg. Er sah kein Foul, aber auch keine Schwalbe - ohne Elfmeter und ohne gelbe Karte lief das Spiel weiter. Sieben Minuten später trafen sich beide wieder: Klose wollte den Ball an Enke vorbeilegen, aber Hannovers Keeper klaute ihm den Ball vom Fuß.

Bremens Trainer Thomas Schaaf musste in der Halbzeit ein paar mahnende Worte sprechen, offenbar hatte vor allem Tim Borowski gut zugehört. Er suchte immer wieder den direkten Weg zum Tor und scheiterte zweimal am exzellenten Enke (50., 52.).

Zwar fehlte den Bremern noch die Leichtigkeit des Herbstes, aber sie gaben ihrem Gegner nun doch zu verstehen, dass sie nicht gewillt waren, die Tabellenführung den Schalkern zu überlassen. Es ließ sich nicht mehr verheimlichen, dass die Bremer die größere Auswahl an guten Einzelspieler hatten.

Wenn Diego mal keine so präzisen Pässe spielt, dann übernehmen das eben Borowski und Jensen, und mit zunehmender Dauer hatten die Gäste den Kombinationen nichts mehr entgegenzusetzen. Erst traf Hugo Almeida (67.) nach Klose-Querpass, dann traf Per Mertesacker nach Diego-Freistoß (74.). Zwischendurch scheiterte Klose noch mit einem Strafstoß an Enke, womit die Bremer von den letzten sechs Elfmetern exakt einen verwandelt haben. Die Quote sollten sie verbessern bis zum nächsten Spiel, egal ob freitags, samstags oder sonntags.

© SZ vom 28.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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