Wasserspringen:Schmerzvoller Abbruch

Lesezeit: 2 Min.

Am Ende seiner Kräfte: Nach zahlreichen Verletzungen muss Patrick Hausding in Kasan schließlich aufgeben. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Nach zahlreichen Verletzungen muss Patrick Hausding aus Kasan abreisen. Immerhin zur Olympiaqualifikation kann er sich noch quälen.

Wenigstens braucht Patrick Hausding keine Gehhilfe, um von seiner WM zum Vergessen abzureisen. "Ich kann ja laufen und alles und muss mir keine Krücken besorgen", sagte der Wasserspringer nach seiner verletzungsbedingten Aufgabe im WM-Finale vom Drei-Meter-Brett. Auch die Untersuchung im Krankenhaus, um Gewissheit über die Schwere seiner Knieverletzung zu bekommen, verschob der Rekord-Europameister lieber auf die Zeit nach seiner Rückkehr: "Zu Hause werde ich zum MRT gehen, ich habe schon einen Termin. Dann werde ich sehen, was dabei herauskommt. Vielleicht wollte der Berliner das Ergebnis einfach nicht in Kasan erfahren, denn das WM-Pech klebte ihm hier am Hacken.

In den Synchronspringen vom Turm mit Sascha Klein (Dresden) und vom Drei-Meter-Brett mit Stephan Feck (Leipzig) hatte Hausding jeweils nur den sechsten Platz belegt und das direkte Olympiaticket verpasst. Vor allem die missglückte Titelverteidigung vom Turm schmerzte. Doch noch viel dramatischer war der Drei-Meter-Einzelwettkampf: Hausding war beim Einspringen zum Halbfinale vom Brett weggerutscht und hatte sich zwei Zehennägel abgerissen sowie Schürfwunden an Steißbein und Oberschenkel zugezogen. Unter starken Schmerzen kämpfte sich der zwölfmalige Europameister dennoch ins Finale und damit zum Olympiaticket.

"Beim nächsten Anlauf wär das Band gerissen"

"Ich habe mir für den Quotenplatz den Arsch aufgerissen. Das ist nicht nur bildlich gesagt, sondern war wirklich so", sagte Hausding und spielte damit auf seine Gesäßverletzung an: "Es eitert und ist unangenehm." Bundestrainer Lutz Buschkow meinte: "Er ist eben keine Mimose." Doch selbst Hausdings Nehmerqualitäten haben Grenzen. Beim Finale am Donnerstag wollte er unbedingt starten, obwohl über Nacht auch noch sein Knie angeschwollen war und die Ärzte eine Bänderzerrung vermuteten.

"Es war sehr risikoreich", sagte Hausding, den ohnehin seit Jahren Knieprobleme plagen. Nach dem ersten Sprung, einem Zweieinhalb-Rückwärtssalto ohne Anlauf, kroch Hausding jedoch aus dem Wasser, humpelte davon und gab schließlich auf. "Das ist tragisch und ein bisschen traurig, wenn man im WM-Finale nicht mitmachen kann", sagte Hausding: "Ich bin mir sicher, wenn ich noch einen Anlauf gemacht hätte, wäre mir das Band gerissen." Dieses Risiko wollte auch Buschkow nicht eingehen: "Die Gesundheit des Sportlers geht vor. Die Zeit bis zum Weltcup in Rio ist auch nicht mehr so lang, als dass wir da Experimente machen könnten."

In der Olympiastadt soll Hausding im kommenden Februar noch die Quotenplätze in den Synchronwettbewerben für die Sommerspiele erspringen. Das ist jetzt das große Ziel, auch wenn er dem verpassten WM-Finale vom 3-m-Brett noch ein wenig nachtrauerte: "Ich war topfit. Ich bin mir sicher, ich hätte dort mit entsprechenden Anläufen hochklassige Sprünge machen können."

© SZ vom 01.08.2015 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: