Volleyball:Immer wieder Friedrichshafen

David Sossenheimer VFB Friedrichshafen am Netz gegen Noah Baxpoehler SVG Lueneburg und Ryan Scl

Wucht am Netz: Friedrichshafens David Sossenheimer (im blauen Trikot) setzt zum Schmetterball gegen Lüneburgs Spieler Noah Baxpöhler und Ryan Sclater an.

(Foto: imago/Eibner)

Vital Heynens Mannschaft demontiert die SVG Lüneburg beim 3:0-Finalsieg in der Mannheimer Arena - und feiert ihren 16. von 22 möglichen Pokaltiteln seit 1998.

Von Sebastian Winter, Mannheim

Vital Heynen hatte sich recht entspannt gezeigt bei der Volleyball-Gala am Vorabend des DVV-Pokalfinales gegen Lüneburg. Mit seinen Spielern genoss er das Dinner, Schweinefilet mit Mini-Kartoffeln, Kabeljau-Taler und Gemüse sowie Pasta wurden kredenzt. Heynen schäkerte mit anderen Gästen an den Tischen im VIP-Saal der Mannheimer Arena, selbst den so rastlosen Trainer des VfB Friedrichshafen, der vor knapp fünf Monaten in seiner Zweitrolle mit Polens Nationalmannschaft Weltmeister geworden war, kann inzwischen so leicht nichts mehr aus der Fassung bringen - zumindest äußerlich.

Immerhin stand er in Stefan Hübner gewissermaßen seinem volleyballerischen Ziehsohn gegenüber - Heynen gewann mit den deutschen Männern und seinem Assistenten Hübner, dem langjährigen Nationalspieler, 2014 WM-Bronze. Der 49-jährige Belgier musste außerdem auf einen seiner wichtigsten Spieler verzichten. Sein Steller Rafael Redwitz, den Heynen erst kurz vor Weihnachten nachverpflichtet hatte, durfte im Finale gegen die aufstrebende SVG Lüneburg nicht mitmachen, weil er im Pokal-Halbfinale gegen Düren noch in Polen unter Vertrag gestanden hatte. Redwitz' bislang nicht immer überzeugender Ersatzmann Jakub Janouch musste einspringen, was so alternativlos wie gewagt erschien.

Denn Janouch spielte erstmals in Mannheim, dort also, wo die Kulisse so groß ist wie bei keinem anderen Volleyballspiel in Deutschland, diesmal waren offiziell 10 287 Zuschauer gekommen. Dem Tschechen aber schien der Lärmpegel gar nichts auszumachen, jedenfalls dirigierte Janouch Friedrichshafens Angreifer so souverän auf seiner so wichtigen Position, dass der VfB das mit Spannung erwartete Duell des Liga-Zweiten mit dem Dritten aus dem Norden überraschend souverän mit 3:0 (25:23, 25:18, 25:16) gewann. "Jakub hatte Druck, aber er hat das super und sehr clever gemacht", lobte Heynen seinen Zuspieler kurz nach dem Erfolg, der Friedrichshafens Dominanz in diesem Wettbewerb manifestierte. Für den Rekordpokalsieger war es der dritte Titel in Serie - und seit 1998 der 16. von 22 möglichen Finalsiegen. Heynens Mannschaft hat zudem in dieser Spielzeit nach dem Supercup-Erfolg gegen Berlin nun schon die zweite Trophäe gewonnen. Lüneburg hingegen muss auch weiterhin auf seinen ersten Titel warten. Vor vier Jahren war die SVG - damals noch als Aufsteiger - bei ihrem ersten Pokalfinale schon nach einer guten Stunde mit 0:3 an Friedrichshafen zerschellt.

Friedrichshafens Block war zu stark, Lüneburgs Angriff und Aufschlag zu schwach

Im sich nur langsam auflösenden Nebel, den die Pyrotechnik beim Einlauf der Mannschaften in der Halle verteilt hatte, tat sich Friedrichshafen anfangs noch schwer gegen Lüneburg und seinen Trainer Hübner, der mit seiner stoischen Art immer auch wie ein Antipode zu Heynen wirkt. Den ersten Schmetterball des Nachmittags setzte Friedrichshafens Nationalspieler David Sossenheimer gleich mal in den Block, danach ging die VfB-Annahme daneben, beim dritten Ballwechsel fand Sossenheimer erneut seinen Meister in Lüneburgs Mauer am Netz. Nach dem nervösen Beginn fand der Favorit schleppend ins Spiel und zeigte am Ende jene Erfahrung, die Lüneburg noch fehlt. Der VfB glich zum 23:23 aus, dann half ihm Lüneburg mit einem Aufschlag- und einem Angriffsfehler, den Satz zu gewinnen. "Wenn wir hier gewinnen wollen, dürfen wir den nicht verlieren", sagte Lüneburgs Kapitän Matthias Pompe.

In der Tat fand Lüneburg, das fast ausschließlich Deutsche und Kanadier im Kader hat, auch danach nicht in seinen Rhythmus. Friedrichshafens Block war zu stark, Lüneburgs Angriff und Aufschlag zu schwach, und wenn die SVG-Profis mal einen Ball auf den Boden brachten, entschied der Videobeweis gegen sie. Wie Mitte des zweiten Satzes, als das Spielgerät bei näherer Betrachtung auf dem Schuh eines Friedrichshafeners gelandet war und der Ballwechsel wiederholt werden musste.

Je länger die Partie dauerte, desto mehr wünschte sich wohl auch Lüneburgs Libero Tyler Koslowsky in seine norddeutsche Wahlheimat an die Theke jenes Canadian Coffee Shops zurück, den er nebenbei in Lüneburg betreibt. Und sein Landsmann, Diagonalspieler Ryan Sclater, hätte wohl auch viel lieber in St. Johannis, der größten Kirche Lüneburgs, wieder den sonntäglichen Gottesdienst begleitet mit seiner Gitarre, wie er es ab und zu macht. Insbesondere Sclater, der Hauptangreifer, hatte in diesem Finale gar keinen himmlischen Auftritt. "Ein Pokalfinale zu spielen, muss man lernen", sagte Heynen noch, es klang wie ein väterlicher Rat an den Ziehsohn.

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