Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Zu tiefer Graben

Die designierten Zweitliga-Meister Eltmann und Sonthofen verzichten auf den Aufstieg in die Bundesliga - wie auch ihre Verfolger. Einzig ein alter Bekannter drängt aus der dritten Liga nach weiter oben.

Von Katrin Freiburghaus

Es könnte ein einigermaßen absurdes Wochenende in der zweiten Volleyball-Bundesliga werden. Denn es spricht einiges dafür, dass es in den Süd-Staffeln einen, wenn nicht gar zwei vorzeitig feststehende Meisterteams geben wird - die beide auf den Aufstieg verzichten. Die Volleyballer und Volleyballerinnen aus Eltmann respektive Sonthofen verweigern den Sprung ins Oberhaus aus wirtschaftlichen Gründen.

Während ein Aufstieg für Sonthofen aufgrund des finanziellen Mehraufwands sowie fehlender Infrastruktur nie in Frage kam, kämpfte Eltmann bis Anfang der Woche um das Projekt. Der ehemalige Erstligist durchlief das Vorlizenzierungsverfahren der Volleyball-Bundesliga (VBL) und hätte sogar den vorgeschriebenen Mindestetat beisammen. "Unsere bestehenden Sponsoren haben große Bereitschaft gezeigt", bestätigt der Sportvorsitzende Rolf Werner. Auf diese Weise seien 50 Prozent des notwendigen Zuwachses generiert worden. Die seien "beachtlich", sagt er, "aber es sind trotzdem 50 zu wenig".

Konkret fehlen circa 150 000 Euro zum Wunschetat von einer halben Million, unterhalb dessen Werner die Rückkehr in die erste Liga schon zu Saisonbeginn ausgeschlossen hatte. "Wenn wir erstmals oben angeklopft hätten und es die Erfüllung eines Lebenstraums gewesen wäre, hätten wir es vielleicht blauäugig gewagt", räumt er ein. Doch der Traum war bereits einmal Realität und mit ihm die Konsequenzen, die das Insolvenzverfahren nach sich zog, nachdem sich 2009 zu viele Sponsoren zurückgezogen hatten.

Auch die Verfolger wollen nicht in die Bundesliga aufsteigen

Das aktuell verfügbare Budget liegt laut Werner deutlich über dem des letztjährigen Aufsteigers und sportlichen Absteigers Solingen. "Aber wir wollen uns auf den Stufenplan der Liga bewusst nicht einlassen." Der sieht vor, dass Erstliga-Neulinge eine Schonfrist erhalten, um professionelle Strukturen aufzubauen. Werner glaubt jedoch nicht an spontane Zuwendungen aufgrund des Aufstiegs. "Die Leute denken immer, dass die Sponsoren dann Schlange stehen, aber das ist beim Volleyball nicht so."

Die Verhandlungen mit den Geldgebern seien nicht abgeschlossen. Bisher sei es um die erste Liga gegangen, nun gelte es, den nächsten Anlauf in der kommenden Saison vorzubereiten. "Wir verschieben das Ziel Aufstieg nur und wollen als Zwischenschritt eine hauptamtliche Stelle schaffen, um uns weiterzuentwickeln", sagt Werner.

Eltmann und Sonthofen treten ihr Aufstiegsrecht nicht ab. Denn auch die Zweit- und Drittplatzierten wollen nicht nach oben: "So notwendig die Professionalisierung der Bundesliga ist", merkt Werner an, "sie hat den Graben zwischen erster und zweiter Liga deutlich größer gemacht." Auch aus den Nord-Staffeln steigt niemand auf. Der einzige potenzielle neue Klub ist ein alter Bekannter: Unterhaching hat sich um die neu eingeführte Wildcard beworben und könnte vorbehaltlich der bestätigten Wirtschaftlichkeit von der dritten in die erste Liga aufsteigen. Werner sieht in der Wildcard ein Instrument der VBL, "um zu verhindern, dass die Ligen nach und nach ausbluten".

Um die eigenen sportlichen Strukturen machen sich dagegen weder Sonthofen noch Eltmann Sorgen. Werner berichtet, dass viele Spieler "nicht unglücklich mit unserer Entscheidung waren", weil sich Volleyball und berufliche Ziele im semiprofessionellen Bereich besser vereinbaren ließen. Sonthofens Geschäftsführer Christian Feger gibt zu bedenken, "dass die Spielerinnen genau einzuschätzen wissen, dass viele im Aufstiegsfall nicht mehr bei uns spielen würden, weil wir uns massiv verstärken müssten".

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Quelle:
SZ vom 08.04.2017
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