Weltfußball: Klub-WM:Fünf Millionen für zwei Spiele

Warum der FC Barcelona mal eben die laufende Liga-Saison unterbricht, für eine schnelle Einnahme-Möglichkeit nach Abu Dhabi jettet und ein usbekischer Milliardär die bessere Alternative wäre.

Jürgen Schmieder

Einen Jahresrückblick im Fußball zu erstellen, das kann eine freudige Angelegenheit sein. Allein anhand des Jahres von Hertha BSC Berlin ließe sich die Bundesliga erklären, die Hauptstadt und überhaupt ganz Deutschland. Man könnte feuilletonistische Abhandlungen über Vuvuzelas verfassen oder die Bedeutung des Ausdrucks "Chancen kreieren" deuten, wenn er vom Holländischen ins Deutsche übersetzt wird.

Die Klub-WM in Abu Dhabi

Die Klub-WM in Abu Dhabi: ein Zuschauermagnet.

(Foto: Foto: AP)

Dann müssen aufgrund der Chronistenpflicht die Veranstaltungen aufgezählt werden, die die Fans bewegt haben in diesem Jahr - doch eigentlich genügt dieses eine Turnier, das gerade in Abu Dhabi ausgetragen wird, um den Weltfußball zu erklären, die Finanzkrise und überhaupt das ganze Universum.

Die Weltmeisterschaft im Vereinsfußball wird ausgespielt, das Teilnehmerfeld ist erlesen. Neben dem FC Barcelona waren die Pohang Steelers aus Südkorea, CF Atlante aus dem mexikanischen Cancún, TP Mazembe aus der Demokratischen Republik Kongo, Auckland City FC aus Neuseeland, Al-Ahli Dubai aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Estudiantes de La Plata aus Argentinien qualifiziert - im Finale stehen sich die Vertreter Europas und Südamerikas gegenüber.

Die Bedeutung dieser Vereins-WM auf den Weltfußball, die Finanzkrise und das Universum wird ersichtlich, wenn man die Prämienentwicklung der vergangenen Jahre betrachtet. Im Jahr 2000 gab es eine Teilnahmeprämie von 2,5 Millionen US-Dollar, dennoch hatten die europäischen Spitzenvereine keine Lust auf das Turnier - ein Jahr später musste es abgesagt und der Modus geändert werden.

Im Jahr 2007 gab es ein Preisgeld von etwa 15 Millionen US-Dollar, der Sieger bekam davon 5,5 Millionen. Im vergangenen Jahr waren es 18 Millionen Dollar insgesamt und sechs Millionen für den Sieger. In diesem Jahr dann der Bruch: Es gibt nur noch fünf Millionen US-Dollar Prämie - und die bekommt allein der Turniersieger. Lustlose Auftritte der Spitzenklubs sollen so verhindert werden. "Für uns alle ist das der wichtigste Titel, weil wir ihn noch nie gewonnen haben", sagte Barcelonas Andres Iniesta vor dem Halbfinale gegen die Mexikaner von CF Atlante, das die Spanier mit 3:1 gewannen und nun im Finale auf Estudiantes de La Plata aus Argentinien treffen.

Fünf Millionen US-Dollar für zwei Siege - einer davon im Halbfinale gegen eine Mannschaft, die in einer Stadt beheimatet ist, die allein dafür bekannt ist, dass sich dort amerikanische Studenten in jedem Frühjahr ins Koma saufen. Dafür unterbricht selbst der FC Barcelona die laufende Saison in der Primera Division und reist nach Abu Dhabi - um den wichtigsten Titel des Fußballjahres zu gewinnen.

Es gibt nur eine Möglichkeit als Fußballverein, noch einfacher Geld zu verdienen: Isoq Akbarow, Präsident des usbekischen Vereins Bunyodkor Taschkent, bot dem FC Barcelona im Januar eben jene Summe - für eine Trainingseinheit mit den Katalanen.

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