Wechsel zu Ferrari:Vettel spürt die Magie

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Neu bei Ferrari: Sebastian Vettel (Foto: imago sportfotodienst)

Sebastian Vettel bei Ferrari, funktioniert das? Geradezu schwärmerisch berichtet der viermalige Weltmeister von seinen ersten Runden im roten Auto. Auch für seine Vorgänger war dies ein besonderer Moment.

Von René Hofmann

Am Dienstag hat Sebastian Vettel ein letztes Mal in Milton Keynes vorbeigeschaut, in der Red-Bull-Rennfabrik. Er verabschiedete sich von jenem Team, mit dem er vier Weltmeister-Titel gewonnen hatte. "Die vergangenen sechs Jahre waren unglaublich", sagte Vettel und ließ sich von Teamchef Christian Horner und Designer Adrian Newey einen Modell-Bullen überreichen - dann war er weg und in Gedanken schnell wieder in Fiorano, wo er am Wochenende zum ersten Mal einen Formel-1-Ferrari bewegen durfte.

Ein Erlebnis, das bei Vettel einen tiefen Eindruck hinterlassen hat, obwohl das Gefährt bereits zwei Jahre alt war. "Wirklich, wirklich besonders" sei die Fahrt gewesen, zitiert das Magazin autosport den 27-Jährigen. In einem roten Flitzer zu sitzen, sei "sehr, sehr speziell". "Da existiert eine echte Legende", ist Vettel sich sicher. Denn: Er habe "etwas sehr Magisches" verspürt unter seinem Helm, auf den er sich auf italienisch hatte schreiben lassen - "Mein erster Tag bei Ferrari".

Sebastian Vettel bei Ferrari
:Berauscht vom roten Auto

Premiere in der "Roten Göttin": Der vierfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel dreht zehn Tage nach seiner Vertragsunterschrift die ersten Runden in seinem neuen Auto. Rückblick auf den ersten Arbeitstag bei Ferrari.

Eine weithin sichtbare Botschaft am Kopf und drinnen viele Gedanken, die munter Achterbahn fahren: Das klingt nach Liebe auf den ersten Blick. Und nach keinem schlechten Start am neuen Arbeitsplatz. Ferrari ist das traditionsreichste Team in der Formel 1. Als einziges ist es seit Beginn der WM 1950 dabei. Die Marke hat schon viele Fahrer kommen und gehen sehen. Der erste Eindruck aber sei oft vielsagend, hat Piero Ferrari, der Sohn von Firmen-Gründer Enzo Ferrari, in einem Jahresrückblick der Sportwagenschmieder verraten.

Jackie Ickx etwa kam ohne Rennfahrerschuhe in der Emilia-Romagna an. Auf dem Weg zu den ersten Testfahrten trug er bildschöne Mokassins. Als ein Mechaniker wissen wollte, wo er denn seine Arbeitskleidung vergessen habe, gab der Belgier barsch zurück: Er habe gar nichts vergessen. Für ihn ginge Eleganz auch im Cockpit über alles.

"Ferrari kann Fahrer genauso aufbauen wie Autos"

Der erste Tag mit einem neuen Fahrer sei wie der erste Tag in der Schule: Oft offenbarten sich dann schon Ticks und Obsessionen, berichtet Piero Ferrari, der das Treiben seit 1965 verfolgt. Niki Lauda kletterte ohne jeden Smalltalk ins Auto, Gilles Villeneuve kehrte von der ersten Ausfahrt bereits mit völlig abgefahrenen Bremsen zurück. Der zuvor eher unbekannte Kanadier war ein gutes Beispiel für das Vorgehen, das der 1988 verstorbene Enzo Ferrari pflegte. Einer seiner Leitsprüche lautete: "Ferrari kann Fahrer genauso aufbauen wie Autos."

Der Franzose Jean Alesi, der von 1991 bis 1995 für die Firma startete, hat deren besondere Bedeutung einmal in dem schönen Satz zusammengefasst: "Ferrari-Fahrer zu sein ist wie ein Doktortitel. Er gilt auf der ganzen Welt." Für diese Ehre nahmen viele einiges hin. Gerhard Berger musste sich auf einen Rücksitz ducken, als er zur Verhandlung mit Enzo Ferrari geschmuggelt wurde. Dessen erste Frage im völlig abgedunkelten Büro lautete dann: "Haben Sie einen Manager?" Als Berger verneinte, wusste der Alte, dass er beim Verhandeln leichtes Spiel haben würde.

Nigel Mansell radelte bei seinem Dienstantritt auf einem Klapprad durch Maranello. Für Michael Schumacher gab es 1996 eine große Willkommenstorte. Auf den Bildern, die ihn beim Anschneiden zeigen, lächelt Schumacher tapfer. Viel später erst hat er verraten, was ihm beim ersten Anblick der Firmenzentrale wirklich durch den Kopf gegangen war. Er hatte Großes erwartet und deshalb einen "Schock" bekommen. In der berühmten Rennmotoren-Fabrik habe es damals ausgesehen "wie in der Werkstatt meines Gokart-Kumpels". Es wurde dann Liebe auf den zweiten Blick.

© SZ vom 03.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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