VfB Stuttgart:Weinzierl gegen die Trainerfresser

1. FC Nuernberg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Will sich von nichts überraschen lassen, auch nicht vom alten Klub: Markus Weinzierl.

(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
  • Trainer Markus Weinzierl trifft in der Bundesliga mit dem VfB Stuttgart auf seinen Ex-Klub FC Augsburg.
  • In Stuttgart würden sie sich nichts sehnlicher wünschen als den temporeichen und leidenschaftlichen Augsburger Fußballspielstil.
  • Doch Weinzierl wird inzwischen ahnen, dass eine schwierige Aufgabe ist, die FCA-Idee auf seine Elf zu übertragen, die das Gegenteil einer FCA-Elf ist.

Von Christof Kneer

Armin Veh, Bruno Labbadia und Alexander Zorniger sind doch recht unterschiedliche Trainertypen. Veh, der inzwischen nur noch Manager sein will, war ein Trainer, der immer betont hat, wie lange er schon dabei ist, 20 Jahre oder 22 oder 24, je nachdem, wann er diesen Satz gerade sagte. Auch Labbadia hat einen Lieblingssatz, den er immer nur leicht variieren muss, er sagt gern, dass er hier bewusst "einen schweren Weg" gehe, und er muss immer nur aufpassen, dass er bei "hier" den richtigen Vereinsnamen einsetzt, also Hamburg oder Stuttgart oder Wolfsburg. Und Alexander Zorniger hat mal gesagt, dass sein Spielstil "alternativlos" sei, worauf er kurze Zeit später rausflog.

Denn das haben alle drei Trainer gemeinsam: Sie sind alle mal beim VfB Stuttgart entlassen worden - und zwar jeweils nach einem Spiel gegen den FC Augsburg. Und zwar jeweils nach einem Spiel gegen den FC Augsburg, der von Markus Weinzierl trainiert wurde.

Weinzierl, 43, ist der Stuttgarter Trainerfresser, das ist ein interessanter Titel, wenn auch keiner, den man sich auf eine Visitenkarte druckt. Charakterlich macht Weinzierl deshalb niemand einen Vorwurf, seine Augsburger haben den VfB halt meist in einem Moment erwischt, in dem da eh nicht mehr viel zu retten war.

Was das jetzt wohl für ein Gefühl für Weinzierl ist, auf einmal selber diesen VfB zu trainieren, der auf dem letzten Tabellenplatz liegt und an diesem Wochenende - Achtung! - den FC Augsburg empfängt?

Natürlich sei das "ein besonderes Spiel", hat Weinzierl gesagt, er kennt ja noch fast alle in Augsburg, immerhin war er vier Jahre dort. "Viele der Spieler, die immer noch da sind, habe ich entwickelt", sagt er, "natürlich haben sie auch neue Spieler geholt, aber die Grundprinzipien des Spiels sind beibehalten worden. Sie werden uns nicht überraschen."

Vor 40, 30, 20 und auch vor zehn Jahren wäre es für jeden Augsburger Trainer ein Traum gewesen, mal den großen VfB Stuttgart zu trainieren, heute ist man sich da nicht mehr so sicher. In den letzten paar Jahren waren die Augsburger immer die, die beispielhaft herbeizitiert wurden, wenn man über Klubs sprach, die es gut machen; wenn man Klubs suchte, die es nicht gut machen, fand man neben dem HSV immer den VfB. Und jetzt ist es sogar so weit gekommen, dass sich die Stuttgarter, ihren großen Sommerplänen zum Trotz, gerne etwas augsburgisieren würden.

Nicht nur, dass Weinzierl und sein Trainerteam beim FCA ihre Erstliga-Sozialisation erfahren haben; nicht nur, dass sie beim VfB jetzt zusätzlich den langjährigen Augsburger Halil Altintop als Co-Trainer verpflichtet haben - vor allem würden sie sich in Stuttgart nichts sehnlicher wünschen als jenen Augsburger Fußballspielstil, den sie an den Traditionsstandorten gerne als Außenseiterfußball belächelt haben. Im Moment aber bräuchte der VfB nichts nötiger als das: Leidenschaft, Tempo und jene Art von Schärfe, mit der man in gegnerische Lücken hineinstößt, anstatt sie aus der Ferne zu beobachten.

Weinzierl ahnt inzwischen, was für eine Aufgabe das ist: seine FCA-Idee auf eine Elf zu übertragen, die das Gegenteil einer FCA-Elf ist. Beim VfB spielen Aogo, Gentner, Gomez und Beck, im Augsburg-Tempo rennt keiner von ihnen, und auch für seinen Hurra-über-die-Flügel-Fußball fehlt Weinzierl das Personal. Immerhin kehrt nun der lange verletzte Anastasios Donis zumindest auf die Bank zurück, er könnte für Weinzierl das werden, was André Hahn in Augsburg für ihn war: der Sprinter, der Spiele entscheidet. André Hahn wird Weinzierl übrigens auch treffen bei diesem Spiel: Er spielt inzwischen wieder für Augsburg.

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