Vorschau auf die BBL-Playoffs:Echte Kerle im Glutofen

In der Basketball-Bundesliga beginnt am Donnerstag die entscheidende Saisonphase: Worauf kommt es in den Playoff-Serien an? Welche Teams wollen den großen Favoriten aus Bamberg stürzen? Und wie stehen die Chancen der Bayern-Basketballer? Zehn Dinge, die Sie zum Start der Ausscheidungsrunde wissen müssen.

Jonas Beckenkamp

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In der Basketball-Bundesliga beginnt am Donnerstag die entscheidende Saisonphase: Worauf kommt es in den Playoff-Serien an? Welche Teams wollen den großen Favoriten aus Bamberg stürzen? Und wie stehen die Chancen der Bayern-Basketballer? Zehn Dinge, die Sie zum Start der Ausscheidungsrunde wissen müssen. Von Jonas Beckenkamp Spielmodus Anders als in der nordamerikanischen Profiliga NBA begegnen sich die deutschen Teams in den Playoffs pro Runde nur maximal fünf Mal. Der Modus "Best-of-Five" bedeutet, dass diejenige Mannschaft weiterkommt, die zuerst drei Siege erreicht. Sollten beide Klubs je zweimal gewinnen, entscheidet Spiel fünf. Qualifiziert sind die ersten acht Klubs der regulären Saison - das sind: Bamberg, Ulm, Berlin, Artland (Quakenbrück), München, Würzburg, Braunschweig und Bonn. In der ersten Runde trifft der Erste (Bamberg) auf den Achten (Bonn), der Zweite (Ulm) auf den Siebten (Braunschweig) und so weiter. Wichtig ist dabei, dass die ersten vier Vereine der Saison in einem entscheidenden fünften Spiel einer Serie Heimrecht haben - für die Bayern könnte dies einen Nachteil bedeuten, denn als Tabellenfünfter müssten sie im Falle einer Entscheidungspartie auswärts antreten.

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Worauf es in den Playoffs ankommt Playoff-Zeit ist Entscheidungszeit - in dieser Phase der Saison gibt es keine Ausreden, pausierende Schlüsselspieler oder lasche Defensivreihen. Die Teams rücken enger zusammen und wer sich nicht voll reinhängt, sitzt schneller auf der Bank als in der regulären Spielzeit. Ein wesentlicher Unterschied ist auch, dass sich das Tempo des Spiels drosselt, was an der deutlich intensiveren Verteidigung auf dem Feld liegt. Viele Vereine reduzieren die Anzahl der eingesetzten Spieler auf nicht mehr als sieben oder acht - das hat zu Folge, dass manche Ersatzspieler gar nicht mehr aufs Parkett dürfen. In den Serien treffen die Klubs mehrfach aufeinander und können sich somit besser auf den Gegner einstellen. Die Spielzüge, Abwehrstrategien und Führungsspieler des Kontrahenten sind bekannt, weshalb es mehr enge Resultate gibt. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Faktor Fitness: Wem die Kraft ausgeht, der findet sich schnell am Boden wieder (so wie im Bild der Würzburger John Little).

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Topfavorit Bamberg Wenn es um die Anwärter auf die deutsche Meisterschaft im Basketball geht, steht ein Klub seit Jahren ganz oben auf der Liste: Die Brose Baskets aus Bamberg haben sich mit kontinuierlicher Kaderplanung als Branchenprimus etabliert - und gelten in vielerlei Hinsicht als Vorbild. In der Region herrscht eine Basketball-Begeisterung wie nirgendwo sonst, das Team ist über Jahre zusammengewachsen und international ist der Verein momentan als einziger deutscher Klub konkurrenzfähig. In dieser Saison bewiesen die Oberfranken einmal mehr ihre Ausnahmestellung. Nur vier Niederlagen stehen 30 Siege gegenüber - als Tabellenerster geht es in den Playoffs zunächst gegen Bonn. Mit dem kraftvollen P.J. Tucker (Bild), den treffsicheren Schützen Anton Gavel, Julius Jenkins und Casey Jacobsen sowie dem baumlangen deutschen Nationalcenter Tibor Pleiss verfügt Trainer Chris Fleming über eine Art Allstar-Auswahl, die nur schwer zu schlagen sein wird. Besonders Bamberger Heimspiele sind beinahe gebuchte Siege - zuhause sind die Baskets seit fast 50 Spielen ungeschlagen.

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Ulm als große Überraschung Als Zweiter der abgelaufenen Saison müsste eigentlich Ratiopharm Ulm erster Kandidat für ein Durchbrechen der Bamberger Dominanz sein - doch den Überraschungsklub aus Schwaben plagen Verletzungssorgen: Flügelspieler Rocky Trice, ein vielseitiger Spezialist an beiden Enden des Feldes, fällt wegen einer Operation für die Playoffs aus. "Er hat sich so lange es ging durchgebissen, aber mehr geht nicht", gab Ulms Manager Thomas Stoll bekannt. Der 27-jährige Amerikaner hatte sich bereits im Januar einen Bänderriss im Daumen zugezogen, aber dennoch weitergespielt. "Ohne Rocky gehen wir nicht mehr als Favorit in die Playoffs", stellte Stoll fest. Diese Analyse mag ein wenig übertrieben sein, denn auch so gilt Ulm zumindest als unangenehmer Gegner: Center-Hüne John Bryant (Bild), unlängst zum wertvollsten Akteur der Saison gewählt, Aufbauflitzer Isaiah Swann sowie das schlagkräftige Trio Steven Esterkamp, Dane Watts und Keaton Nankivil machten aus den Ulmern die vielleicht spektakulärste Truppe der BBL. In Runde eins wartet mit Braunschweig zudem ein machbarer Kontrahent.

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Alba Berlins Hoffnungen Die Ansprüche sind wie immer hoch in Berlin und so überrascht es nicht, dass an der Spree großes Selbstbewusstsein vor den Playoffs herrscht: "Wenn wir ins Finale gegen Bamberg kommen, sind sie dieses Mal reif", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik und fügte hinzu: "Wenn wir bereit sind, gut zu spielen und Eier haben, können wir Bamberg schlagen." In der vergangenen Spielzeit lieferten sich Vizemeister Alba und Bamberg eine dramatische Final-Serie über fünf Partien. Die Hauptstädter hatten im entscheidenden Match in Bamberg zwei Minuten vor Schluss die große Chance auf den Titel vergeben. Diesmal soll das anders werden - obwohl die Berliner dem großen Rivalen kurz vor Saisonende erneut unterlagen. Zuzutrauen wäre es dem früheren Serienmeister, wenn hochtalentierte Spieler wie Schaffartzik, Bryce Taylor oder DaShaun Wood sich noch ein Stückchen steigern. Und wenn die Defensive der "Albatrosse" ihre Playoffhärte findet. So oder so: In Berlin erwartet man sich nichts weniger als den Titel.

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Die Chancen des FC Bayern Es war eine aufregende Saison für die Basketballer des FC Bayern, nachdem Klubpräsident Uli Hoeneß zu Beginn höchstpersönlich im Überschwang zum Angriff auf den Titel aufgerufen hatte (auch wenn er dies später revidierte). Doch die Probleme in der ersten Hälfte der Spielzeit offenbarten: So einfach ist das nicht in der BBL. Nur namhafte Spieler einkaufen und zusammen aufs Parkett schicken, garantiert nicht den sofortigen Erfolg. Es dauerte, bis sich die Mannschaft von Trainer Dirk Bauermann gefunden hatte - vor allem die lange anhaltende Auswärtsschwäche plagte den Klub und ließ das "Mir san mia"-Gefühl merklich schrumpfen. Doch die Bayern steigerten sich und erreichten pünktlich zum Start der Playoffs ihre Bestform. Zuletzt gewann man fünf von sechs Partien in fremden Hallen, außerdem gelang mit dem Krimi-Sieg gegen Bamberg ein enormer Schub fürs Ego. Das Team um den kantigen Center Jared Homan (Bild), den geschickten Brettspieler Chevon Troutman und Spielmacher Steffen Hamann hat sich gefunden. Das Ziel zweite Runde sollte durchaus drin sein - auch wenn mit den Artland Dragons zum Auftakt ein biestiger Widersacher wartet.

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Bonner Playoff-Freude Die Telekom Baskets aus Bonn dürften mit dem Titelrennen wenig zu tun haben - für sie ist schon die Playoff-Teilnahme ein großer Erfolg. Über weite Strecken der Saison schlugen sich die Rheinländer im Tabellenmittelfeld herum, doch als es im letzten Spiel der regulären Spielzeit drauf ankam, waren sie da. Durch ein 81:62 gegen die Skyliners Frankfurt sicherte sich das Team den letzten Platz in der Ausscheidungsrunde. "Wir haben uns das beste Spiel der Saison für zuletzt aufgehoben. Ich muss sagen, dass ich zum ersten Mal in dieser Saison komplett zufrieden bin", frohlockte Bonns Trainer Michael Koch. Im Viertelfinale wartet nun Titelverteidiger Brose Baskets Bamberg, der sich beim Saisonabschluss mit einem 102:65 gegen BBC Bayreuth für die "Best-of-Five-Serie" warm schoss. "Auch für Bamberg gilt: Keine Chance - das gibt es nicht", redete Koch seinen Spielern Mut zu. Er muss es wissen, schließlich gewann er 1993 mit dem DBB-Team als krasser Außenseiter Gold bei der Basketball-EM.

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Playoffs im TV Es gab Zeiten, da war der deutsche Basketball komplett von den TV-Bildschirmen verschwunden. Doch das hat sich geändert: Der Münchner Sender Sport1 übertrug in dieser Saison mindestens ein Spiel pro Woche live und widmet sich auch in der Ausscheidungsrunde jeder Serie ausführlich. Los geht's am kommenden Donnerstag mit der ersten Partie der Serie zwischen Bamberg und Bonn (20 Uhr) - wer die Bayern gegen Artland bewundern will, muss bis zu Spiel zwei der Serie am Dienstag, 8. Mai (18 Uhr) warten. Zu sehen sind außerdem die Spiele Braunschweig gegen Ulm (10. Mai, 19.30 Uhr), Artland gegen die Bayern (Spiel drei, 12. Mai, 14 Uhr) sowie weitere Begegnungen aus der ersten Runde. Auch im Halbfinale und Finale können Fernsehzuschauer von zu Hause mitfiebern.

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Prägende Spieler In der "Post-Season" sind Herz und Nerven gefragt - es gibt eine Reihe von Akteuren, die für die Playoffs wie geboren sind: Ulms amerikanischer Zocker Isaiah Swann (links im Bild) ist so einer: Der kleine Spielmacher liebt die kniffeligen Momente des Basketballs. Wie kaum ein anderer in der Liga kann er enge Partien im Alleingang entscheiden. Sein lockeres Händchen von der Dreierlinie, seine Sprungkraft und sein Einsatz könnte in so manch umkämpfter Begegnung den Unterschied machen. Auch die Bayern besitzen einen solchen "Go-to-Guy": Je'Kel Foster (rechts) zeigte seine Führungsqualitäten während der Saison beispielsweise gegen Ulm, als er die Partie am Ende drehte. Diese Rolle übernimmt bei Alba Berlin Regisseur DaShaun Wood, der ebenfalls zumeist dann überragt, wenn man ihn braucht. Wer bei den Bambergern die entscheidenden Körbe macht, ist kaum vorauszusagen: Der Topfavorit kann sich bei seinem ausgeglichenen Kader die Optionen aussuchen.

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Die Rolle der Zuschauer Alba Berlin bleibt der Zuschauer-Krösus in der Liga. Der Hauptrunden-Dritte lockte 186.504 Zuschauer in seine Halle und stellte damit einen BBL-Rekord auf. Im Schnitt verfolgten 10.971 Anhänger die Heimspiele - in Bamberg kamen 115.540 Fans (6794 im Schnitt), auf Platz drei landeten die Bayern (104.535/ 6149). Wie laut es in Basketball-Hallen zugeht, lässt sich am besten in Bamberg spüren. Die dortige Arena, bekannt als "Frankenhölle", mutiert bei Heimspielen der Baskets regelmäßig zum Glutofen: Die Fans brüllen, alles schwitzt und die Schiedsrichter kriegen einiges zu hören. Wer in Bamberg bestehen will, muss auch die selbstbetitelten "Freaks" auf den Rängen zur Ruhe bringen. In München ist die Fankultur in Sachen Basketball derzeit noch im Wachstumsprozess. Zwar war die Halle der Bayern zumeist gut gefüllt und auch die Prominenz (Bastian Schweinsteiger oder auch Model Eva Padberg, links im Bild) schaute öfters vorbei. Doch erst in den Playoffs wird sich zeigen, ob das Münchner Publikum schon meisterschaftsreif ist.

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