Weitere Spiele im DFB-Pokal:Köpfchen gegen Gift und Galle

Im Franken-Derby verliert der 1. FC Nürnberg mit 0:1 gegen Greuther Fürth und scheidet aus - danach benehmen sich 200 Club-Fans daneben. Hoffenheim gewinnt gegen Augsburg, weil zwei Bosnier erneut die Tore machen. Dabei hätten es die Schwaben durchaus in die Verlängerung schaffen können. Der BVB müht sich in Düsseldorf zum Sieg.

Es sind eigentlich virtuell nur vier Tabellenplätze, die derzeit zwischen den 20 Kilometer voneinander entfernten Mannschaften stehen, doch Mike Büskens machte sich gerne zum Außenseiter. "Wir werden versuchen, den Klassenunterschied so gering wie möglich zu halten", hatte der Trainer der SpVgg Greuther Fürth vorher gesagt.

1. FC Nürnberg - SpVgg Greuther Fürth

Edgar Prib trifft zum 1:0 für Greuther Fürth beim Pokalspiel in Nürnberg.

(Foto: dpa)

Für die Fans des Erstligisten aus Nürnberg und des Zweitligisten aus Fürth ging es im DFB-Pokal-Achtelfinale weniger um die Ligazugehörigkeit als darum, wer im unmittelbaren Vergleich die Franken erster und welche jene zweiter Klasse sind. Am Ende war es der Derby-erfahrene frühere Schalker Büskens, der mit seiner Mannschaft nach dem Schlusspfiff in die Fankurve rannte, um einen hart erkämpften 1:0 (1:0)-Sieg beim Favoriten zu feiern, der auf der anderen Seite des Stadions wild bepfiffen wurde.

Einige Nürnberger konnten die Prestigeniederlage nicht wahrhaben - und benahmen sich daneben. Sie stürmten das Spielfeld und rannten in die Fürther Kurve.

Auf dem Rasen war zunächst kein Klassenunterschied festzustellen, abgesehen von einer Torchance des Nürnbergers und früheren Fürthers Christian Eigler (2.), der nach einer Hereingabe von Markus Feulner freistehend den Ball nicht traf. Fürth wirkte zunächst schüchtern, und es schien ja auch die passende Unterklassen-Taktik zu sein: "Während Nürnberg im eigenen Stadion verdammt ist anzugreifen, stehen wir einfach erstmal gut!" So hatte auch der Fürther Dribbler Sercan Sararer überraschend auf der Bank Platz nehmen müssen, für ihn spielte der defensivere Pekovic.

Die Schüchternheit legte sich dann schnell, als Prib nach einem Eckball per Kopf das 0:1 erzielte (15.). "Es war ein unglaubliches Gefühl", sagte jener Mann, der vorige Woche beim 0.0 gegen Frankfurt noch allein vor dem Tor grotesk den Pfosten getroffen hatte. "Zugegeben, da fällt schon etwas mehr ab als sonst!"

Nach dem 0:1 war Nürnberg verunsichert, Fürth spielte phasenweise wie im eigenen Stadion - und hätte durch Stephan Schröck beinahe das 2:0 erzielt, der spitzelte jedoch nach körperbetonter Vorarbeit den Ball an Nürnbergs Raphael Schäfer und am rechten Pfosten vorbei (26.).

Fürth erspielte sich die paradoxe Situation, dass die hoch stehende Viererkette die Nürnberger die meiste Zeit vom eigenen Tor fern hielt - und selbst trotzdem immer wieder Platz für Konter fand. Wie in der 43. Minute, als sich Christopher Nöthe am Strafraumrand den Ball zurechtlegte, abzog, und Torwart Schäfer seinen abgefälschten Schuss gerade noch um den Pfosten lenken konnte. Zu dieser Zeit hatten die Nürnberger nur noch Vorteile in Sachen Fehlpässe.

Doch nach der Pause agierten die Nürnberger wieder die Heimelf. "Wir haben in der Kabine gesagt, wir müssen mehr Gift und Galle zeigen", sagte Trainer Dieter Hecking später. Körpersprache und Zielstrebigkeit schüchterten die Fürther ein. Fürth, das in der zweiten Liga noch keinen Gegentreffer nach einem Eckball hinnehmen musste, stand nun ungeordnet, in der 50. Minute hätte Philipp Wollscheid das beinahe ausgenutzt, als er aus sieben Metern knapp vorbeiköpfte.

Dass die Elf von Dieter Hecking auch ehrgeiziger in die Zweikämpfe ging, machte zum einen den lange nur latenten Derby-Charakter deutlich, zum anderen kam der Club so auch auf andere Weise zu einem Übergewicht auf dem Feld: Als sich Fürths Bernd Nehrig in der 66. Minute einem Angriff über die rechte Abwehrseite in den Weg stellte und den eingewechselten Alexander Esswein mit einem Bodycheck zu Boden brachte, sah er dafür die gelb-rote Karte. Im Anschluss verbrachte Nürnberg die meiste Zeit damit, den Ball in den Strafraum zu spielen und ihn sich dort so schön zurecht zu legen, dass jedes Mal ein Fürther Bein den Schuss abwehren konnte.

In der 80. Minute waren die Nürnberger der Verlängerung am nächsten, als der Ball nach einem Freistoß schon im Netz lag - Schiedsrichter Knut Kircher hatte da aber schon wegen Fouls abgepfiffen. Viele Freistöße segelten dann noch in den Fürther Strafraum, es war gegen Ende eines dem Spielstand zu erwartende spannende wie zerfahrene Partie, geprägt von Fehlern, Hektik und Fallsucht im Strafraum. Die Nürnberger Fans sangen, als ob sie zumindest in der Rubrik Party unbedingt gewinnen wollten, doch am Ende gab es nichts mehr zu feiern für sie, und dann wurden sie zu schlechten Verlierern.

(Christoph Leischwitz, Nürnberg)

Hoffenheim gewinnt gegen Augsburg

Dank seiner beiden treffsicheren Bosnier steht 1899 Hoffenheim zum fünften Mal im Viertelfinale des DFB-Pokals: Treffer von Sejad Salihovic (23.) und Vedad Ibisevic (49.) bescherten den Badenern am Dienstag den 2:1 (1:1)-Sieg gegen den FC Augsburg, mit dem das Team von Holger Stanislawski einen versöhnlichen Jahresabschluss feierte.

Vor der mauen Kulisse von nur 10.375 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena traf Torsten Oehrl (36.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich für den FCA, dem im zweiten Durchgang die Entschlossenheit für eine erneute Wende fehlte. Nach ihrer jüngsten 1:1-Serie vor heimischem Publikum wirkten die Hoffenheimer gegen den Bundesliga-Aufsteiger lange Zeit gehemmt.

"Man kann zufrieden sein. Der Sieg war absolute Pflicht, um so mehr sind wir glücklich, dass es geklappt hat", sagte Matchwinner Ibisevic, der besonders das Zusammenspiel mit seinem Landsmann Salihovic lobte: "Er hat mir in meiner Karriere schon viele Vorlagen gegeben, aber heute war es ganz wichtig."

Das Stanislawski-Team bestimmte die Partie zwar in der ersten halben Stunde, konnte jedoch spielerisch nicht überzeugen. In der 12. Minute zielte Peniel Mlapa bei der ersten Chance für 1899 knapp links am Tor vorbei. Gegen den Freistoß des Spezialisten Salihovic gab es für Augsburgs Keeper Mohamed Amsif wenig später nichts zu halten. Der Schlenzer des überragenden Bosniers schlug knapp neben dem Pfosten ein.

Danach traf der von Fabian Johnson bediente Roberto Firmino den Ball nicht richtig und vergab so das mögliche 2:0 (28.). Von den Augsburgern, die im Angriff etwas überraschend mit Edmond Kapllani anstelle von Sascha Mölders antraten, war zunächst wenig zu sehen. Erst in der Schlussphase der ersten 45 Minuten taute der in der Liga zuletzt zweimal ungeschlagene Neuling auf und machte auch mit Offensivaktionen auf sich aufmerksam.

Konnte 1899-Keeper Tom Starke in der 33. Minute mit einer tollen Reaktion gegen Kapllani noch den drohenden Ausgleich verhindern, so sah er wenig später nicht gut aus. Der Schlussmann klatschte eine scharfe Hereingabe von Tobias Werner vor die Füße von Oehrl, der aus kurzer Distanz zum 1:1 traf.

Eine bosnische Koproduktion ließ die Fans der Kraichgauer kurz nach der Pause zum zweiten Mal jubeln: Ibisevic drückte eine Freistoß-Flanke von Salihovic am kurzen Pfosten stehend entschlossen zum 2:1 über die Linie. Kurz darauf vergaben Ryan Babel (55.) und Salihovic (57.) für die nun deutlich stärker aufspielenden Gastgeber die frühzeitige Entscheidung.

Von diesem Zwischenspurt sichtlich beeindruckt kam der FCA nur noch selten gefährlich vor das Tor der Hausherren. Allerdings musste Starke in der 74. Minute noch einmal eine Parade zeigen, als Akaki Gogia plötzlich frei vor ihm auftauchte. Mit beiden Fäusten wendete der Schlussmann die Verlängerung für sein Team ab.

Dortmund müht sich ins Viertelfinale

Fortuna Düsseldorf - Borussia Dortmund

Patrick Owomoyela (Bildmitte) flog in Düsseldorf früh vom Platz.

(Foto: dpa)

Sieben Ausfälle und ein Platzverweis - trotz weiterer personeller Probleme feierte Borussia Dortmund mit dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale einen großartigen Abschluss des Fußball-Jahres 2011. Die geschwächte Elf von Trainer Jürgen Klopp siegte nach fast 90-minütiger Unterzahl im Stadion des Zweitliga-Spitzenreiters Fortuna Düsseldorf mit 5:4 (0:0, 0:0) nach Elfmeterschießen - und ließ sich auch von langer Unterzahl nicht aus der Ruhe bringen. Patrick Owomoyela hatte schon nach 34 Minuten die Gelb-Rote Karte gesehen. Ivan Perisic verwandelte um 23:15 Uhr schließlich den entscheidenden Elfmeter.

Jürgen Klopp ereilte unmittelbar vor dem Anpfiff eine schlechte Nachricht. Mittelfeldspieler Shinji Kagawa klagte beim Warmmachen über Magenprobleme und konnte nicht auflaufen. Für ihn rückte Torjäger Lucas Barrios in die Startformation. Nicht ganz unerwartet passen musste auch Nationalspieler Marcel Schmelzer wegen muskulärer Probleme. Er wurde auf der linken Verteidigerposition durch Chris Löwe ersetzt.

Das prominente Lazarett schloss die Innenverteidiger Felipe Santana und Neven Subotic, Jungstar Mario Götze sowie die defensiven Mittelfeldspieler Lars Bender und Moritz Leitner ein. Düsseldorfs Trainer Norbert Meier hingegen konnte aus dem Vollen schöpfen, Innenverteidiger Jens Langeneke hatte seine Magenprobleme überwunden und war dabei. Die Dortmunder Verlegenheitself wirkte unbeeindruckt und kontrollierte zu Beginn das Geschehen.

Lucas Barrios (4.) und Jakub Blaszczykowski (9.) kamen zu Kopfball-Chancen, bei denen Düsseldorfs Keeper Michael Ratajczak aber zur Stelle war. Die Gastgeber, die von den eigenen Fans unter den 54.000 Zuschauern in der erstmals seit dem Aufstieg vor zweieinhalb Jahren ausverkauften Arena frenetisch empfangen wurden, kamen aber mit zunehmender Dauer besser ins Spiel. Innenverteidiger Assani Lukimya sorgte mit einem 30-Meter-Schuss knapp über das Dortmunder Tor für das erste Ausrufezeichen.

Es entwickelte sich in der Folge ein spannendes, aber nicht allzu hochklassiges Duell. Torjäger Robert Lewandowski, der für Kagawa als Spielmacher fungierte, prüfte Ratajczak mit einem Schuss aus 20 Metern. Dann wurde die Dortmunder Personalmisere noch getoppt: Owomoyela wurde wegen Fouls an Thomas Bröker (26.) und Sascha Rösler (34.) innerhalb von acht Minuten zweimal verwarnt und wurde von Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Den anschließenden Freistoß von Rösler aus 19 Metern parierte BVB-Torhüter Roman Weidenfeller stark.

Die Borussia rettete das 0:0 etwas glücklich, aber geschickt in die Pause. Nach dem Wechsel gingen die Gastgeber dann voll zur Sache und drängten auf die Führung. Doch Andreas Lambertz (46.), Sascha Rösler (49. und 56.) und Maximilian Beister (50.) konnten beste Möglichkeiten nicht nutzen. Die Borussia konnte in dieser Phase nur reagieren, versuchte aber, auch die Kontrolle wiederzuerlangen.

Einzelne Vorstöße endeten jedoch zumeist an der gegnerischen Strafraum-Grenze. Auch in der Verlängerung das gleiche Bild: Fortuna drückt gegen müde Dortmunder, wenngleich nicht mehr mit der Vehemenz der regulären Spielzeit. In der 93. Minute lenkte Weidenfeller einen Kopfball von Rösler über die Latte, sechs Minuten später brachte Piszczek mit einem Kopfball seinen eigenen Torwart ins höchste Bedrängnis.

Jürgen Klopp wechselte in der Verlängerung auf eine Dreierkette in der Abwehr, um den Gastgebern im Mittelfeld nicht zu viel Raum zu lassen. Und die Taktik schien aufzugehen, denn in der zweiten Hälfte der Verlängerung bekamen die Schwarz-Gelben das Spiel in Griff, ohne sich allerdings große Chancen herauszuspielen. Das Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen, und hier hatten die Dortmunder die besseren Nerven.

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