Weidenfeller im DFB-Team:Gut gelaunte Fragezeichen

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Noch ungeklärte Zukunft: Torwart Roman Weidenfeller. (Foto: imago)
  • Torwart Roman Weidenfeller genießt sein erstes (und wohl letztes) DFB-Pflichtspiel beim 7:0 gegen Gibraltar.
  • Von Abschieden vom DFB-Team und Borussia Dortmund will er noch nichts wissen.
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Von Maik Rosner, Faro

Vergnügt hat Roman Weidenfeller später das Estádio Algarve in Faro verlassen. Keine Spur von Melancholie oder Abschiedsgefühlen, so wirkte es jedenfalls. Der Torwart erweckte nach dem 7:0 (1:0) in der EM-Qualifikation gegen Gibraltar nicht den Eindruck, als sei sein fünftes Länder- und erstes Pflichtspiel zugleich der letzte Auftritt für die Nationalmannschaft gewesen. "Sehr gut, zu Null, besser hätte es nicht laufen können für mich", sagte Weidenfeller gelöst.

Er schien beinahe in einer Stimmung zu sein, die vergleichbar ist mit jener nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit Borussia Dortmund 2011, als er einem Reporter des TV-Senders Dubai überschwänglich den legendären Denglisch-Satz ins Mikrofon sprach: "I think we have a grandios Saison gespielt."

Nun war Weidenfeller ganz froh, dass der Fußball-Zwerg vor allem in der ersten Halbzeit grandios frech mitgespielt und ihn erstaunlich oft beschäftigt hatte. "Für einen Torwart ist es immer angenehm, wenn er das ein oder andere Mal geprüft wird", sagte er. Dass ihm dabei ein paar gute Paraden geglückt waren, steigerte seine gute Laune noch. Zumal nun der Urlaub ansteht. "Laufschuhe und die kurze Hose" wird er aber einpacken bei der Reise ans Meer, wie Weidenfeller erzählte, "wir müssen uns ja vorbereiten auf die Vorbereitung".

Wo er die eigentliche Vorbereitung absolvieren wird, ist anders als sein Urlaubsziel samt Laufeinheiten noch ziemlich fraglich. Wie auch seine Zukunft in der Nationalmannschaft. Die Tendenz: Es stehen in beiden Fällen Änderungen an.

"Die Zukunft gehört den jungen Torhütern"

Es kann sehr gut sein, dass Weidenfellers späte Karriere in der Nationalmannschaft 19 Monate nach seinem Debüt mit 33 Jahren am Samstagabend bereits zu Ende gegangen ist. Joachim Löw hatte ihn ja schon mit einigen lobenden Worten in die Partie geschickt und dabei konsequent die Vergangenheitsform gewählt. "Der Roman war für uns die letzten eineinhalb Jahre ein unglaublich wichtiger Spieler. Der Roman war bei der WM wahnsinnig wichtig, hatte unglaublich guten Einfluss auf die jungen Spieler. Es war wirklich sehr, sehr gut, dass der Roman die letzten Monate bei uns war", hatte der Bundestrainer gesagt, neben vielen weiteren Elogen ("absoluter Profi", "wahnsinnig positive Ausstrahlung") und einer kleinen, so nicht beabsichtigen Gemeinheit ("Er hat sehr, sehr gut trainiert"). Löw hat dabei aber schon auch ziemlich deutlich durchblicken lassen, dass er auf dem weiteren Weg Richtung EM 2016 in Frankreich eher nicht mit dem Roman plant. Am 6. August wird Weidenfeller seinen 35. Geburtstag feiern.

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Bundestrainer Joachim Löw wird in der Pause etwas lauter, Bastian Schweinsteiger ist nach seinem Fehlschuss selbstkritisch. Und Gibraltars Trainer hadert mit der Chancenverwertung.

"Die Zukunft gehört natürlich den jungen Spielern, den jungen Torhütern", hat Löw beschlossen und dabei die drei U21-Torhüter Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Timo Horn ebenso namentlich genannt wie Kevin Trapp, der diesmal als offizielle Nummer drei daheim in Frankfurt für den Fall einer Verletzung auf Abruf gestanden hatte. Auch Ron-Robert Zieler, gegen Gibraltar als Nummer zwei im Kader, kann sich nun nicht mehr sicher sein, dass er weiterhin berufen wird.

Löw hält sich natürlich alle Optionen offen. Angesprochen auf Weidenfellers Zukunft sagte er am Samstagabend: "Wir haben bei den Torhütern immer gesagt: Wir warten bis zu einem Turnier. Natürlich haben wir junge Torhüter, die wollen wir heranführen. Aber letztlich zählt die Leistung. Wir werden das in der nächsten Saison entscheiden." Eine kleine Chance auf die Fortsetzung der Karriere als Nationalspieler besteht also noch. Es ist aber wohl eine sehr kleine.

Bei Weidenfeller ist es ohnehin so, dass er derzeit noch nicht einmal weiß, wo er künftig überhaupt spielen wird. Zwar läuft sein Vertrag bei Borussia Dortmund noch ein Jahr, doch zuletzt hatte ihm dort nicht nur Mitchell Langerack den Rang abgelaufen. Zudem hat sich der BVB offenbar mit dem Schweizer Nationaltorwart Roman Bürki vom SC Freiburg auf einen Wechsel verständigt. Offiziell bestätigt sind diese Medienberichte zwar noch nicht. Aber zumindest halb offiziell hat das ein bisheriger Mannschaftskollege Weidenfellers übernommen.

Kevin Großkreutz postete am Samstag bei Instagram ein Bild, auf dem er zwischen Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller steht. Dazu schrieb er: "So viele Jahre Borussia Dortmund auf dem Bild. Das ist so selten im Profibereich. Niemals vergessen. Es war so eine geile Zeit und wir werden immer Borussen sein." Weidenfeller wollte seinen Abschied nicht bestätigen. "Der Verein muss mir die Entscheidung mitteilen", sagte er, "Stand heute erscheine ich wieder am 29. Juni", zum Trainingsauftakt also. Und auch eine Zukunft in der Nationalelf hat er offenbar noch nicht abgeschrieben. "Ich freue mich über jeden Tag, den ich bei der Mannschaft sein kann", sagte er und lobte das "absolute Vertrauensverhältnis" zum Trainerstab und den Kollegen in der DFB-Elf.

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Doch Weidenfeller ahnt natürlich, dass es sehr gut möglich ist, dass für ihn in diesem Sommer gleich zwei Abschiede amtlich werden. Dass also neben Kehl, der seine aktive Karriere am Saisonende beendet hatte, auch Großkreutz und Weidenfeller den BVB verlassen. Und ebenso, dass der Samstag für Weidenfeller den Tag seines Abschieds vom Nationalteam markierte. Man könnte ihm nach seinen Titelgewinnen mit der Borussia und dem WM-Titel im Vorsommer beinahe in den Mund legen: "I think I have a grandiose Zeit gehabt."

© SZ vom 14.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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