Wechsel von Niko Kovac:Bobic findet Verhalten des FC Bayern "respektlos"

  • Niko Kovac wechselt zum FC Bayern. Es ist die größte Aufgabe seiner bisherigen Trainerkarriere.
  • Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic beklagt den Zeitpunkt der Verkündung. Die Münchner hätten sich "unprofessionell" und "respektlos" verhalten.

Von Carsten Scheele

Als die Pressekonferenz in Frankfurt begann, machte Niko Kovac einen gelösten Eindruck. Er lächelte, wunderte sich kurz über den großen Medienrummel, dann begann der Trainer zu erzählen. Ganz anders Fredi Bobic, der Frankfurter Sportvorstand. Der lächelte nicht, sondern guckte ziemlich säuerlich.

Der FC Bayern hat am Freitagmittag verkündet, dass Kovac zur kommenden Saison neuer Cheftrainer wird - und die Frankfurter damit ziemlich überfahren. Für Kovac war es natürlich ein großer Tag, das sah man ihm an. Schon als Profi hatte er für die Münchner gespielt, es ist eine Rückkehr, zudem die größte Aufgabe seiner bisherigen Trainerkarriere.

"Der Tag fing normal an, aber dann kam eine Dynamik rein, die ich in dieser Form selbst noch nicht erlebt habe", berichtete Kovac über den ereignisreichen Donnerstag: "Ich habe vor einer Woche gesagt: Es gibt keinen Kontakt zu Bayern München. Das hat sich gestern schlagartig geändert." Er habe einen Anruf aus München bekommen, dann ein Vertragsangebot. Lange überlegen musste Kovac nicht: "Das habe ich angenommen."

"Die Bayern haben ihr Ding gemacht, an sich gedacht"

Seinem Noch-Trainer wollte Bobic deshalb keinen Vorwurf machen. "Wir müssen Profis sein", sagte Bobic. Frankfurt sei nun mal der kleinere Klub, er werde akzeptieren, dass Kovac diese Chance wahrnehmen müsse. Seine Kritik richtete Bobic vielmehr gegen die Bosse des FC Bayern - vor allem wegen des Zeitpunkts der Verkündung.

Schon am Donnerstagabend war in diversen Medien von der Entscheidung des FC Bayern pro Kovac zu lesen. Zu einem offiziellen Gespräch zwischen beiden Klubs war es offenbar gar nicht gekommen, obwohl es um die Abwerbung des Frankfurter Trainers ging, der den Verein nun gegen die Zahlung einer Ablöse (Kovac hatte eine Ausstiegsklausel) verlässt. "Die Bayern haben ihr Ding gemacht, an sich gedacht", klagte Bobic: "Dass Informationen innerhalb kürzester Zeit nach außen geflossen sind - und das sicherlich nicht aus Frankfurt - ist sehr ärgerlich, unprofessionell und respektlos."

Bobic hätte sich wohl gewünscht, dass der Trainerwechsel erst nach Saisonende bekannt gegeben wird - und nicht vor den wichtigen Spielen der Frankfurter in der Bundesliga gegen Leverkusen und im Pokal-Halbfinale gegen Schalke. "Der Zeitpunkt ist für uns bei der Eintracht kein sehr glücklicher", bemerkte Bobic scharf: "Alle möglichen Details sind direkt an die Öffentlichkeit geraten", unter anderem die Existenz besagter Ausstiegsklausel. Er halte diese Vorgehensweise "für extrem bedenklich".

"Dass alles so schnell rausgekommen ist, lag sicher nicht an Fredi und an mir", pflichtete ihm Kovac bei. Um dann allerdings zum Ausdruck zu bringen, wie sehr ihn das Jobangebot aus München geehrt habe: "Eine Möglichkeit in München zu arbeiten bekommen nicht viele Spieler, nicht viele Trainer." Nun wird er hoffen, dass sich die Proteste der Frankfurter Fans einigermaßen in Grenzen halten.

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