Schön angefangen habe die neue Spielzeit mit einer Vorbereitung voller Viruserkrankungen und Verletzungen nicht gerade, sagt Mihai Paduretu, „aber langsam wird es besser“. Dasselbe wünscht sich Hachings Geschäftsführer wohl im Prinzip auch für die gesamte Hachinger Entwicklung seit der Auflösung des Alpenvolleys-Projekts mit Innsbruck. Im fünften Anlauf soll es in dieser Saison endlich mit dem Anschluss ans Tabellenmittelfeld klappen.
Die bisherigen Versuche hatten allesamt auf dem letzten oder vorletzten Platz geendet, die Vorzeichen stehen diesmal jedoch ein bisschen anders. Auch das erste Ergebnis in die gewünschte Richtung fuhr das Team am vergangenen Sonntag bereits ein: Beim 3:2 gegen Vorjahresaufsteiger Karlsruhe zeigte die personell deutlich veränderte Mannschaft Nehmerqualitäten und drehte die Partie nach einem 0:2-Rückstand noch zu ihren Gunsten. „Kompliment an die Jungs, dass sie nicht aufgegeben haben, es war ein verdienter Sieg“, sagte Paduretu.
Coach Mircea Dudas konnte personell noch nicht ganz aus dem Vollen schöpfen, immerhin drei der fünf internationalen Zugänge aus dem Sommer und Rückkehrer Sebastian Rösler (Mittelblock) standen aber schon auf dem Feld. Von einem ungewöhnlich starken Umbau mochte Paduretu dennoch nicht sprechen, „ein paar Spieler hin und her“ seien ganz normal. Fünf Neue aus dem Ausland, davon drei aus Übersee, darf man aber durchaus als Paradigmenwechsel werten. Von einer lokalen Nachwuchstruppe konnte am Sonntag jedenfalls keine Rede mehr sein. Bester Punktesammler und MVP war der bosnische Diagonalangreifer Marko Milovanovic mit 31 Zählern. Ansonsten verteilte Paduretus Sohn Eric auf der Zuspielposition die Bälle an die beiden Vorjahresverpflichtungen Lars Kristian Ekeland (Norwegen) und Austin Matautia (USA) sowie Zugang Matthew Passalent (Kanada).
Entsprechend ernster dürfte es den Hachingern in dieser Besetzung auch mit dem selbst gesteckten Saisonziel sein, das unverändert Platz acht lautet, also der letzte Playoff-Rang. Der war bereits in der vergangenen Saison angepeilt, aber um satte 13 Punkte verfehlt worden. „Letzte Saison war aus meiner Sicht eine sehr schlechte Saison“, sagte Paduretu. Die Chemie im aktuellen Kader passe aber, auch in Sachen Angriffsdynamik habe sich bereits viel getan. Einfacher ist die Aufgabe trotzdem nicht geworden, das sieht auch Paduretu so. Die Top-Sechs der Liga seien „ungefähr auf demselben Niveau wie letzte Saison“. Die sechs übrigen Teams im regulären Wettbewerb hätten sich hingegen gesteigert und die Lücke nach oben verkleinert. Das letztjährige Aufsteiger-Quartett, Königs Wusterhausen und Haching kämpften somit auf Augenhöhe um zwei verbleibende Playoff-Plätze. Jeder könne jeden schlagen, „es entscheiden Tagesform und jeder verletzte Spieler“.
„Versucht, ruhig zu bleiben, dann wird alles gut“, versichert Coach Dudas
Das erste Saisonspiel gegen den Vorjahres-Achten Karlsruhe bot somit wenig Zeit, um gemütlich in der neuen Saison anzukommen. Die Partie gegen den direkten Konkurrenten, der vergangene Woche überraschend Herrsching mit 3:2 bezwungen hatte, bestätigte zudem Paduretus Prognose bezüglich der Tagesform – die nämlich schwankte bei beiden Teams genauso, wie es die Statistik später auswies. Haching begann in den ersten beiden Durchgängen vor allem im Angriff zu zögerlich und setzte zu selten um, was Paduretu im Training bereits an guten Ansätzen gesehen hatte. Fast 90 Prozent erfolgreichen Angriffen aus gelungener Annahme der Gäste standen lediglich gut 50 der Hachinger gegenüber, zudem war zu Beginn auch die Annahme nicht immer auf dem Posten.
Coach Dudas mahnte deshalb immer wieder Besinnung auf das eigene Spiel an. „Versucht, ruhig zu bleiben, dann wird alles gut“, versicherte er in der Auszeit, und er sollte Recht behalten. Ab dem dritten Satz fanden Hachings Angriffe öfter ihr Ziel, aufseiten der Karlsruher häuften sich Eigen- und Aufschlagfehler, weshalb der Druck auf Hachings Abwehr zusätzlich immer weiter abnahm. Im finalen Entscheidungssatz war nicht nur Gästecoach Antonio Bonelli völlig entnervt, auch sein Team setzte Haching kaum noch etwas entgegen. So ließ Karlsruhe verdientermaßen zwei Punkte am Münchner Stadtrand, deren Wert sich in den kommenden Wochen herausstellen wird.