Herrschings Volleyballer empfingen am Freitag den deutschen Meister und Pokalsieger Berlin Recycling Volleys, dessen olympiareifes Ensemble die Bundesliga wohl wieder dominieren wird in diesem Jahr. In Johannes Tille, Tobias Krick, Ruben Schott und Moritz Reichert stehen dort vier deutsche Nationalspieler unter Vertrag, die bei den Sommerspielen in Paris nur hauchdünn im Viertelfinale am späteren Olympiasieger Frankreich scheiterten. Nach der Partie gegen Herrsching schrieb sich das Quartett im Münchner BMW Park die Finger wund wegen der vielen Autogrammwünsche, posierte geduldig für Hunderte Selfies. Die größere Aufmerksamkeit sei „definitiv spürbar“, sagte Berlins Zuspieler Tille, der zwischen 2018 und 2021 für Herrsching spielte: „Es wäre schön, wenn nun an allen Standorten ein kleiner Volleyball-Hype entsteht.“ Die zuvor erwartungsgemäß mit 3:0 (25:18, 25:21, 25:23) gewonnene Partie ordnete der 27-Jährige nüchtern ein: „Wir können zufrieden sein.“
Nur im dritten Satz hatte Berlin etwas Mühe mit den WWK Volleys, die ohne drei verletzte Mittelblocker in ihrem ersten Heimspiel dieser Saison chancenlos waren. Aber ums Sportliche ging es an diesem Abend auch gar nicht so sehr, sondern eher ums Drumherum. Die Herrschinger hatten einen fast schon feierlichen Rahmen geschaffen am Freitag, sie wollen ihre Spiele in München ja stärker bewerben, um mehr Großstadtpublikum anzulocken als bisher. Denn die Konkurrenz ist riesig, neben Fußball ziehen Basketball und Eishockey die meisten Fans an, zumal nun im neuen SAP Garden im Olympiapark. Immerhin knapp 1800 Zuschauer kamen diesmal in die Halle, obwohl der EHC Red Bull München parallel seine neue, riesige Heimspielstätte einweihte. Das war zufriedenstellend, künftig „wollen wir den BMW Park aber noch ein bisschen voller machen, Volleyball in München kann noch mehr“, sagte Herrschings Geschäftsführer Max Hauser.
„Der Grip war sehr gut, aber wenn man auf Hüfte oder Knie fällt, fühlt es sich steinhart an“, sagt Berlins Zuspieler Tille
Als „Unternehmer-Spieltag“ hatte sein Klub die Partie gegen Berlin deklariert, das Sponsoren-Netzwerk wurde vor der Partie zum Plausch mit Beachvolleyball-Profis wie Nils Ehlers, dem Olympiazweiten, und Sandra Ittlinger geladen. Später kam erstmals bei einem Herrschinger Bundesliga-Spiel der LED-Glasboden zum Einsatz, der inzwischen fest in der Arena am Westpark verbaut ist – und der auch den Basketballern als Untergrund dient. Die „Weltpremiere“, wie das Volleyballspiel auf Glas angekündigt wurde, war zwar eine leichte Übertreibung – ein solcher Belag kam schon mal beim Supercup 2019 zum Einsatz. Aber Herrsching ist nun der erste deutsche Volleyball-Klub, der seine Heimspiele auf diesem Untergrund austrägt.
Allerlei digitale Spielereien sind darauf denkbar, am Freitag wandelte Herrschings König und Hallensprecher als Engel Aloisius im weiß-blauen Himmel der Bayern umher. Wegen vertraglicher und organisatorischer Details hatte der Klub erst zwei Tage vor dem Spiel grünes Licht erhalten, auf dem Boden spielen zu können. Dessen Möglichkeiten seien quasi unbegrenzt, von animierten Flammen bis zu splitterndem Glas nach harten Angriffen, hatte Geschäftsführer Hauser der SZ zuvor gesagt. Das Fazit von Berlins Steller Tille fiel recht gemischt aus: „Der Grip war sehr gut, aber wenn man auf Hüfte oder Knie fällt, fühlt es sich steinhart an.“
Die Berliner kamen dennoch besser auf dem Boden zurecht als die Herrschinger, bei denen zwar Diagonalspieler Filip John den ersten Punkt machte, sich dann aber schnell herauskristallisierte, dass sie ziemlich chancenlos sein würden an diesem Abend. Erst im dritten Satz spielten sie gut mit, sie gingen gar mit 22:20 in Führung, aber wirkten dann zu nervös und machten Fehler. Berlins Nationalspieler Reichert verwandelte den ersten Matchball. Drei Punkte gewann Herrsching dann aber doch noch an diesem Doppelspieltag: Am Samstag schickten sie die Talente des VC Olympia Berlin mit einem klaren 3:0 (25:16, 25:23, 25:17)-Sieg zurück in die Hauptstadt – und vermutlich mit blauen Flecken an Hüften und Knien.