Volleyball-Pokal:Zu viel Respekt

Stuttgart , Volleyball DVV Pokal Viertelfinale , Allianz MTV Stuttgart vs. NawaRo Straubing , von links: Julia Brown (

Kein Durchkommen: Hier sieht sich Straubings Julia Brown einer Stuttgarter Wand gegenüber.

(Foto: Hansjürgen Britsch/Pressefoto Baumann/imago)

Straubings Erstliga-Volleyballerinnen haben im Pokal gegen Stuttgart keine echte Chance, nehmen ihre aktuelle Lage aber gelassen - bis auf die Sache mit ihrer Spielstätte.

Von Katrin Freiburghaus

Es ist nicht so, dass Straubings Erstliga-Volleyballerinnen nicht wüssten, wie man als krasser Außenseiter gegen Stuttgart gewinnt. Vor knapp zehn Monaten hatten die Niederbayerinnen den damaligen Tabellenführer der Liga eiskalt erwischt und mit 3:0 abgefertigt. Von der Aufmüpfigkeit, mit der das Team damals aufgetreten war, war es am vergangenen Samstag im Viertelfinale des DVV-Pokals allerdings ein gutes Stück entfernt. Entsprechend deutlich fiel das Resultat diesmal zu seinen Ungunsten aus: Nach 69 Minuten stand es 3:0 (25:18, 25:18, 25:12) für die auf nationaler Ebene weiter unbezwungenen Stuttgarterinnen. "Wir haben das Spiel mit zu viel Respekt vor dem Gegner angegangen, und dann machst du selber keine Punkte", monierte Straubings Trainer Bart Jan van der Mark.

Erschwerend hinzugekommen war die noch nicht diagnostizierte Verletzung von Mittelblockerin Samantha Cash, die sich in der zweiten technischen Auszeit am Knie behandeln ließ, kurz darauf aber trotzdem ausgewechselt wurde. "Das hat uns unglaublich weh getan, das haben wir im ganzen Spiel gespürt", sagte van der Mark. Während das ebenfalls vom Verletzungspech geplagte Vilsbiburg im Viertelfinale mit 0:3 (22:25, 13:25, 26:28) in Potsdam unterlag und den eigenen Ansprüchen momentan hinterherhinkt, trauerte van der Mark der nächsten Pokalrunde eher aus pädagogischer Sicht nach. "Es ist schade, dass es vorbei ist", sagte er, "Extraspiele auf dem Niveau spielt man am liebsten so viele wie möglich." Der Niederländer ist mit dieser entspannten Sicht auf die sportlichen Ergebnisse in Straubing nicht allein. In der Bundesliga ist der Verein aktuell Vorletzter, einzig gegen Aufsteiger Neuwied gelang ein Erfolg.

Das Fehlen einer regelkonformen Halle bleibt ein Wettbewerbsnachteil für Straubing

Was verglichen mit der vergangenen Saison, in der Straubing die Hauptrunde als Siebter abschloss, nach einem großen sportlichen Rückschritt aussieht, will Geschäftsführerin Ingrid Senft nicht überbewerten. "Man muss sich eingestehen, dass wir letzte Saison auch ein bisschen Glück hatten, das war sportlich ein Ausreißer nach oben, bei dem man nicht genau sagen kann, woher er kam", sagt sie. Es sei "ein verrücktes Jahr für die ganze Liga" gewesen, weil Corona "nicht nur wirtschaftlich Einfluss hat, sondern auch den sportlichen Bereich beeinträchtigt, weil viel Kopfsache ist".

Das Budget für den Kader hat sich seit dem Aufstieg vor dreieinhalb Jahren nicht nennenswert verändert, die daraus resultierende Nische, in der Straubing arbeitet, prädestiniert den Verein daher unverändert für Leistungsschwankungen. Wer mit Talenten und Bundesliga-Neulingen arbeitet, sei gut beraten, die Ruhe zu bewahren, wenn sich der Erfolg nicht zuverlässig einstellt. "Ziel ist es immer, um die Playoffs mitzuspielen, aber hier drehen weder wir noch das Umfeld durch, wenn wir mal Elfter sind", sagt Senft, die für die mittelfristige Entwicklung ein ganz anderes Problem als zentral einordnet: die fehlende regelkonforme Halle.

Es mangelt nicht nur an Trainingszeiten für den Straubinger Nachwuchs, Senft sieht auch "irgendwann ein Vermarktungsproblem". Livespiele im Fernsehen gibt es ausschließlich aus Hallen mit dem geforderten Arena-Charakter. Dort nicht vorzukommen, sei ein "realer Wettbewerbsnachteil, weil wir nicht die Reichweite generieren, die andere Vereine generieren". Langfristig bedeutet weniger Reichweite weniger Geld - auch für die Verpflichtung gestandener Spielerinnen. Dieser Nachteil würde bei einer Verschärfung der Corona-Gegenmaßnahmen noch an Bedeutung gewinnen; ohne Zuschauer würde Straubing den Rest der Saison im Livestream hinter einer Bezahlschranke absolvieren. Senft wirkt frustriert, wenn es um die fehlende Unterstützung der Stadt bei der Suche nach einer Lösung geht. Entsprechend wenig Lust hat sie in diesem Punkt auf Diplomatie. "Ich glaube, dass der eine oder andere noch nicht verstanden hat, was es bedeutet, in der ersten Bundesliga zu spielen", sagt sie und fügt hinzu: "Wir werden wahrscheinlich nicht mehr auf die Politik warten können."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: