Vorwürfe gegen Wada-Chef:Verdächtige Mails

Wada-Chef Craig Reedie soll einem Bericht der ARD zufolge die Aufklärung der russischen Doping-Staatsaffäre massiv behindert haben. Gemäß den Aussagen eines Top-Ermittlers versuchten die eigenen Mitarbeiter sogar, Druck auf ihren Chef auszuüben.

Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, hat die Aufklärung zur russischen Staatsdoping-Affäre offenbar behindert statt befördert. Das legt eine neue ARD-Dokumentation von Sonntagabend nahe. Der Schotte sieht sich mit Fragen nach selbst verfassten Mails derart in die Enge getrieben, dass er ein Fernsehinterview abbricht, sich die Verkabelung vom Leib zieht und davonläuft.

In einer Mail vom April 2015, als die Ermittlungen zur Staatsaffäre längst liefen, teilte der Wada-Chef der russischen Spitzenfunktionärin Natalia Zhelanowa mit, die Wada habe "keine Absichten, irgendetwas zu tun, das die Beziehung beeinträchtigt". Er entschuldigte sich sogar: Man sei "unter Druck gesetzt worden von mehreren Nationalen Anti-Doping-Agenturen, Ermittlungen zu starten" und habe die Prüfkommission eingesetzt, "um politische Probleme zu vermeiden". Den massiven Verdacht, dass Reedie nicht ermitteln lassen wollte, verstärkt der damalige Wada-Topermittler Robertson: Wada-Generaldirektor David Howman habe "befürchtet, dass Reedie Ermittlungen verhindern wollte. So wies er mich an, Nationale Anti-Doping-Agenturen zu informieren, damit sie Druck auf ihn ausüben." Ein Wada-General, der Komplotte schmieden muss, um Dopingsünder jagen zu dürfen?

Reedie, der auch im IOC sitzt, habe auch nicht die Ausweitung der Russland-Ermittlungen betrieben, als 2015 Dopingbelege in weiteren Sportarten auftauchten. So seien die Doping-Spiele von Sotschi 2014 nur untersucht worden, "weil der Skandal aufgeflogen war"; Belege dafür habe es schon lange vorher gegeben. Reedie wies auch hier frühere Kenntnisse zurück.

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