Süddeutsche Zeitung

Wechsel des Bayern-Stürmers:Mario Gomez hat zweieinhalb Optionen

Lesezeit: 2 min

Trotz des wohl gescheiterten Lewandowski-Wechsels will Mario Gomez weg. Auch unter Neu-Trainer Pep Guardiola fehlt ihm die Perspektive im Münchner Sturm - und nebenbei dreht sich das Stürmer-Karussell in ganz Europa.

Von Christof Kneer

Natürlich verfolgt Mario Gomez im Urlaub die Nachrichtenlage. Er besitzt ein Telefon mit Internetzugang, und er hat eine Berateragentur, die ihn über die Entwicklungen auf dem Laufenden hält. Gomez weiß, dass der Stürmer, vor dem er angeblich Reißaus nimmt, erstmal gar nicht nach München kommt; er weiß, dass der BVB dem Kollegen Lewandowski einen Wechsel zum FC Bayern untersagt hat. Ob das jetzt ein Grund für Gomez ist, seine Fluchtpläne noch mal zu überdenken? Die Antwort lautet: Eher nein.

Es bleibt dabei, dass Gomez den FC Bayern mit sehr großer Wahrscheinlichkeit verlassen wird. Die sehr große Wahrscheinlichkeit ist nicht kleiner geworden durch die neueste Volte in diesem Pokerspiel, aus zwei Gründen. Erstens ist Gomez der Meinung, dass er es nicht nötig hat, vor wem auch immer zu kapitulieren. Und zweitens finden sie in seiner Agentur, dass das ja noch schöner wäre, wenn man sich die eigenen Pläne von Dortmunds neuesten Winkelzügen durchkreuzen lassen würde. Mario Gomez will nicht plötzlich bleiben, nur weil Bayern diesen Lewandowski jetzt vielleicht doch nicht gleich kriegt.

Zwar ist Gomez nicht Herr des Verfahrens, er besitzt einen Vertrag beim FC Bayern, der bis 2016 datiert ist und von beiden Parteien im Zustand vollständiger Nüchternheit unterzeichnet wurde. Dennoch kann Gomez weiterhin guten Gewissens einen Wechsel planen; er geht davon aus, dass die Bayern seinen Abschied auch dann nicht verhindern, wenn sie Lewandowski nicht bekommen.

Die Konstellation für Gomez sei "unbefriedigend", hat Sportvorstand Matthias Sammer dem Kicker gesagt; und dass sich an dieser Konstellation (ein Lieblingswort von Sammer) unter dem neuen Trainer Guardiola wenig ändern werde, haben sie Gomez auch signalisiert.

Für Gomez ist die Konstellation jetzt dergestalt, dass er seine Berater zum Verhandeln quer durch Europa schickt. Auf dem Kontinent spielen die großen Klubs gerade Stürmer-Domino, alles hängt mit allem zusammen, und jeder wartet auf den ersten fallenden Stein. Wayne Rooney (Manchester United) will irgendwohin gehen, Edison Cavani (Neapel) ebenso, auch Luis Suárez (Liverpool), Hulk (Zenit Sankt Petersburg) und die ManCity-Stürmer Edin Dzeko und Carlos Tévez spekulieren auf Arbeitsplätze, die Kollegen aber vorher erst freimachen müssen.

Was Gomez anbetrifft, sind noch zweieinhalb Klubs im Rennen, wobei der einstige Favorit - der FC Chelsea - inzwischen ausgeschieden ist, weil der neue Coach José Mourinho nicht als Gomez-Sympathisant bekannt ist und andere Kandidaten bevorzugt (Cavani, Hulk). So wird es Gomez entweder zu Manchester City oder Juventus Turin ziehen, der AC Florenz gilt als sehr interessierter Außenseiter.

Ob die Bayern nach dem Dortmunder Machtwort ins Wettbieten um einen der obigen Stürmer einsteigen, ist offen; vieles deutet aber darauf hin, dass Guardiola die aktuell vorrätigen Stürmer Mario Mandzukic und Claudio Pizarro genügen, weil er nicht nur Mario Götze als heimlichen Stürmer mitrechnet, sondern auch Thomas Müller. Dies ist offenbar ein konkretes Gedankenspiel, man könnte fast sagen, eine Konstellation.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1693556
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.06.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.