Golden glitzernd schwebten die Lametta-Schnipsel schon vor dem Anpfiff zu Boden, in einem so gemächlichen Tempo, dass Andrea Berg in dieser Zeit problemlos ihr 3:19 Minuten langes Stück „Flieg mit mir fort“ hätte darbieten können. Die Sängerin war kürzlich Teil des Silvester-Schlagerboooms, den Florian Silbereisen am 31. Dezember im BMW Park veranstaltet hatte. Und die Schnipsel aus der Konfettikanone waren offenbar zielgenau auf den Stahlträger unterm Hallendach geschossen worden – und dort zahlreich liegengeblieben. Nun, da Herrschings Volleyballer am Freitagabend den VfB Friedrichshafen zum Verfolgerduell empfingen, rieselten sie beständig auf den LED-Boden herab. Der Anpfiff verzögerte sich, und immer wieder musste Schiedsrichter Joachim Mattner das Spiel unterbrechen – wegen akuter Glitzer-, Stör- und Rutschgefahr.
Am Ende glänzte und funkelte es auch ein bisschen aus Sicht der WWK Volleys, die ja meist vor einer überschaubaren Kulisse im überdimensionalen Rund spielen. Sie brachten Friedrichshafen vor 2400 Zuschauern an den Rand einer Niederlage und sicherten sich durch das 2:3 (26:24, 19:25, 20:25, 25:21, 12:15) nach weit mehr als zwei Stunden Spielzeit immerhin einen Punkt. „Wer weiß, was dieser Punkt noch wert ist“, sagte Geschäftsführer Max Hauser, der sich noch mehr über die stimmungsvolle Halle freute: „So viele Zuschauer und dann noch ein Tiebreak“, frohlockte Hauser. Bislang war es ja meist so, dass Herrsching in jenen Spielen, in denen die Kulisse in München prächtig war, spielerisch enttäuschte.

Volleyball:Willkommen bei den Großen
Herrschings Volleyballer setzen sich mit einer reifen Vorstellung im Spitzenquartett der Bundesliga fest und profitieren dabei auch von der Qualität ihrer Perspektivspieler.
Und auch die Aussichten für den Rest der Saison sind recht rosig. Die Herrschinger bleiben auf Platz vier – und wahren damit ihre Chance, erstmals ins Playoff-Halbfinale einzuziehen. Denn verharren sie bis zum Ende der Hauptrunde auf dem vierten Rang, würden sie die derzeit besten Drei, also Berlin, Lüneburg und Friedrichshafen, in der Runde der letzten Acht umschiffen.
Es war am Freitag ein Duell auf Augenhöhe, das allerdings von Nervosität und Fehlern geprägt war. Beide Hauptangreifer – Friedrichshafens Michal Superlak, immerhin Liga-MVP der vergangenen Saison, und Herrschings Filip John – hatten einen Tag erwischt, für den es nicht mal silberne Lamettaschnipsel gibt. Dafür sprangen andere ein, wie Herrschings Außenangreifer Daniel Gruvaeus. Der am Freitag zum wertvollsten Spieler gekürte Schwede kam auf 23 Punkte, davon drei Blocks und zwei Asse, und eine gute Angriffsquote von 53 Prozent. Vor allem aber glänzte der 25-Jährige in der Annahme, die Herrschings Schlüssel war, um den fünften Satz zu erreichen. „Er war heute ein Impact-Spieler, mit seiner schwedischen Ruhe und seinen positiven Emotionen“, sagte Herrschings Trainer Thomas Ranner. Der eingewechselte Laurenz Welsch machte ebenfalls eine gute Figur. Friedrichshafens Blocker Ivan Masso konnten die Volleys allerdings ebenso wenig stoppen. Mit sieben Blocks und insgesamt 18 Punkten war der sprunggewaltige Kubaner neben dem Kanadier Jackson Young der Garant für den VfB-Erfolg, an dessen Ende kein Lametta mehr von der Decke fiel.