3:1 in Bühl, 3:0 gegen Leipzig im ersten Heimspiel, Tabellenplatz vier, punktgleich mit dem Führenden SV Schwaig: Man kann nicht unbedingt behaupten, dass dem VC Eltmann der Start in diese Zweitligasaison missglückt ist. Zumal für einen Aufsteiger, der sich in der zweithöchsten deutschen Volleyballliga erst einmal wieder zurechtfinden muss. Einen Aufsteiger, der ohnehin in den vergangenen 15 Jahren eher mit seiner wechselvollen Geschichte und als Absteiger Schlagzeilen gemacht hat.
Als SG Eschenbacher Eltmann ging der Klub inmitten der Weltwirtschaftskrise 2009 insolvent, die Erstligalizenz wurde an den VC Franken übertragen, der in Bamberg beheimatet war und nicht mehr in Eltmann, dieser unterfränkischen Kleinstadt aus dem Landkreis Haßberge. Doch auch dieses ambitionierte Projekt, das seine Heimspiele in der großen (und letztlich viel zu teuren) Arena der Bamberger Basketballer austrug, war zum Scheitern verurteilt, nur ein Jahr später folgte der Lizenzentzug.
Die Volleyballer entschieden sich, zu ihren Wurzeln zurückzukehren: Aus der SG Eltmann wurde der VC Eltmann, dessen erste Mannschaft spielte von 2014 bis 2018 unter dem Namen Oshino Volleys Eltmann in der zweiten Liga, danach nannten sie sich Heitec Volleys Eltmann, wurden 2019 Zweitligameister, stiegen nach zehn Jahren wieder ins Oberhaus auf, machten erneut den Fehler, in der großen Basketball-Arena zu spielen - und stellten am 23. Dezember, noch vor Beginn der Corona-Krise, wieder einen Insolvenzantrag. Hauptsponsoren waren abgesprungen, Eltmanns Vereinsvorstand, Teammanager und Co-Trainer Felix Reschke spricht außerdem von "fehlender Budgettreue" der damals Verantwortlichen. Die Folge: Lizenzentzug, 32 000 Euro Strafe an die Volleyball-Bundesliga, drei Jahre Erstligasperre.
All das muss man wissen, um zu verstehen, warum Reschke nun nach den beiden klaren Saisonauftaktsiegen sagt: "Mit mir als Teammanager gibt es definitiv keinen Aufstieg mehr in die erste Bundesliga." Zu groß sei das Risiko, zu hoch die Anforderungen, "das müsste man hier auf ganz breite Beine stellen", sagt Reschke: "Und alle, mit denen ich spreche, sagen hier: Macht es bitte nicht mehr."
Mitte 2020, als alles in Trümmern lag, hätten sie den Laden beinahe ganz zugesperrt
Eltmann, dieser stolze Verein, der in der Saison 2006/07 im zweithöchsten europäischen Klubwettbewerb, dem CEV-Pokal, spielte und 2007/08 im DVV-Pokal-Halbfinale stand, hat nun, wie es aussieht, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Der VC hat sich als Drittligist konsolidiert und ist mit einem klaren Ansinnen in die zweite Liga aufgestiegen: ein Aushängeschild zu haben, um vor allem die eigene Jugend zu fördern.
Inzwischen gibt es Reschke zufolge einen hauptamtlichen Jugendtrainer, mehr als 300 Talente im Verein, der mittelfristig zum besten fränkischen Nachwuchsbassin werden möchte. Der Zulauf ist so groß, dass der Klub inzwischen händeringend Hallenzeiten und Trainer sucht, um die Nachfrage zu stillen. Das Projekt sei "sauber durchfinanziert", sagt Reschke, der zugleich junge deutsche Spieler wie Diagonalmann Jannis Hopt, Steller Jason Liebs oder Blocker Melf Urban verpflichtet hat. Der eigene Talentepool entwickelt sich erst, "seit 2008/09 hat man sich auf die Bundesliga konzentriert und hier den Nachwuchs vernachlässigt", sagt Reschke. Aber Maximilian Kurzweil sei einer, den sie hier ausgebildet haben, er steht bereits im erweiterten Kader des neuen Trainers Christian Jende, der die Mannschaft im Sommer übernommen hat.
Geführt wird Eltmann auf dem Feld aber noch von drei ausländischen Spielern: Zuspieler Bruno Simunic, 30, aus Kroatien, Außenangreifer Perica Stanic, 31, aus Bosnien, und Blocker Gavra Meduric, 38, aus Serbien. Auch Blocker Christian Nowak, 44, ist zum Klub zurückgekehrt und schnürt noch einmal die Schuhe.
Die erste Liga wirkt weit weg inzwischen, vielleicht ist das eine gute Nachricht für Eltmann. "Ich lebe inzwischen nach dem Motto, dass ich die Kinder von der Straße holen, ihnen ein sportliches Zuhause geben will", sagt der Multifunktionär Reschke. Sein Erweckungserlebnis: Mitte 2020, als alles in Trümmern lag und die Sponsoren verloren waren wegen der Insolvenz, habe es eine Versammlung mit zehn Leuten gegeben: "Wir fragten uns: Machen wir den Laden ganz zu oder geht's weiter?"
Es geht weiter, wie man sieht. Wenn auch ganz anders als vor 15 Jahren gedacht.