Volleyball:"Wir drehen ein wirklich großes Rad"

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Ihr bisher einzige Auftritt im Audi Dome: Herrschings Volleyballer beim Geister-Testspiel gegen Aich/Dob im September 2020.

(Foto: WWK Volleys Herrsching/oh)

Herrschings Trainer Max Hauser spricht im Interview über den Umzug des Volleyball-Erstligisten vom Ammersee nach München, die Schönheit des Audi Domes, fehlende Bohrlöcher, problematische Videowürfel - und die Zukunft in der Großstadt.

Von Sebastian Winter

Im vorvergangenen Frühjahr machte ihnen die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung, in der Saison darauf auch. An diesem Samstag (17.30 Uhr) tragen die Erstliga-Volleyballer der WWK Volleys Herrsching gegen die SVG Lüneburg nun endlich ihr erstes Heimspiel im Münchner Audi Dome aus. Trainer Max Hauser hofft dort auf möglichst viele Zuschauer - und mehr Strahlkraft für Volleyball als am Ammersee.

SZ: Herr Hauser, was überwiegt vor dem ersten Spiel Herrschings im Münchner Audi Dome: Vorfreude oder Vorbereitungsstress?

Max Hauser: Es ist schon sehr viel zu tun. Wir drehen da ein wirklich großes Rad. Aber wir freuen uns drauf, es ist schon ein kleines historisches Meilenstein-Ding.

2014 ist Herrsching in die erste Liga aufgestiegen, vergangene Saison war die erfolgreichste: vierter Platz nach der Rückrunde, nur knapp das Playoff-Halbfinale und das Pokalfinale verpasst.

Die Ansprüche sind schon länger gestiegen. Aber dass wir nun nach München gehen, manifestiert schon unsere Entwicklung, die wir genommen haben. Und es ändert die grundsätzlichen Vorzeichen.

Inwiefern?

Beispielsweise habe ich die schönen, 2000 und 3000 Zuschauer fassenden Hallen in Hildesheim und Düren, wo wir gerade erst gespielt haben, früher immer total cool gefunden. Dieses Mal habe ich mir beim Reingehen gedacht: Uhhh, sind die klein. Es ist schon ein Perspektivenwechsel.

Und ein Ortswechsel vom beschaulichen Ammersee in die Großstadt. Also von der 1000 Zuschauer fassenden Nikolaushalle in Herrsching in den für fast 7000 Fans ausgelegten Audi Dome. Haben Sie keine Angst vor einem möglichen Identitätsverlust?

Ich persönlich habe noch gar keine negative Stimme dazu gehört. Außerdem haben wir diese Saison ja auch noch einige Spiele in der Nikolaushalle. Aktuell ist es so, dass viele unserer Fans sich darauf freuen, so ein Event im Audi Dome zu erleben.

Was ist denn eigentlich alles zu tun bei so einem großen Umzug?

Die Bewerbung des Spiels, in erster Linie über Facebook und Instagram. Außerdem ist die Regie völlig neu, das Spiel läuft ja mit drei Kameras und Kommentar im Stream auf Sportdeutschland.tv. Und tausend Kleinigkeiten: Wir müssen viele Sachen von Herrsching nach München bringen, wie LED-Banden, den Fanshop, das Netz sollten wir auch nicht vergessen. Unser Hallenboden mit Klicksystem lagert schon seit längerer Zeit in einem von uns angemieteten Raum im Audi Dome.

Die Volleyball-Bundesliga hatte bei der ersten Begutachtung 2020 die zu geringe Höhe des Video-Würfels moniert. Außerdem dürfen keine Löcher für die Netzpfosten in den Boden gebohrt werden. Wie haben Sie diese Probleme gelöst?

Das waren zunächst mal ganz schöne Kosten. Wir haben für fast 15000 Euro eine Konstruktion gekauft, die wir unter den Klickboden setzen, um die Netzpfosten zu verankern. Das Videowürfel-System wurde umgebaut, sodass man ihn inzwischen bis auf die für Volleyball vorgeschriebene Mindestdeckenhöhe von neun Metern hochfahren, aber auch runterfahren oder ganz abbauen kann. Das hat nochmal 10000 Euro gekostet, wovon wir und der FC Bayern jeweils die Hälfte übernommen haben.

Wie voll wird die Halle, was denken Sie?

Ich weiß es nicht. Die Leute sind noch skeptisch, was den Besuch von Sportveranstaltungen angeht, auch im Fußball und Basketball. Deswegen haben wir auch einigen Respekt. Grundsätzlich habe ich auf 2000 Zuschauer gehofft, aber man hat auch bei unseren Auswärtsspielen in Giesen und Hildesheim gemerkt, dass die Fans vorsichtig sind - oder noch nicht geimpft. Wir haben die 3G-plus-Regel in der Halle, man kann also am Platz essen und trinken, es gibt keine Maskenpflicht, Schüler mit Schülerausweis und Kinder unter zwölf brauchen keinen Test. Aber diejenigen, die die zweite Impfung noch nicht haben, benötigen eben einen PCR-Test.

Herrschings Trainer Max HAUSER. Volleyball, Herrsching - Lueneburg 2:3, Bundesliga, Playoff, Viertelfinale, 2.Spiel, Sai; max hauser volleyball herrsching

Zum Haare raufen: Max Hauser wollte mit Herrschings Volleyballern schon im Frühjahr 2020 zum Playoff-Viertelfinale in den Audi Dome ziehen - dann kam die Corona-Pandemie.

(Foto: Oryk Haist/Imago)

Wie finden Sie Ihre neue, zweite Heimspielstätte selbst? Ihr einziger Auftritt im Audi Dome war im September 2020 ein Geister-Testspiel gegen den österreichischen Meister SK Aich/Dob.

Ich liebe diesen Audi Dome, das ist einfach eine sensationelle Halle. Sie hat etwas Amphitheater-mäßiges. Die Halle wurde ja vorwiegend für den Ballsport gebaut vor den Olympischen Spielen 1972, und nicht wie die Olympiahalle auch für Musikkonzerte. Man merkt Hallen an, ob sie multifunktionell oder spezialisiert sind. Vor dem Test gegen Aich/Dob war ich noch skeptisch, danach hin und weg.

Kennen Ihre Spieler die Halle überhaupt?

Die Neuzugänge kennen sie nicht, sie wissen nur, dass wir in eine größere Halle gehen. Sie wissen also noch nicht so richtig, was auf sie zukommt. Trainieren können wir dort auch erst am Samstag. Aber es ist ja der Wunsch der Liga, dass wir in solche Event-Hallen gehen, in denen man eben nicht regelmäßig trainieren kann. Da haben viele andere Profiklubs dasselbe Problem wie wir.

Der Umzug der FC-Bayern-Basketballer in den neuen SAP-Garden im Olympiapark wurde gerade auf Ende 2023 verschoben. Teilen sich Volleyballer und Basketballer kommende Saison dann den Audi Dome?

Für die laufende Hin- und Rückrunde sind ja erstmal fünf Spiele von uns dort geplant, Pokal und Playoffs kommen noch obendrauf. Was nächste Saison angeht, wissen wir das noch nicht konkret. Wir sind auf jeden Fall mit dem FC Bayern in engen Gesprächen.

Und kann das mittelfristig überhaupt funktionieren - Spitzenvolleyball in München?

Wenn die Pandemie langsam vorbei ist und die Events wieder anlaufen, bin ich überzeugt davon, dass Spitzenvolleyball in München klappen kann. Man muss einerseits die Volleyballer aus München und dem Umland catchen und zum anderen - das ist der harte Part - die Nicht-Volleyballer in München gewinnen. Das ist das Ziel, aber ich glaube, es braucht noch Zeit, bis wir das schaffen. Und dazu müssen wir auch noch mehr investieren.

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