Der Fußballer Lars Stindl:Lars Stindl soll in Gladbach einen Weltmeister ersetzen

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Stindl, 26, kann Hannover 96 dank einer Ausstiegsklausel für eine vergleichsweise geringe Gebühr verlassen, drei Millionen Euro lautet die Preisempfehlung. Eberl würde aber nie behaupten, dass er über Geheimwissen verfügt, er ist nicht der einzige Manager, der den Wert des Nicht-Nationalspielers zu schätzen weiß. Auch Bayer Leverkusen, Schalke und Borussia Dortmund sind bei Annäherungsversuchen erwischt worden, fast alle großen Klubs unterhalb des FC Bayern hätten sich diesen Stindl gut in ihrem Mittelfeld vorstellen können.

"Vielleicht hat er sich auch deshalb für uns entschieden, weil wir ihm eine gut sichtbare Perspektive bieten konnten", sagt Eberl. Seinen möglichen Stammplatz in Lucien Favres Elf kann Stindl ja mit bloßem Auge erkennen: Christoph Kramer wird Gladbach im Sommer verabredungsgemäß verlassen, er muss laut Leasingvertrag zurück nach Leverkusen. Und im Zentrum spielt Stindl am liebsten.

Wer aber ist dieser Spieler, den alle wollen, aber nur wenige kennen? Lars Stindl ist ein Star ohne Nationalhymne, er ist vielleicht der namhafteste Namenlose im deutschen Fußball. Die Teilzeit-Experten, die immer nur "Das Sommermärchen" und "Die Mannschaft" anschauen, haben wahrscheinlich noch nie von ihm gehört. Vielleicht haben diese Teilzeit-Experten sogar mal von Alex Meier gehört, vielleicht hat sich herumgesprochen, dass es da einen vier Meter großen Spieler gibt, der in 3,80 Meter Höhe ein lustiges Zöpfchen spazieren führt und alle Bälle, die auf seinen Innenrist kommen, ins Tor schießt.

Es gibt immer wieder Geschichten über Meier, gerade jetzt, da er Torschützenkönig der Bundesliga zu werden droht. Aber Stindl? Kürzlich, im Heimspiel gegen Dortmund, hat er mal zwei Tore geschossen, aber ansonsten ist er eher ein Spieler für den zweiten Blick. Kein Wunder, dass die Gladbacher ihn so dringend haben wollten: Lars Stindl ist ein Trainerspieler.

Ein polyvalenter Spieler regt die Fantasie von Lucien Favre an

"Jeder weiß, dass Lucien Favre viel Wert auf Polyvalenz legt", sagt Max Eberl mit mildem Amüsement, er kennt ja seinen kauzigen Coach und dessen Ausdrucksweise. "Lars ist ein pflichtbewusster, kontrollierender, laufstarker Spieler, und in Hannover hat er schon auf der Acht, auf der Zehn und auf dem Flügel gespielt", sagt Eberl, "so ein facettenreicher Spieler regt natürlich die Fantasie von Lucien Favre an." Stindl selbst möchte im Moment nichts zu den Motiven seines Wechsels sagen, auch über Stindl möchte Stindl nicht sprechen. Hannover stecke im Abstiegskampf, lässt der pflichtbewusste Spieler ausrichten, da gehe es nicht um ihn.

Als Joachim Löw sein Aufgebot für die vergangenen beiden Länderspiele veröffentlicht hat, fehlte der Name Stindl natürlich, es hat auch niemand nach ihm gefragt. Löw findet Stindl gut, aber das Problem ist: Nimmt man alle Positionen, die Stindl spielen kann, dann heißen seine Konkurrenten Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Sami Khedira, Ilkay Gündogan, Mesut Özil, Mario Götze, Karim Bellarabi und Thomas Müller.

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