Erster gegen Vierter, 13 Erfolge in Serie gegen acht: Die Zahlen vor dem Gastspiel von Herrschings Erstliga-Volleyballern bei Meister Berlin hatten ein echtes Spitzenspiel versprochen. Thomas Ranner hatte zusätzlich auf den Weihnachtseffekt gehofft. Es werde spannend, „weil Teams Pausen sehr unterschiedlich vertragen, ich hoffe auf einen Berliner Stotterstart“, hatte der Trainer der WWK Volleys Herrsching gesagt. Gleichzeitig hatte er versucht, den Druck möglichst gering zu halten und betont, „dass bei allen Teams eingepreist ist, in Berlin zu verlieren“. Das 0:3 (17:25, 21:25, 18:25) las sich dennoch ernüchternd und zeigte auch ziemlich schonungslos auf, wie viel Herrsching an einem durchschnittlichen Tag noch vom Tabellenführer trennt.
Die Herrschinger starteten hoch motiviert, standen sich damit am Sonntag aber womöglich selbst im Weg. Von der Leichtigkeit, die Ranner heraufbeschworen hatte, war jedenfalls nichts zu sehen. Die Spieler hatten sich erkennbar viel vorgenommen, woraus zunächst vor allem Eigenfehler resultierten. Fünf der ersten zehn Aufschläge segelten ins Aus oder ins Netz, am Ende der Partie standen drei Assen 17 Service-Fehler gegenüber. Die Versuche der Außenangreifer Daniel Gruvaeus und Jannes Wiesner fanden ihr Ziel selten oder prallten im selben Tempo direkt zurück ins eigene Feld. Die Oberbayern gaben nicht auf, kamen so aber nie in jenen Flow, der sie zuletzt von Erfolg zu Erfolg getragen hatte. Die Berliner standen im Block deutlich öfter im Weg, als es Herrsching in dieser Saison von seinen Gegnern gewöhnt ist. Geradlinig durchzuziehen genügte diesmal nicht, weshalb Ranner früh mehr Cleverness im Angriff anmahnte.
Trainer Ranner wird in der Auszeit deutlich: „Mir ist egal, was drüben passiert. Ich interessiere mich dafür, was wir machen.“
Den zweiten Satz begann Herrsching jedoch noch verzagter und geriet mit 1:7 in Rückstand. Ranner wurde in der Auszeit deutlich: „Mir ist egal, was drüben passiert. Ich interessiere mich dafür, was wir machen.“ Ob es an der Ansage des 37-Jährigen lag oder daran, dass sich die Spieler selbst daran erinnerten, wie sie exakt dieser Fokus auf das eigene Spiel zuletzt ausgezeichnet hatte: Herrsching präsentierte sich für den Rest des Durchgangs als Konkurrent auf Augenhöhe. An Angreifer Wiesner war exemplarisch zu sehen, wie die Gäste ihren übergroßen Respekt ablegten. Im ersten Satz waren ihm lediglich zwei Punkte gelungen, im zweiten servierte er zwei Asse, versenkte drei Angriffe und zwei direkte Blocks. Beim Stand von 20:20 hatte Herrsching die Berliner das einzige Mal in der Nähe eines Satzverlustes.
Im dritten Durchgang wechselte Ranner durch. Herrsching wirkte gelöster, agierte frecher, lag dabei aber stets so deutlich zurück, dass den Berlinern letztlich eine kontrollierte Leistung genügte, um auch im 14. Saisonspiel ungeschlagen zu bleiben. „Wir müssen bereit sein, wenn uns die Berliner etwas anbieten“, hatte Ranner gesagt. Doch die Berliner boten schlicht wenig an. „Und wenn wir dann keinen Druck hinter unsere Aufschläge bringen, wird es eben schwer“, resümierte Herrschings Diagonalangreifer Filip John, der zu den Besten im Team gehört hatte. Herrsching bleibt Vierter der Tabelle und empfängt bereits am 4. Januar Karlsruhe.