Volleyball:Spagat in der Testphase

Volleyball: Holte sich in dieser Saison immerhin fünfmal Gold als wertvollste Spielerin: Dingolfings Angreiferin Amelie Busch.

Holte sich in dieser Saison immerhin fünfmal Gold als wertvollste Spielerin: Dingolfings Angreiferin Amelie Busch.

(Foto: Wolfgang Fehrmann/HMB-Media/Imago)

Die Volleyball Bundesliga führt eine neue Spielklasse zwischen erster und zweiter Liga ein. Dingolfing und die kürzlich insolvent gegangenen Straubingerinnen sind dabei - Altdorf verzichtet ausdrücklich. Über eine Konstruktion, die die finanzielle und strukturelle Schere schließen soll, aber nicht jeden überzeugt.

Von Katrin Freiburghaus

Das Gefühl, die Saison als Meisterinnen zu beenden, überraschte Dingolfings Volleyballerinnen weder noch war es sonderlich neu für sie. Zum zweiten Mal hintereinander sicherten sie sich den ersten Platz in der zweiten Bundesliga Süd, diesmal mit elf Punkten Vorsprung auf den TV Altdorf. Während Dingolfing sein Aufstiegsrecht im vergangenen Jahr ungenutzt ließ, geht es in diesem Sommer eine Etage nach oben - allerdings erneut nicht in die erste Bundesliga. Für einen Aufstieg in die deutsche Eliteklasse sehe er "unverändert finanziell überhaupt kein Land", sagt Anton Kiebler, Stützpunktleiter und Vorstand beim TV Dingolfing.

Weil Dingolfing mit dem Problem, zu finanzschwach für Profivolleyball im Oberhaus zu sein, keineswegs allein ist, gibt es seit Jahren keinen regulären Auf- und Abstieg zwischen erster und zweiter Bundesliga mehr. Um dem Schwund in der ersten Liga gegenzusteuern, hat sich die Volleyball Bundesliga (VBL) deshalb bei den Frauen eine Zwischenliga ausgedacht: die 2. Bundesliga Pro. Von der kommenden Saison an wird die bundesweite Spielklasse zwischen der zweigleisigen zweiten Liga und der ersten Bundesliga eingezogen, um - wie VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler hofft - die "Lücke zwischen den Ligen langfristig zu schließen".

Gemeint ist die wirtschaftliche Lücke, an der die wenigen Aufsteiger der vergangenen Jahre in unschöner Regelmäßigkeit scheiterten; zuletzt traf es erneut Straubing, dessen Volleyballerinnen im Winter Insolvenz anmeldeten und aus dem laufenden Spielbetrieb ausschieden. Solche Nachrichten sind für die VBL, die in ein paar Jahren "eine der drei Topligen in Europa" beherbergen möchte, natürlich reines Gift.

"Dass die Durchlässigkeit zur ersten Liga dadurch größer wird, wage ich zu bezweifeln", sagt Dingolfings Vorstand

Während die Absicht begrüßt wird, Lösungen zur Überbrückung der Finanzkluft zu finden, teilen Sattlers Optimismus, die neue Liga sei das dafür geeignete Steuerungsinstrument, längst nicht alle. Der Süd-Staffel-Zweite Altdorf etwa entschied sich bewusst gegen einen Aufstieg in die neue Spielklasse, und selbst Kiebler räumt ein, dass die 2. Bundesliga Pro für Dingolfing "in erster Linie sportlich interessant" sei. Er fügt hinzu: "Dass die Durchlässigkeit zur ersten Liga dadurch größer wird, wage ich zu bezweifeln." Schließlich fuhr die VBL die Anforderungen für die neue Liga nach anfänglichen Protesten so stark zurück, dass für Aufsteiger praktisch keine finanzielle Hürde mehr besteht. Als verbindliche Mehrausgaben fallen in erster Linie Reisekosten an. Was für den Aufstieg in die 2. Liga Pro hilfreich ist, führt gleichzeitig dazu, dass die Absichten, die zu ihrer Gründung führten, ins Leere laufen könnten.

Dieser Meinung ist zumindest Christy Swagerty, Trainerin des TV Altdorf. Die zentrale Frage sei für sie und den Verein daher gewesen, "ob sich das für unsere Spielerinnen auszahlt, und ich denke, die Antwort ist nein". Der Aufwand steige, anders als im Fall eines Erstligaaufstiegs aber ohne Bezahlung. Den Aufwand bei einem Aufstieg nicht zu erhöhen, hält sie für keine sinnvolle Option. Denn sofern die Klubs die neue Liga nicht aktiv zur Professionalisierung in Richtung erste Liga nutzten, werde sie ihren Zweck zwangsläufig verfehlen. "Da wir nicht in die erste Liga wollen, bringt uns das also nichts", sagt sie, "wir würden mehr Geld dafür ausgeben, dass wir Zeit, Energie und vermutlich auch mehr Spiele verlieren."

Volleyball: "Da wir nicht in die erste Liga wollen, bringt uns das nichts. Wir würden mehr Geld dafür ausgeben, dass wir Zeit, Energie und vermutlich auch mehr Spiele verlieren": Christy Swagerty, Trainerin des TV Altdorf.

"Da wir nicht in die erste Liga wollen, bringt uns das nichts. Wir würden mehr Geld dafür ausgeben, dass wir Zeit, Energie und vermutlich auch mehr Spiele verlieren": Christy Swagerty, Trainerin des TV Altdorf.

(Foto: Sportfoto Zink/Imago)

Als einzigen unmittelbaren Effekt neben dem sportlichen Mehrwert führt Dingolfings Vorstand Kiebler die Eingleisigkeit an. Für überregionale Sponsoren könne das von Interesse sein, auch wenn man aktuell eher erklären müsse, was es mit einer zweiten zweiten Liga auf sich habe. Zudem erhofft er sich neue Anreize durch Duelle mit neuen Gegnern. Einer davon wird Straubing sein, der einzige weitere bayerische Klub in der Liga. Straubing hatte in der ersten Liga anfangs sportlich gut mitgehalten, den Anschluss strukturell aber nicht geschafft. Karl Kaden, frisch installierter Geschäftsführer bei Straubings Volleyballerinnen, hält die neue Spielklasse für geeignet, um "den Spagat zwischen Sport auf hohem Niveau und Finanzierbarkeit" zu schaffen.

Damit grenzen Aufsteiger Dingolfing und Absteiger Straubing im Grunde ziemlich genau ein, worum es sich bei dem neuen Konstrukt momentan handelt: um ein Sammelbecken von Teams, die zu stark für die zweite, aber wirtschaftlich (noch) zu schwach für die erste Liga sind. Ob dieses mit den besten Absichten angelegte Niemandsland langfristig tatsächlich als Brücke taugt, wird sich wohl erst in den nächsten Jahren zeigen.

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