Süddeutsche Zeitung

Julian Weigl nach Attacke:"Ich bin ok, wir hatten wirklich Glück"

Unbekannte werfen Steine gegen die Fensterscheiben des Benfica-Mannschaftsbusses, Julian Weigl wird dabei leicht verletzt. Schon in Dortmund erlebte er den Anschlag auf den Teambus.

Von Javier Cáceres

Nach einem Angriff Unbekannter auf den Mannschaftsbus von SL Benfica musste sich der fünfmalige deutsche Nationalspieler Julian Weigl zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus in Lissabon begeben. Weigl, 24, habe das Hospital Da Luz nach kaum einer Stunde wieder verlassen und sei kurz nach Mitternacht wieder auf dem Vereinsgelände des Klubs eingetroffen, sagte am Freitag ein Benfica-Sprecher der SZ. Es habe sich eher um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt. Neben Weigl wurde der niederländische Benfica-Profi Richairo Zivkovic ebenfalls wegen leichter Verletzungen ambulant behandelt.

Am Freitag meldete sich Weigl selbst bei Instagram zu Wort. "Ich bin ok, wir hatten wirklich Glück", schreibt er unter einem Bild zusammen mit Zivkovic, der ein Pflaster über dem rechten Auge trägt. "Hier wurde eine Linie überschritten", schreibt Weigl. "Speziell die vergangenen Wochen sollten gezeigt haben, dass immer die bessere Lösung ist, zusammenzustehen, als Steine aufeinander zu werfen."

Von den Tätern fehlt bisher jede Spur

Der Angriff auf den Bus ereignete sich kurz nach 22.30 Uhr Ortszeit auf dem Rückweg der Mannschaft vom ersten Spiel Benficas nach der Corona-Pause vom Donnerstag im Estádio da Luz zu Lissabon. Durch das 0:0 gegen CD Tondela, bei dem Weigl zur 59. Minute ausgewechselt wurde, hatte Benfica zwar den ersten Platz in der Tabelle übernommen, es aber versäumt, den 1:2-Ausrutscher des bisherigen Tabellenführers FC Porto beim FC Famalicao auszunutzen. Bei Punktgleichheit entscheidet in Portugal in der Endabrechnung der direkte Vergleich, bei dem der FC Porto die Nase vorne hat. Die Attacke sei in der Nähe der Sportstadt Benficas in Seixal erfolgt, in einer Siedlung namens Bairro de Jamaica, die als Benfica-Hochburg gilt. Die Polizei schließt daher nicht aus, dass es sich bei den Angreifern um verärgerte Benfica-Anhänger gehandelt hat. Auch Weigl geht in seiner Botschaft auf Instagram indirekt auf den Verdacht ein. "Ich weiß, dass echte Benfica-Fans so nicht sind", schreibt er.

Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Eine erste Suche durch die vier Motorradpolizisten, die stets das Benfica-Team eskortieren, verlief ergebnislos. Den Benfica-Angaben zufolge hätten Unbekannte Steine gegen den Bus geschleudert, die Scheiben des Mannschaftsbusses seien zu Bruch gegangen, Splitter in das Innere des Fahrzeugs geflogen. Auch Weigl sei getroffen worden. Er sei zunächst in der Sportstadt Benficas von den Mannschaftsärzten und dann im Krankenhaus untersucht worden. Die Befürchtungen, dass er Verletzungen am Auge davongetragen haben könnte, hätten sich nicht bewahrheitet, erklärte der Benfica-Sprecher.

Weigl habe aber "einen großen Schrecken" davongetragen, fügte er hinzu. Man sei selbst ebenfalls in großer Sorge gewesen, weil man sofort daran denken musste, dass Weigl unter den Opfern des Sprengstoff-Attentats auf die Dortmunder Mannschaft vom 11. April 2017 im Teambus der Borussia saß. Der BVB verlor das bereits für den folgenden Abend neu angesetzte Viertelfinal-Duell gegen AS Monaco mit 2:3. Weigl, war im Januar von Dortmund nach Lissabon gewechselt und zeigte sich vor der Partie gegen Tondela im SZ-Interview voller Vorfreude auf den Neustart ("Ich wollte dieses Abenteuer").

Noch in der Nacht zum Freitag verurteilte der portugiesische Ligaverband den Angriff. "Es ist nicht hinnehmbar, dass solche Ereignisse in unserer Gesellschaft Raum finden", schrieb der Verband in einem Kommuniqué, "es sind keine Fans, es sind Verbrecher." Portugals Fußball hatte in der Vergangenheit immer wieder mit Übergriffen von Fans auf Mannschaften zu kämpfen. Zu den heftigsten Attacken zählte ein Angriff der Fans von Benficas Lokalrivalen Sporting von 2018. Damals drangen 50 vermummte, mit Schlagstöcken und Gürteln bewaffnete Hooligans auf das Vereinsgelände Sportings vor und verletzten mehrere Teammitglieder, darunter den heutigen Frankfurt-Stürmer Bas Dost, der wegen Kopfverletzungen genäht werden musste.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4928249
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Sz.de/schm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.