Ein paar Schweißperlen lagen noch auf Thomas Ranners Stirn, der Trainer hat ja mit den WWK Volleys Herrsching ein ziemlich aufregendes Europapokal-Debüt erlebt am Mittwochabend. 2:3 (23:25, 22:25, 25:18; 25:22, 10:15) endete die Partie gegen Lindaren Volley Amriswil, vor laut Vereinshomepage angeblich 1200 Zuschauern im Audi Dome. Bei dieser Zahl musste man sich allerdings fragen, ob zumindest ein Drittel der Ticketinhaber dann nicht doch die heimische Couch bevorzugt hatte. Ranner jedenfalls sagte nach der Partie: "Wir haben was liegenlassen. Was hängen bleibt ist, dass wir uns hier nicht verhauen haben lassen." Und, bezüglich der doch eher enttäuschenden Zuschauerzahl: "Das muss wachsen, dafür sind auch wir hier auf dem Feld verantwortlich."
Am Ende hatten ein paar Punkte und auch die Frische im Kopf gefehlt, um den ersten internationalen Erfolg feiern zu können. Die Europareise der Herrschinger führt sie nun an den Bodensee. Ein 3:0 oder 3:1 im Rückspiel am Mittwoch im Kanton Thurgau würde ihnen reichen gegen Amriswil, den besten Schweizer Volleyballklub, um ins Sechzehntelfinale des CEV-Pokals zu kommen. Gewännen sie 3:2, würde es direkt im Anschluss einen Entscheidungssatz geben, den Golden Set. Verlieren sie das Spiel, ist ihr Abenteuer Europa vorbei. Die Festtage gehen danach dennoch weiter, am 29. Oktober gastiert Pokalsieger VfB Friedrichshafen im Audi Dome.
"Wir freuen uns auf eine riesen Kulisse", sagt Trainer Ranner vor dem Spitzenspiel in Berlin
Zunächst einmal reisen die Oberbayern allerdings zum Spitzenspiel nach Berlin - was auch eine durchaus ungewohnte Konstellation ist. Aber nach zwei Erfolgen in den ersten beiden Ligaspielen ist Ranners Mannschaft Tabellenzweiter, punktgleich hinter dem deutschen Dauermeister Berlin Recycling Volleys . "Wir freuen uns auf eine riesen Kulisse, wenn die Max-Schmeling-Halle nur halbvoll ist, ist das schon geil", sagt Ranner: "Berlin ist stärker als Amriswil, die stärkste Mannschaft der Bundesliga, aber es ist einiges möglich."
In Berlin treffen die Volleys vom Ammersee auch auf ihren früheren Zuspieler Johannes Tille, 25, der nun beim Hauptstadtklub unter Vertrag steht. "Das ist eines der Matches, auf die ich mich in dieser Saison ganz besonders freue. Gegen den alten Verein, für den ich drei Jahre lang auf dem Court stand, zu spielen, ist sehr speziell", sagt Tille. Zum Bruderduell mit Herrschings Libero Ferdinand Tille kommt es allerdings nicht - der 33-Jährige ist diese Woche zum zweiten Mal Vater geworden.