Es ist zehn Jahre her, seit ein Shitstorm über den SV Werder Bremen hereinbrach. Der Traditionsklub von der Weser hatte gerade einen Geflügelproduzenten als Hauptsponsor vorgestellt, dem unter Tierschützern ein zweifelhafter Ruf vorauseilt. Die Anhänger taten ihren Ärger im Stadion und in den sozialen Netzwerken kund, die Bremer setzten die Partnerschaft trotzdem durch. So ist das eben in der Fußballbranche: Die Klubs müssen Geld verdienen - und zugleich schauen, dass ihre Sympathiewerte beim Geldverdienen keinen Schaden nehmen.

Manchmal ist beides aber relativ problemlos in Einklang zu bringen. Zum Beispiel jetzt in Bremen: Wer sollte etwas dagegen haben, wenn ein Profiverein Geld spendet, zumal für einen guten Zweck? Genau das macht der SV Werder seit Neuem. Als erster deutscher Profiklub hat sich der Bundesliga-Wiederaufsteiger komplett der Initiative "Common Goal" angeschlossen. Konkret bedeutet das: Der SV Werder wird von nun an ein Prozent seiner Ticket- und Sponsoring-Einnahmen an soziale Projekte aus dem Portfolio der Initiative spenden, nach Vereinsangaben beläuft sich die Summe auf rund 400 000 Euro. Für einen Traditionsklub, der mitten in der Pandemie einen Abstieg in die zweite Bundesliga aufzufangen hatte, ist das eine durchaus relevante Summe.
Auch Jürgen Klopp und Serge Gnabry unterstützen das Hilfswerk
Common Goal, gegründet 2017 vom spanischen Weltmeister Juan Mata, ist so etwas wie eine gemeinnützige Organisation, über die zumindest ein kleiner Teil der in der Fußballbranche zirkulierenden Summen für wohltätige Zwecke verwendet wird. Bislang waren es vor allem 193 einzelne aktive Profis und Trainer, die sich bereit erklärten, ein Prozent ihres Gehalts für wohltätige Zwecke zu spenden. Unter anderem sind Fußball-Größen wie Serge Gnabry, Jürgen Klopp und die US-Amerikanerin Megan Rapinoe Mitglieder der Initiative, die für die Verteilung der Spenden über ein Netzwerk von 155 Partnern in 100 Ländern verfügt.
Jedes Common-Goal-Mitglied entscheidet selbst, wofür seine Spenden verwendet werden. Was alle Verwendungszwecke gemeinsam haben: Fußball soll der Katalysator sein, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen - insbesondere für Kinder, die in schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen aufwachsen.
"Wir finden den Ansatz von Common Goal spannend", sagt Anne Laufmann, die bei Werder für Aktivitäten mit sozialer Verantwortung zuständig ist. In ihren Verantwortungsbereich fällt damit auch das "Spielraum"-Projekt des SV Werder, bei dem es um die Förderung von Kindern und Jugendlichen geht - und das von Common Goal nach einem mehrmonatigen Prüfungsprozess nun als förderwürdiges Projekt zertifiziert wurde. Es kann damit auch selbst Empfänger der Spenden werden. "In Bremen wachsen viele Kinder sportfern auf und erhalten selbst in der Schule nur fachfremden Sportunterricht", sagt Anne Laufmann. Hier wolle man ansetzen, auch mithilfe der Gelder aus der Common Goal-Initiative.
Dass für Werder dabei auch ein bisschen positive PR rausspringt, ist zwar ein netter Nebeneffekt - aber man kann den Verantwortlichen glauben, dass das nicht ihr einziger Beweggrund war.