Wasserball:Im Morgennebel

Deutschland, Würzburg, Adamibad, 19.10.2019, Wasserball, DW Pokal, SV Würzburg 05 - SGW Rhenania-BW Poseidon Köln Bild:; Wasserball Würzburg

„Wir sind wettbewerbsfähig, es war die absolut richtige Entscheidung.“ – Würzburgs Trainer Matthias Försch freut sich auf die Erstliga-Teilnahme.

(Foto: Heiko Becker/imago)

Würzburg und Weiden starten in die Bundesliga. Die Machtverhältnisse in der Klasse sind ungewiss, auch wegen die Regeländerungen.

Von Florian Bindl

Am frühen Sonntagmorgen wird sich ein Bus aus Würzburg auf den 508 Kilometer langen Weg nach Hamburg machen. Für die Wasserballer aus Franken bedeutet der Ausflug den Auftakt in die erste Bundesliga-Saison nach zwei langen Jahren der Zweitklassigkeit, Gegner ist Mitaufsteiger Poseidon Hamburg. "Die Jungs haben richtig Lust drauf, auch auf die Busfahrt", sagt Trainer Matthias Försch. Dass sein Team in Hamburg krasser Außenseiter ist: weiß er. Dass der Klassenverbleib das einzige Ziel ist: ohnehin klar. "Der Aufwand in der Bundesliga ist deutlich größer", sagt Försch. Jeder Spieler müsse sich weiterentwickeln, "gerade die jungen Leute".

Wie schwierig das Unterfangen Bundesliga tatsächlich wird, können die Würzburger nur erahnen. Sportlich haben sie sich gar nicht dafür qualifiziert. Durch den Wegfall des Aufstiegsturniers im Sommer waren sie automatisch Bundesligist, über Nacht und ohne Nagelprobe. So dauerte es dann auch eine Weile, bis sich der Verein entschied, in der ersten Liga anzutreten. "Uns fehlte der Gradmesser. Etwas, das uns zeigt: Ja, wir sind bereit für die Bundesliga", sagt Försch.

Im Juli haben sich die Verantwortlich zusammengesetzt. Reicht die Qualität? Ist der Kader breit genug? Stimmt das Gesamtpaket? "Finanziell", so der Trainer, "gab es nie Bedenken. Wir hatten immer die Unterstützung des Vereins." Aber sportlich gab es ein paar Fragezeichen. Zwei Routiniers und Stützen der Aufstiegsmannschaft verabschiedeten sich, einer nach München, der andere hängte seine Badekappe an den Nagel. Der Trainingsfleiß und die ungebrochene Leistungsbereitschaft überzeugten Försch aber, die Herausforderung anzunehmen. "Nur wer sich richtig reinkniet, hat eine Chance", sagt er. "Wir sind wettbewerbsfähig, es war die absolut richtige Entscheidung."

Den ersten Härtetest verlor sein Team am vergangenen Wochenende beim Pokalspiel gegen Ligakonkurrent Köln. Ein Rückschlag? Nein, sagt Försch. "Jetzt wissen wir, was uns erwartet. Wir haben viel aus der Niederlage gelernt." Viel Zeit, an die eigene Leistungsgrenze zu kommen, bleibt nicht mehr. Dafür haben sich die Zugänge gut integriert. In Uros Stojanicic (Serbien) und Timotej Filo (Slowakei) kamen zwei Talente nach Franken. Beide zeigen gute Ansätze und lernen rasch die neue Sprache.

Mit Sprachbarrieren und Integration muss sich der bayerische Konkurrent aus Weiden nicht beschäftigen. Der SV, der am Samstag (18 Uhr) zu Hause auf Duisburg trifft, vertraut nach wie vor dem Team, das 2018 den Aufstieg und in diesem Sommer den Klassenverbleib schaffte. Keine Zugänge, keine Weggänge, gelebte Oberpfälzer Kontinuität. "Das ist unser Konzept", sagt Trainer Thomas Aigner. Er kennt den Verein durch und durch, war früher Kapitän. Zwar erreichen ihn immer wieder Anfragen von Spielern, die sich dem Verein anschließen möchten, "wir haben aber schon die Leute, mit denen wir arbeiten wollen. Es ist ein großer Vorteil, dass wir eine eingeschworene Truppe sind." Verstärkungen gibt es nur aus der eigenen Jugend. Einer, der aus Weidens Nachwuchsschmiede stammt, könnte sich bald zu einer wichtigen Stütze entwickeln: Nicolaj Neumann, Jahrgang 1996 und gebürtiger Weidener, erzielte in den ersten beiden Pflichtspielen zwölf Treffer. Sein Trainer bescheinigt ihm enormen Trainingsfleiß und meint: "Wenn er in einen Lauf kommt, kann er eine richtig gute Saison spielen."

Eine richtig gute Saison, das bedeutet für Weiden, erneut die Klasse zu halten. Dennoch wird sich gerade der Nachwuchs auf Dauer mit Abstiegskampf nicht begnügen. "Wir fahren natürlich nicht durch Deutschland, um jedes Jahr gegen den Abstieg zu spielen", sagt Aigner. Die Pro B, also die Gruppe der acht schwächeren Teams der zweigeteilten Bundesliga, ist so ausgeglichen wie lange nicht. Durch die Aufsteiger und den Rückzug der Teams aus Plauen und Berlin sind die Machtverhältnisse noch unklar. Wo stehen wir? Wo ist die Konkurrenz? Zum Saisonstart herrscht Morgennebel.

Eine zusätzliche Hürde stellt das teils gravierend abgeänderte Regelwerk dar. Das Spiel soll schneller werden, Zeitstrafen und Überzahlspiel dürften deutlich zunehmen. Aigner sieht sein Team dadurch im Vorteil: "Wir haben eine junge, fitte Mannschaft, die richtig schwimmen kann." Mehr Überzahlspiel, hofft er, "könnte uns in die Karten spielen". Insgesamt seien die Neuerungen aber eine "Wundertüte" für alle Mannschaften.

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