Wasserball:Ende in Rotterdam

Lesezeit: 1 min

Verabschiedet sich als Bundestrainer, bleibt dem Wasserball aber erhalten: Hagen Stamm. (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Nach der verpassten Olympia-Qualifikation gibt Bundestrainer Hagen Stamm sein Amt auf. Und diesmal soll es kein Zurück mehr geben.

Von Javier Cáceres, Berlin

Immerhin: Der Gegner war angemessen, eine Legende zu verabschieden. Denn das ist Hagen Stamm ja: eine Legende, und weit über seine Berliner Heimat hinaus ein Synonym für Wasserball. Zuletzt war er mal wieder Bundestrainer, bis zum Donnerstagabend, um genau zu sein, als seine Auswahl in Rotterdam die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio längst verpasst hatte und sich trotzdem noch einer Wasserball-Weltmacht namens Kroatien stellen musste. Das Resultat war so erwartbar wie ernüchternd: 8:22. Stamm lief hernach, wie er dem Sport-Informations-Dienst verriet, zu Fuß ins Mannschaftslager zurück, eine Stunde lang. Mr. Wasserball ging also auch im Wortsinne.

Dass er im übertragenen Sinne geht, hatte Stamm schon erklärt, ehe die Kroaten seinem Team die schmerzhafte Pleite zufügten. Somit traf auf ihn nicht zu, was er seinen Spielern zurief, dass man nach so einer Niederlage nicht abtritt, sondern es noch mal bei der EM 2022 versucht. Sein eigener Rücktritt hingegen? Irreversibel. Stamm, 60, hatte die Stelle als Bundestrainer Ende 2016 übergangsweise übernommen, dann wurde daraus eine 50-Prozent-Stelle, schließlich verlängerte er den Vertrag bis zu Olympia in Tokio. Was für ein Schlusspunkt das gewesen wäre. So aber: eine Niederlagenserie in einer zuschauerfreien Schwimmhalle in Rotterdam, nach einer pandemiebedingt unzureichenden Vorbereitung.

Die Spiele in Japan werden - so sie stattfinden - die dritten in Serie ohne deutsche Wasserballer sein. Stamm selbst hatte 1984 in Los Angeles Bronze gewonnen. Er wurde zweimal Europameister (1981 und '89), und trug den Namen der Wasserfreunde Spandau quer durch den Kontinent; unter anderem wurde er 14 Mal in Serie deutscher Meister und viermal Europapokalsieger. Seinem Verein bleibt er als Präsident erhalten und damit auch seinem Sport treu. Die Sorge, dass dem das Wasser abgelassen wird, hat er aber schon. "Ich appelliere an den DOSB und den DSV, sich die letzten drei Jahre anzuschauen und nicht nur das letzte Turnier", sagte er: "Wasserball ist es wert, weiter gefördert zu werden."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: