Wasserball:Weit weg von Berlin

24 06 2017 Wasserball Saison 2017 2018 2 Bundesliga Süd Barracudas Nürnberg SV Weiden Fü; marek janecek weiden wasserball

Torlos gegen Würzburg: Weidens Marek Janecek hatte kein Glück beim Derby in Würzburg.

(Foto: Sportfoto Zink/Imago)

Weidens Wasserballer verlieren das bayerische Derby in der Bundesliga gegen Würzburg hauchdünn mit 8:9, sinnen aber beim Rückspiel am kommenden Wochenende im eigenen Bad auf Revanche. Über einen Traditionsklub mit viel zu kleinem Becken, der nahe der tschechischen Grenze um Anerkennung kämpft.

Von Sebastian Winter

Sie war hauchdünn, diese Niederlage, und sie schmerzt. Ausgerechnet in Würzburg. Dort haben die Bundesliga-Wasserballer des SV Weiden am Samstag gespielt, Derbyzeit, diese Duelle stecken normalerweise immer voller Emotionen. Wenn nicht gerade die Corona-Pandemie den Alltag bestimmt und deswegen kurzfristig doch keine Zuschauer zugelassen sind, weil die Bayerische Staatsregierung dies am Freitag für den Sport so beschlossen hat.

Weiden und Würzburg sind große Rivalen, "das ist ähnlich wie beim FC Bayern und 1860 München", sagte Weidens Center-Verteidiger Thomas Kick am Montag nach der Partie am Telefon. Sie sind sich aber nicht spinnefeind, sondern unterstützen sich beispielsweise mit gemeinsamen Trainingsspielen. Im Randsport hält man trotz aller Konkurrenz zusammen, zumal Weiden und Würzburg die einzigen bayerischen Vertreter in der Wasserball-Bundesliga sind.

Im Wasser hören die Gemeinsamkeiten jedoch auf, auch am Samstag gaben sich beide Klubs keinen Zentimeter Platz. Die Partie hätte eine Menge Fans verdient gehabt, sie war spannend, emotional. Und obwohl Weiden bereits mit 4:8 zurücklag im letzten Viertel, verlor der SV nur 8:9. Würzburgs Trainer Raul de la Pena, ein früherer Weltklassespieler aus Mexiko, der 1992 und 1996 Olympiateilnehmer war, sah wegen seiner zu großen Diskussionsfreude und Lautstärke kurz vor dem Spielende noch Rot. Er musste damit nicht nur die Schwimmhalle verlassen, sondern ist auch fürs Rückspiel am kommenden Samstag in Weiden gesperrt.

Vor zehn Jahren spielte Weiden sogar mal Europapokal

Weidens Position in der Bundesliga hat sich durch die Niederlage allerdings auch nicht verbessert, der Klub ist Letzter der Gruppe B. Um in die Top-Gruppe A aufzusteigen, wo in Spandau Berlin oder Hannover die besten deutschen Klubs spielen, müsste der SV zumindest Zweiter werden und sich dann noch erfolgreich durch Playoffs kämpfen. Das ist aber eher das Ziel Würzburgs, realistischer für Weiden ist der Klassenerhalt. Dieser steht erst dann fest, wenn sich die jeweils drei schlechtesten Klubs der Gruppen B und C in Playdowns gemessen haben. "Unser Ziel ist ganz klar, den Abstieg zu vermeiden", sagt Kick, der schon mal für Spandau Berlin gespielt hat - und daher weiß, wie groß die Schere zwischen Spandaus Profis und Weidens Amateuren ist.

Während Spandau Berlin von einem mittleren sechsstelligen Etat lebt, seien es in Weiden "20 000 bis 30 000 Euro für die Bundesliga-Herren, für die gesamte Abteilung vielleicht 50 000 Euro", sagt Kick. Das sind Welten. Weidens einziger ausländischer Zugang, Stepan Rezek, kommt aus Prag und hatte nochmal Lust, erste Liga zu spielen. Ihm würden Fahrtkosten gezahlt und eine Übernachtungsmöglichkeit gestellt, mehr auch nicht. Das Kilometergeld hält sich zudem in Grenzen - von Weiden in Tschechiens Hauptstadt sind es gerade mal 200 Kilometer.

Sean Ryder ist eine andere Schlüsselfigur, der Engländer, der 2012 bei den Olympischen Spielen in London mitgemacht hat, lebt allerdings schon seit zehn Jahren in Weiden und hat inzwischen auch einen deutschen Pass. Ryder, einer der wichtigsten Torschützen des SV, fehlte in Würzburg allerdings - er hatte sich kurz zuvor mit dem Coronavirus infiziert. Er wird seinem Klub auch am Samstag im Rückspiel noch nicht zur Verfügung stehen.

Die Philosophie des Klubs ist es allein schon wegen des fehlenden Geldes, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Denys Underberg, 17, ist eines der Talente, die den Sprung ins Bundesliga-Team geschafft haben.

Bleibt noch das Problem mit dem Schwimmbecken: Eigentlich sind 33 Meter Länge vorgeschrieben in der Bundesliga, doch das Sportbecken in der Weidener Thermenwelt, wo die Wasserballer spielen, endet nach 25 Metern. Weil eine größere Spielstätte nicht geplant ist, Weiden aber als Traditionsstandort geschätzt wird in der Liga, hat der zuständige Deutsche Schwimm-Verband eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Immerhin haben Weidens Wasserballer vor zehn Jahren sogar mal international gespielt, LEN-Trophy, eine Art Europa League des Wasserballs. In Kotor, Montenegro, traten sie damals zum Vorrundenturnier an - und wurden Gruppenletzter.

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