Volleyball:Experiment mit König Ruhelos

Volleyball: "Die Kommunikation wird das A und O": Vital Heynen kehrt als Volleyball-Bundestrainer zurück - nun aber bei den DVV-Frauen.

"Die Kommunikation wird das A und O": Vital Heynen kehrt als Volleyball-Bundestrainer zurück - nun aber bei den DVV-Frauen.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Vital Heynen wird neuer Trainer der deutschen Volleyballerinnen - die Männer hatte der 47-jährige Belgier 2014 zu WM-Bronze geführt. Auf seine ungewöhnlichen Methoden dürfen nun die Frauen gespannt sein.

Von Sebastian Winter, München

Die Spekulationen vor allem in polnischen Medien hatten sich in den vergangenen Tagen schon überschlagen, nun ist es amtlich: Vital Heynen wird neuer Volleyball-Bundestrainer. Allerdings betreut der 52-jährige Belgier künftig nicht wieder die DVV-Männer, die er 2014 zu WM-Bronze und damit zum größten Erfolg seit 44 Jahren geführt hat. Heynen übernimmt die Frauen, wie der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) am Freitag mitteilte - und schreibt damit Geschichte: Noch kein Trainer hat sowohl die deutschen Männer als auch die Frauen trainiert. Der Italiener Andrea Giani, der Heynen 2017 bei den Männern nachfolgte, bleibt außerdem auch in diesem Jahr deren Cheftrainer und bereitet sie auf die Weltmeisterschaft im Herbst vor.

Für die zuletzt bei der EM enttäuschenden Volleyballerinnen um Louisa Lippmann, die auch die Olympia-Qualifikation für Tokio knapp verpasst hatten, ist es auch ein Experiment. Denn der Nachfolger des im Dezember zurückgetretenen Felix Koslowski hat kaum Erfahrung im Frauen-Volleyball. "Ich habe drei Töchter, etwa im Alter meiner zukünftigen Nationalspielerinnen, und ich habe vor vielen Jahren die belgischen Frauen im Beach-Volleyball trainiert. Das sind aber schon alle Erfahrungen, die ich vorweisen kann", sagte Heynen - und ergänzte: "Volleyball bleibt Volleyball, egal ob Männer oder Frauen. Die Kommunikation wird das A und O."

2015 setzte er seine Spieler für 24 Stunden im Wald aus, wo sie übernachten mussten

Heynen gilt als einer der renommiertesten - und schillerndsten - Trainer im Männer-Volleyball. 2018 wurde Heynen mit Polen Weltmeister, in einem Land, bei dem schon mal 60 000 Zuschauer zu WM-Spielen ins Stadion kommen. Den Job gab er in diesem Herbst nach der verkorksten Europameisterschaft auf. Heynen ist ein kritischer Geist, der gerne gegen den Strom schwimmt. Und ein Volleyball-Enthusiast, der selbst von sich sagt, keine Minute still sitzen zu können. In seiner Zeit als Friedrichshafens Trainer lief er zwischen 2016 und 2019 täglich sieben Kilometer von seiner Wohnung zum Training und zurück.

Mit seinen ungewöhnlichen Methoden fordert er auch die Spieler. Wie 2015, als Heynen die deutschen Männer für die Vorbereitung auf die EM und die Olympia-Qualifikation 24 Stunden im Wald aussetzte. Da mussten sie bei zehn Grad Zelte aufbauen, darin übernachten, morgens am Lagerfeuer frühstücken und sich Vorträge von Afghanistan-Veteranen anhören. "Eigentlich macht er andauernd Witze", sagte Nationalspieler Georg Grozer 2012 einmal über Heynen. "Gleichzeitig ist er aber ein harter Arbeiter. Und wenn im Training etwas schiefläuft, dann ist er gnadenlos."

Seine Taktik beruhte bislang auf Fehlervermeidung, ohne Hau-drauf-Volleyball, der Schwerpunkt lag auf Block und Abwehr. Das käme auch den deutschen Frauen entgegen, wo der Abwehr generell eine noch größere Bedeutung zukommt als bei den Männern. Heynen hat einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben - und will den "Schmetterlingen" spätestens bei der WM im Spätsommer Flügel verleihen.

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