Volleyball:Lückenschließer

17 03 2018 Volleyball 2 Bundesliga Süd Männer Saison 2017 2018 SV Schwaig gg TV DJK Hammels

Tado Karlovic hatte sich schon zu Saisonbeginn als Trainer von Hammelburgs Volleyballern zurückziehen wollen. Weil sich kein Nachfolger fand, blieb der Kroate jedoch.

(Foto: Zink/imago)

Das Team von Zweitligist Hammelburg wird umstrukturiert - und auch ein neuer Trainer wird künftig am Seitenrand stehen.

Von Katrin Freiburghaus

Zu Frühlingsbeginn zitterten Hammelburgs Zweitliga-Volleyballer nach einem Zwischentief ein paar Wochen lang um den Fortbestand ihres ganz eigenen Märchens: Sie waren durch einen möglichen Rückzug des Erstligisten Herrsching und den damit einhergehenden drohenden Mehrabstieg in der zweiten Liga Süd vorübergehend in die Abstiegszone gerutscht, in einen Tabellenbereich, an den sich im Team kaum noch jemand erinnerte. Ein knappes Jahrzehnt lang war es unter Trainer Tado Karlovic stetig nach oben gegangen - bis der ehemalige Bezirksligist in der zweiten Liga angekommen war, wo er sich rasant an das Niveau angepasst hatte. Auch in der abgelaufenen Saison ging alles gut aus; Hammelburg schaffte den Klassenerhalt als Sechster letztlich auch im dritten Zweitliga-Jahr souverän.

In der unterfränkischen Kleinstadt wird also weiter hochklassig Volleyball gespielt werden. Das Team aber wird dann ein anderes sein als das der vergangenen Jahre. Denn für die Fortsetzung des Erfolges werden die Hauptrollen neu besetzt. Aldin Dzafic, Michael Schottdorf, Friedrich Fell und Mario Radman, der Co-Trainer wird, stehen als Spieler nicht mehr zur Verfügung. Kapitän Felix Bendikowski wird aufgrund seines Referendariats womöglich erst ab der Rückrunde zur Mannschaft stoßen. Ähnlich schwer wiegt der endgültige Abschied von Trainer Karlovic. Der nie hauptamtlich beschäftigte Vater des Hammelburger Erfolgs hatte sich bereits zu Saisonbeginn aus familiären Gründen zurückziehen wollen, in Ermangelung eines Nachfolgers aber noch eine weitere Spielzeit an der Linie drangehängt.

Hammelburg suchte seitdem nach Ersatz und führte den neuen Trainer Karl Kaden seit dem Spätherbst bereits behutsam an sein neues Team heran. Kaden kam im November auf Teilzeitbasis für den Jugendbereich und leitete als Co-Trainer einzelne Einheiten der Zweitliga-Mannschaft. Am Saisonende fiel das Votum der Spieler für Kaden als künftigen Chefcoach einstimmig aus, der damit Hammelburgs erster hauptamtlicher Trainer sein wird. Strukturell ist die Schaffung der hauptamtlichen Trainerstelle ein Sprung nach vorn. Einer, der dringend nötig gewesen sei, wie Abteilungsleiter Matthias Benner sagt, "wenn wir die zweite Liga mit eigenen Jugendlichen langfristig halten wollen".

Es ist eine glückliche Fügung, dass die Chemie zwischen Kaden und den Zweitliga-Männern stimmt, denn verpflichtet wurde er in erster Linie, um in Hammelburg eine Jugendakademie aufzubauen. In diesem Bereich kann der 46-Jährige reichlich Erfahrung vorweisen. Er war mit derselben Aufgabe bereits in Stuttgart und Bitterfeld betraut. Aufgrund der dünneren Besiedelung werde das Projekt, aus jedem Doppeljahrgang mindestens einen Spieler in die zweite Bundesliga zu bringen, "hier aber wohl etwas länger dauern", sagt er.

Die Jugend-Nationalspieler Lorenz und Moritz Karlitzek sowie Benners Sohn Oscar schönten die Bilanz der Hammelburger Jugend in den vergangenen Jahren. "Die Drei haben uns in unserer Eigeneinschätzung bezüglich der Ausbildung ein bisschen geblendet", gibt Benner zu. Die Zuschauer des 11 000-Einwohner-Städtchens aber kämen nicht nur für hochklassigen Sport, "sondern auch, weil sie Spieler auf dem Feld sehen wollen, die sie kennen". Für den Zeitraum der kommenden drei Jahre diagnostiziert Benner eine Lücke zwischen Jugend und zweiter Liga, die Kaden langfristig schließen soll.

Um den Verbleib in der zweiten Liga kurzfristig zu sichern, wird sich Hammelburg wohl mit drei Talenten aus dem Frankfurter Volleyball-Internat verstärken. Auch diese Entwicklung ist eine Zäsur. Bislang schöpfte die Mannschaft ihre Stärke aus ihrem organischen Wachstum und dem gemeinsamen Weg in die Bundesliga. "Es ist ein schweres Erbe, wenn Leistungsträger wegbrechen, die das Ganze mit aufgebaut haben", sagt Kaden. Ob und wie sehr sie fehlen werden, hängt auch von ihm ab.

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