Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Jedem Klub seinen Martínez

Perfide Millionen-Pläne, Protest-Profis und andere Wirrungen: Das Wechsel-Hickhack, das der FC Bayern um Javi Martínez erlebte, ist nicht das erste seiner Art. Schon früher gab es bei Transfers erhebliche Schwierigkeiten: vom sturen Demba Ba über Andy Köpkes Doppelvertrag bis zu einem verspäteten Fax.

Transfer-Dramen.

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Javier Martínez

Javier Martinez

Quelle: dpa

Perfide Millionen-Pläne, Protest-Profis und andere Wirrungen: Das Wechsel-Hickhack, das der FC Bayern um Javi Martínez erlebte, ist nicht das erste seiner Art. Schon früher gab es bei Transfers erhebliche Schwierigkeiten: vom sturen Demba Ba über Andy Köpkes Doppelvertrag bis zu einem verspäteten Fax.

Die skurrilsten Transfer-Dramen.

Nun ist es geklärt: Die Situation schien verfahren, schließlich waren sich der Spieler (Martínez) und sein potenzieller neuer Verein (FC Bayern) einig, einzig die Zustimmung des alten Klubs (Athletic Bilbao) fehlte. In der Bundesliga trugen sich in den vergangenen Jahren einige Wechsel-Dramen zu. Hier die spektakulärsten Fälle - von Andy Köpke über Rafael van der Vaart bis Thomas Berthold. 

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Eric-Maxim Chuopo-Moting

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Quelle: AFP

Eric-Maxim Chuopo-Moting: Es ist das wohl bekannteste Fax der Fußballgeschichte - und einer der ungewöhnlichsten geplatzten Transfers. Ungewöhnlich, weil es zunächst gar kein Drama war. Lange wurde zwischen dem  HSV und dem 1. FC Köln um den Wechsel des Deutsch-Kameruners Eric-Maxim Chuopo-Moting gerungen. Erst wollten die Norddeutschen ihren Spieler länger binden, dann war dem Klub das Gehalt zu hoch. Anschließend sollte Chuopo-Moting ausgeliehen werden - kurz vor Ende der Transferperiode entschied sich der HSV doch zum Verkauf. Schnell wurde sich Chuopo-Motings Berater mit dem 1. FC Köln einig. Alles klar? Von wegen. Die Zeit drängte, der Vertrag wurde unterschrieben, das fertige Dokument um exakt 17.49 Uhr von Hamburg nach Köln gefaxt (Wechselschluss 18 Uhr). Es kam jedoch nur eine Seite an, dazu kam eine Faxpanne. Die entscheidende Seite mit der Unterschrift des Spielers erreichte Köln erst nach 18 Uhr. Die DFL zeigte sich unerbittlich: Transfer geplatzt. Und das, obwohl sich endlich alle einig waren.

(ebc)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Rafael van der Vaart

Rafael van der Vaart Valencia Trikot

Quelle: online.sdesport

Rafael van der Vaart: Sylvie van der Vaart war nicht zu Hause, als ihr Mann Rafael im August 2007 Besuch in seiner Hamburger Villa bekam. Miguel Ángel Ruiz war zu Gast und mit ihm zwei Journalisten. Wie es sich für gute Gäste gehört, hatten die Spanier dem Hausherren etwas mitgebracht: ein Trikot des FC Valencia, dass sich der Mittelfeldspieler des HSV sogleich vor den Bauch hielt und in eine Kamera lächelte. Das Bild erschien tags darauf in der spanischen Sportzeitung As. Beim HSV hatten sie aber weder die Absicht, van der Vaart gehen zu lassen, noch genügend Humor, ihren Profi mit dem Trikot eines anderen Klubs zu sehen. Van der Vaart bekam eine dicke Geldstrafe aufgebrummt, er blieb eine weitere Saison in der Hansestadt und wechselte erst dann - nicht nach Valencia, sondern zu Real Madrid. Und Sylvie van der Vaart? Die sagte, es wäre nie zu dem verhängnisvollen Foto gekommen. Wenn sie nur zu Hause gewesen wäre.

(mikö)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Thomas Helmer

Thomas Helmer

Quelle: Imago/Bernd Müller

Thomas Helmer: Es hätte so einfach sein können, damals, 1992, als der junge Dortmunder Verteidiger Thomas Helmer (im Bild) mit Hilfe eines perfiden Plans von Bayern-Manager Uli Hoeneß nach München wechseln sollte. Eine Ausstiegsklausel im Vertrag des späteren Europameisters und Phantomtorschützen erlaubte Helmer einen Transfer für die festgeschriebene Ablösesumme von drei Millionen Mark. Aber nur ins Ausland. Also versuchten die Bayern, Helmer beim französischen Erstligisten AJ Auxerre zu "parken", um ihn dann zum Schnäppchenpreis an die Isar zu holen. Doch daraus wurde nichts. Die BVB-Macher witterten die List und pochten auf den von ihnen verlangten Preis von siebeneinhalb Millionen. Helmer wurde dennoch ein Bayer und sagt heute rückblickend: "Am Ende haben die Bayern und auch ich dieses Modell abgelehnt." Bestimmt, aber versuchen kann man's ja mal. 

(jbe)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Thomas Berthold

Thomas Berthold

Quelle: SZ

Thomas Berthold: Es gibt nicht viele Spieler in der Geschichte des FC Bayern, die den Verein genarrt haben. Adolfo Valencia war so einer, der den Klub Glauben ließ, er sei ein Fußballer, obwohl Franz Beckenbauer schnell erkannt hatte, dass er eher ein "Entlauber" sei (weil er beim Torschuss so oft Hecken und Bäume traf). Der Genialste von allen war Thomas Berthold: Als ihm der Wechsel zum VfB Stuttgart untersagt wurde, setzte sich Berthold in der Saison 1992/93 einfach auf die Tribüne und absolvierte kein einziges Spiel - und musste nach der Freistellung noch nicht einmal trainieren. Der damalige Schatzmeister Kurt Hegerich bezeichnete Berthold deshalb als "bestbezahlten Golfprofi nach Bernhard Langer". Nach der Saison wechselte Berthold nach Stuttgart, schaffte die meisten Platzverweise in der Vereinsgeschichte und bezeichnete Ribbeck als "schlechtesten Trainer, den ich jemals gesehen habe". 

(jüsc)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Valdas Ivanauskas

Valdas Ivanauskas

Quelle: online.sdesport

Valdas Ivanauskas: Es war im Jahr 1997, als Valdas Ivanauskas beim VfL Wolfsburg zusagte. Bislang hatte der Litauer beim HSV gespielt, mit mäßigem Erfolg. In 91 Partien hatte er 13 Tore erzielt. Und nun: Wolfsburg. Ivanauskas trainierte drei Tage zur Probe in der Autostadt, seine Frau Beatrix schaute sich derweil die niedersächsische Metropole genauer an. Aus Sicht des VfL war das ein Fehler. Frau Ivanauskas nahm ihren Mann zur Seite und schluchzte: "Valdas, ich liebe dich, aber ich kann in dieser Stadt nicht leben." Herr Ivanauskas sagte: "Unser Fehler war, dass wir die Umgebung nicht so genau angeguckt haben." Die damalige Bürgermeisterin bot dem Ehepaar einen Kennenlern-Bummel an und verwies auf die Schwimmbäder, die Theater, den Wald. Es nutzte nichts: Ivanauskas sagte dem VfL wieder ab und wechselte nach Österreich. Er schob hinterher: "Ich fahre nie, nie mehr nach Wolfsburg."

(mikö)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Demba Ba

1899 Hoffenheim - SpVgg Greuther Fürth 5:0

Quelle: dpa

Demba Ba: Zugegeben, ein besonders schmeichelhafter Spitzname ist es nicht, wenn der Boulevard einen Spieler zum "Gierig-Profi" ernennt. Doch Demba Ba hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass er im Winter 2010/11 in Verruf geriet. In Hoffenheim hatte sich der Senegalese zu einem eleganten und treffsicheren Stürmer entwickelt, weshalb bald englische Klubbesitzer ihre Sterlings zusammenkratzten. Hoffenheim wiederrum wollte Ba auf keinen Fall abgeben, doch das war dem Spieler egal. Er stellte auf stur, weigerte sich gar, weiter für die TSG aufzulaufen. Ein Deal mit Stoke City schien bereits fix, doch Ba fiel durch den Medizin-Check. Er wechselte schließlich zu West Ham United, von wo er per Ausstiegsklausel direkt weiter nach Newcastle transferiert wurde. In Hoffenheim kriegen sie wohl noch heute Magenschmerzen, wenn sie an Bas Transfer-Mätzchen zurückdenken.

(jbe)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Albert Streit

Albert Streit

Quelle: dpa

Albert Streit: Albert Streit ist wohl der frischeste Fall von Arbeitsniederlegung im deutschen Fußball. Unter Trainer Felix Magath war der Mittelfeldmann 2009 aus dem Kader des FC Schalke geflogen. Der Grund: Streit habe laut Magath nicht den geringsten Antrieb im Training gezeigt. Der Verein legte dem Spieler nahe, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen - erwünscht war der Leistungsverweigerer nicht mehr. Doch das war Streit egal. Er kündigte an, dass er seinen Vertrag "aussitzen" wolle, ein Wechsel kam für ihn nicht in Frage. Und so nahm ein zweijähriger Rechtsstreit seinen Lauf, im Zuge dessen der mittlerweile 32-Jährige schließlich doch noch woanders unterkam. Seit Winter 2011 kickt Streit für Alemannia Aachen - und ging mit dem Verein sogar in die 3. Liga.  

(jbe)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Andreas Köpke

Köpke Stuttgart

Quelle: imago

Andreas Köpke: "Die Geschichte ist perfekt", frohlockte Karl Ortegel, der Manager von Andreas Köpke (links im Bild) im Jahr 1996. Gemeint war aber nicht etwa Köpkes Wechsel nach Stuttgart, wo der damals 34-Jährige bereits neben VfB-Präsident Mayer-Vorfelder und Fredi Bobic posiert hatte (Bild). Nein, Ortegel hatte mit seinem Klienten längst weitreichendere Pläne. Nach Barcelona sollte es gehen und der Vertrag war auch schon unterschrieben. Wen kümmert schon eine mündliche Zusage an den VfB mitsamt offizieller Vorstellung? Plötzlich machten vertragliche "Ungereimtheiten" die Runde, irgendetwas stimmte nicht mit den Schwaben - und schwupps war der Nationaltorhüter quasi ein Katalane. Das wiederum sahen sie in Barcelona anders: Auch Barça pfiff nun kurzerhand auf alle Vereinbarungen, als sie von den Vertragsquerelen des Keepers mit dem VfB mitkriegten. Ihr neue Nummer eins hieß plötzlich Vítor Baía und Köpke stand ohne Verein da. Er hatte zu hoch gepokert. Immerhin erbarmte sich schließlich Olympique Marseille. 

(jbe)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Oliver Neuville

Oliver Neuville

Quelle: imago sportfotodienst

Oliver Neuville: Kaum vorstellbar, dass einer, der so lässig am Strand flaniert, einmal kurz davor war, in Lederhosen auf dem Oktoberfest zu posieren. Und doch wäre es fast so gekommen: Oliver Patric Neuville hatte 1995 bei Servette Genf drei erfolgreiche Jahre verbracht, als der FC Bayern auf den flinken Angreifer aufmerksam wurde. Einen wie ihn konnten sie an der  Isar gut gebrauchen: schnell, trickreich, noch dazu war der junge Mann deutschstämmig. Schnell wurden sich Verein und Spieler einig, im Vereinsheft der Bayern wurde der Transfer sogar offiziell verkündet, ehe der Wechsel doch noch platzte. Servette Genf und die Münchner konnten sich nicht auf eine Ablösesumme einigen. Neuville blieb in Genf und schaffte es später über die Umwege Tenerifa, Rostock und Leverkusen bis in die Nationalelf.

(jbe)

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Wechsel-Dramen in der Bundesliga:Ruud van Nistelrooy

HSV-Neuzugang Ruud van Nistelrooy

Quelle: dpa

Ruud van Nistelrooy: Fußballer und Liebe, das ist eine ganz spezielle Angelegenheit. Nach Toren knuddelt und knutscht man sich, nicht selten wird auch das ansonsten harmlose und völlig friedliche Vereinswappen Opfer einer Kussattacke. Kurz: Ein Fußballer liebt meist den Verein, bei dem er gerade spielt - und die Kollegen, die eben gerade da sind. Das war auch bei Ruud van Nistelrooy so, der natürlich den HSV heiß und innig liebte, aber in seinem Herzen wohnte eben noch Real Madrid. Da wollte van Nistelrooy am Ende seiner Karriere noch einmal hin und erklärte dem HSV deshalb, dass er doch nicht ganz so verliebt sei. Nur: Real Madrid war nicht so in van Nistelrooy verliebt wie van Nistelrooy in Real Madrid. Also ging van Nistelrooy zum FC Malaga - und sagte bei seinem Karriereende: "Es gibt für mich keinen schöneren Moment als in dieser Euphorie in Malaga aufzuhören." Hach, Fußballer und Liebe.

(jüsc)

© SZ.de/jbe/ebc/rus
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