Süddeutsche Zeitung

Volleyball:Es ist, wie es ist

Vilsbiburgs Volleyballerinnen müssen neben ihrer Verletztenmisere nun auch noch einen positiven Corona-Fall kompensieren. Gegen Potsdam gelang das halbwegs, nun haben die Gesundheitsämter das Wort.

Von Katrin Freiburghaus

Wer Profisportlerinnen nach ihrer optimalen Vorbereitung auf ein Bundesligaspiel befragt, bekommt von der eigens zusammengestellten Playlist des Spieltags über den Lieblingskaugummi bis zum exakt choreografierten Zubinden der Turnschuhe allerhand Spannendes erzählt. Sicher nicht dabei sein dürfte: das Programm, mit dem Vilsbiburgs Volleyballerinnen am vergangenen Samstag konfrontiert waren. Wenige Stunden vor der Partie gegen den Ligazweiten Potsdam fiel innerhalb des Teams ein Corona-Schnelltest positiv aus. "Das hat den Rhythmus komplett durcheinandergebracht", sagte Zuspielerin Magdalena Gryka. Es wurde viel telefoniert, getestet, und geredet. Bis zum Anpfiff ging es nur noch darum, ob - und nicht mehr darum, wie gespielt werden würde.

Laut den geltenden Regularien war die Situation eindeutig. Die Volleyball Bundesliga bestätigte auf Nachfrage der SZ eine Impfquote der Spielerinnen und Spieler von mehr als 95 Prozent, an Spieltagen gilt für Bayern in Absprache mit den zuständigen Behörden am Ort zudem unverändert die 3G-Regel. Das bedeutet: Alle am Spiel beteiligten Personen müssen entweder an Covid-19 erkrankt und genesen sein oder einen Impfnachweis respektive tagesaktuellen Schnelltest vorweisen. Vilsbiburgs Spielerinnen machten in der Kabine sogar zusätzlich einen freiwilligen Schnelltest, alle Ergebnisse waren negativ. Damit galt die Partie als sicher. "Danach den Fokus aufs Spiel zu bekommen, ist trotzdem schwer", sagte Gryka, "die Sorge ist da, deshalb haben wir auch eine Weile gebraucht, um unsere Leistung aufs Feld zu bringen."

Zwei Sätze lang war das Team von Florian Völker beim 2:3 (17:25, 17:25, 25:23, 25:22, 11:15) deutlich unterlegen, Völker wollte das allerdings nicht überbewerten. "Wir waren im Kopf mit anderen Sachen beschäftigt, was logisch ist, wenn die unmittelbare Spielvorbereitung so gestört wird", sagte er, "umso besser, dass wir noch mal unsere Aggressivität gefunden haben, man braucht jetzt nichts grundsätzlich in Frage zu stellen."

Bis Ende November sollte die neue Außenangreiferin bleiben - nun fällt sie für diesen Zeitraum aus

Schwierig war für Vilsbiburg nicht nur der Corona-Fall, sondern auch die anhaltende Verletztenmisere gewesen. Kapitänin und Außenangreiferin Jodie Guilliams fehlt wegen eines Bänderrisses noch bis Ende November, ihre Kollegin in der Außenannahme, Luisa Keller, erholt sich aktuell von einer leichten Bänderverletzung und kam lediglich im Hinterfeld zum Einsatz. "Sie wäre im fünften Satz gerne am Netz auf dem Feld geblieben", sagte Völker und räumte ein, "dass wir darüber auch eine Minute nachgedacht haben", die Option sei allerdings als "unverantwortlich" verworfen worden. Auf den Außenpositionen spielten somit Alexis Hart und die 19-jährige Lara Darowski durch. "Da wäre ein Wechsel gut gewesen, um auf Tiefs besser reagieren zu können, aber die Situation ist, wie sie ist", sagte Völker.

Besonders pikant ist dabei allerdings die ungünstige Verquickung der Verletztenlage mit der Causa Corona. Denn die positiv getestete Spielerin war ausgerechnet Außenangreiferin Katharina Schwabe, die erst vor gut einer Woche eigens für die Stabilisierung der Abwehr bis Ende November nachverpflichtet worden war; also für exakt den Zeitraum, für den sie nun mutmaßlich fehlen dürfte. Auch der nach dem positiven Schnelltest obligatorische PCR-Test fiel am Montag positiv aus. Natürlich sei das "ganz bitter", sagte Völker. Aber auch das war und blieb letztlich, was es war. Schwabe wurde am Spieltag umgehend vom Team isoliert und reiste unverzüglich ab.

"Alles, was wir im Moment machen, sind unsere eigenen Maßnahmen", sagt Trainer Völker

Nun haben die Gesundheitsämter das Wort. "Wir können noch nicht abschätzen, was da dranhängt", sagte Geschäftsführer André Wehnert. "Das Gute" sei, "dass alle geimpft sind und hoffentlich nichts passiert ist", sagte er weiter. Vilsbiburg hatte bereits vor dem PCR-Ergebnis vorsichtshalber in Kleingruppen trainiert und eine weitere Spielerin vorerst vom Team getrennt. "Aber alles, was wir im Moment machen, sind unsere eigenen Maßnahmen", sagte Völker. Abgesehen davon, dass eine Corona-Infektion ohnehin niemals günstig ist, trifft sie Vilsbiburg in einer besonders ungünstigen Saisonphase. Am kommenden Samstag steht für den Tabellenachten mit der Partie in Suhl ein direktes Duell um die Playoff-Qualifikation auf dem Spielplan.

Gryka mahnte für die kommenden Tage zur Konzentration auf die eigenen Aufgaben. Die Sorge sei präsent, betonte sie, "aber wir müssen versuchen, das ein bisschen auszublenden und uns auf das verlassen, was uns die Ärzte sagen". Es bestehe bei der aktuell angespannten Corona-Situation in Bayern die Gefahr, "dass es sehr viele Meinungen von Nicht-Experten gibt - das ist gefährlich".

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