Vom DFB beauftragte Kanzlei:Viele Fragen an Freshfields

Olympische Spiele 2024 in Hamburg

So könnte das Olympiastadion 2024 in Hamburg aussehen - ein Modell.

(Foto: dpa)
  • Die Kanzlei Freshfields ist mit der Aufklärungsarbeit in der Affäre um die WM-Vergabe 2006 betraut.
  • Theo Zwanziger hat seine Zusammenarbeit mit Freshfields beendet, weil er einen Interessenkonflikt sieht.
  • Die Kanzlei ist bei weiteren Projekten involviert, bei denen es zu Streitigkeiten kommen könnte.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Die vom Deutschen Fußball-Bund für externe Aufklärungsarbeiten engagierte Kanzlei Freshfields erhielt am Montagabend viel Lob. Wenige Stunden vor der wegweisenden Präsidiumssitzung, nach der Wolfgang Niersbach seinen Rücktritt als DFB-Präsident bekannt gab, war ihre Arbeit indes noch einmal in Frage gestellt worden. Per offenem Anwaltsbrief hatte Theo Zwanziger, Niersbachs Vorgänger im DFB-Präsidentenamt, mitgeteilt, dass er die Zusammenarbeit mit den Ermittlern "mit sofortiger Wirkung beendet" - sein Vertrauen in die Wirtschaftskanzlei sei dahin.

Zwanziger wolle, wie es hieß, auch alle Dokumente zurück haben. Er begründete den Rückzug in zwei Punkten. Er verwies auf eine private Verbindung zwischen Christian Duve, dem Chefermittler von Freshfields, und Friedrich Curtius, dem Büroleiter von DFB-Präsident Niersbach. Duve und Curtius saßen bis Juni gemeinsam im Vorstand des Frankfurter Rotary-Clubs. Niersbach und Zwanziger wiederum trennt seit Jahren eine tiefe Feindschaft.

Angeblich liegt ein Interessenkonflikt vor

Am Wochenende stieß Zwanziger zudem die Spiegel-Berichterstattung zu angeblichen Verbindungen von Freshfields in ein weiteres Lager auf, mit dem er selbst in Fehde liegt. Demnach soll die Kanzlei einst für den inzwischen lebenslang gesperrten Fifa-Funktionär Mohammed bin Hammam sowie für den Fußballsektor des Staates Katar gewirkt haben. Freshfields weist zurück, dass die Kanzlei je für Bin Hammam tätig gewesen sei: "Die Freshfields-Mandate für Katar im Bereich Fußball hatten keinerlei Bezug zu dem Untersuchungsmandat beim DFB."

Auf ihrer Internetseite wirbt die Kanzlei mit vielfältigen Aktivitäten im WM-Land 2022; sie beriet demnach auch das Hauptkomitee für die WM 2022 in Katar im Bereich Stadionbau und Infrastruktur. Seit 2014 aber gebe es im Umfeld von Katar und Fußball keine Tätigkeiten mehr, heißt es bei Freshfields.

Zwanziger misstraut Katar

Bei Zwanziger ist das Misstrauen, sobald es um Katar geht, groß. Er hatte heftiger als andere Funktionäre die Menschenrechtslage im Emirat angeprangert, wobei ihm seine Wortwahl im Kontext der WM-Vergabe 2022 ("Krebsgeschwür des Fußballs") eine Klage eintrug. Ein erstinstanzliches Urteil wird im Februar erwartet. Es sei "vor diesem Hintergrund schlechterdings unvorstellbar, dass es zu einer weitergehend unvoreingenommenen Untersuchung kommen kann", schreibt Zwanzigers Anwalt, der betont, dass das Protokoll von Zwanzigers Befragung durch Freshfields im Auftrag des DFB nicht unterzeichnet sei - und es dazu auch nicht kommen werde.

Daneben richten sich aber auch von anderer Seite Fragen an Freshfields. Die Kanzlei arbeitet nämlich nicht nur für den DFB, sondern ist auch in das zweite aktuell wichtige Projekt des deutschen Sports involviert: in Hamburgs Bewerbung für die Sommerspiele 2024. Vor diesem Hintergrund könnte es zu einer brisanten Termin-Überschneidung kommen: Ende November, hieß es zuletzt, soll Freshfields mit der DFB-Ermittlung fertig sein. Ende November ist auch das Referendum für die Hamburger Bürger zur Olympia-Bewerbung angesetzt. Berührungspunkte sind denkbar. Die Hamburg-Kandidatur 2024 rivalisiert zudem mit dem DFB-Vorhaben, die Fußball-EM 2024 zu holen.

Mancher sieht die Freshfields-Doppelfunktion deshalb kritisch. "Das ist eine absolut ungünstige Konstellation, es ist doch klar, dass Zeitpunkt und Inhalt des DFB-Prüfberichtes die Meinung der Hamburger Bevölkerung beeinflussen können", sagt Grünen-Politiker Özcan Mutlu, Mitglied des Sportausschusses im Bundestag. Freshfields weist auch hier einen Interessenskonflikt zurück. "Da sehe ich keinen Zusammenhang", sagt Klaus-Stefan Hohenstatt, Managing Partner der Kanzlei. Es gebe keine inhaltlichen oder personellen Überschneidungen.

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