Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Viele Fragezeichen

Beim 3:1-Erfolg von Dingolfings Zweitliga-Volleyballerinnen in Planegg wird eines überdeutlich: das Corona-Thema begleitet die Mannschaften auch durch diese Saison massiv.

Von Sebastian Winter

Eigentlich hatte die Saison für Dingolfings Zweitliga-Volleyballerinnen längst begonnen, am vorvergangenen Samstag bei den Roten Raben Vilsbiburg II. Noch vor dem Anpfiff ereilte die Mannschaft des nach einjähriger Babypause zurückgekehrten Trainers Andreas Urmann dann allerdings eine Nachricht, die sie aus der vergangenen Spielzeit nur allzu gut kennt: Corona-Fälle und Quarantäne beim Gegner, diesmal bei Vilsbiburg, Spiel verschoben auf den 2. Oktober.

Und so verschob sich auch der Saisonstart für die "Dingos", wie sie sich nennen. Erfolgreich war er dann trotzdem aus ihrer Sicht. Mit 3:1 gewannen sie das bayerische Derby beim TV Planegg-Krailling, was auch ihren Manager Anton Kiebler "sehr zufrieden" stimmte. Immerhin hatten sie sich nach den in dieser Liga üblichen studien- und berufsbedingten Weggängen mit vier U-20-Spielerinnen verjüngt. Die Dingolfingerinnen, vergangene Saison Siebter im 13er-Feld, wissen nun, dass sie eine bislang eher im unteren Drittel der Tabelle angesiedelte Mannschaft wie Planegg durchaus dominieren können.

Planegg hat allerdings auch seine erste Zuspielerin Kira Böhm verloren, die studienbedingt nach Berlin gezogen ist. Ihr Ersatz, die erst 18-jährige Celia Morkoc, "macht das sehr gut", sagt Planeggs Teammanagerin Steffi Mehnert. Allerdings trägt Morkoc eine große Verantwortung auf dieser zentralen Position - und hat ihrerseits keinen Ersatz. "Wir haben uns nach einer zweiten Zuspielerin umgesehen", sagt Mehnert, "aber der Markt war wie leergefegt." Fast ein Dutzend Anfragen blieben erfolglos, ein Grund ist wohl auch die Corona-Pandemie: Denn einige jener Kandidatinnen, die bislang in der Regionalliga oder der 3. Liga gespielt haben, hätten sich inzwischen vom Volleyball abgewandt. Auch weil unterhalb der Bundesligen die vergangene Saison virusbedingt komplett ausgefallen ist.

15 von 17 Spielerinnen und Betreuern des TV hatten sich in Grimma angesteckt. "Das war für uns ein Schlag", sagt Kiebler

Corona begleitet die Mannschaften also auch in diesem Herbst, ob direkt oder indirekt. In Dingolfing hatten sie bereits Anfang April ihr traumatisches Erlebnis, als sie in Grimma antraten und sich dort 15 ihrer 17 mitgereisten Spielerinnen und Betreuer ansteckten. Es wird vermutet, dass einer der Unparteiischen die Mannschaften (Grimma war ähnlich stark betroffen) infizierte. "Das war für uns ein Schlag", sagt Kiebler, das letzte Saisonspiel gegen Lohhof gaben sie kampflos ab. Immerhin habe es keine schweren Krankheitsverläufe gegeben, dennoch ließ Dingolfing während des Sommers alle Betroffenen kardiologisch untersuchen, Urmann achtete auf einen behutsameren Trainingsaufbau. In nächster Zeit werden die Genesenen allerdings Impftermine vereinbaren müssen, da die Karenzzeit bald endet.

An diesem Samstag hat Dingolfing sein erstes Heimspiel gegen Bad Soden, es gilt die 3-G-Regel für alle Anwesenden, die Zuschauer auf der Tribüne sind von den Spielerinnen und dem Betreuerteam strikt getrennt. In Planegg haben sie diese Premiere mit Fans ja schon gehabt am vergangenen Samstag, "es war ein soft Opening", sagt Teammanagerin Mehnert, die zugleich als Ärztin auch Hygienebeauftragte ist. Sie haben nur ein paar Dutzend Tickets vergeben, "an unsere Leute", als Testlauf sozusagen. Vorsichtig sein, heißt ihre Devise, auch weil sie mitbekommen haben, dass in anderen Hallen zum Saisonauftakt die Regeln teilweise nicht wirklich eingehalten wurden.

In Planegg sind inzwischen alle im Team geimpft, außer einer Spielerin, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann und nun regelmäßig getestet wird. Die Liga hat den Klubs jüngst offenbar mitgeteilt, das 98 Prozent aller aktiv Beteiligten inzwischen geimpft seien. Auch deswegen sagt Dingolfings Manager Kiebler: "Ich hoffe und glaube, dass wir diese Saison durchspielen können und sie nicht so holprig wird wie die vergangene". Oder gar abgebrochen wird wie die vorvergangene Spielzeit. Aber sicher sein kann man sich auch in dieser Spielzeit nie.

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